Europarat würdigt Festungsnetz

Saarlouis · Sie schien sang- und klanglos beerdigt, die Bemühung der Stadt Saarlouis, sich offiziell an das Weltkulturerbe der Vauban-Festungen zu hängen. Doch jetzt sieht die Stadt neue Chancen. Sie wurde Teil einer „Europäischen Kulturroute“.

 Benedikt Loew (rechts), mit Zeichner Bernd Kissel (Mitte) Vater von Fluxus, freut sich, dass das Buch „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“ so ausgezeichnet gelungen ist; links Christian Job, SR. Foto: H. Jenal

Benedikt Loew (rechts), mit Zeichner Bernd Kissel (Mitte) Vater von Fluxus, freut sich, dass das Buch „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“ so ausgezeichnet gelungen ist; links Christian Job, SR. Foto: H. Jenal

Foto: H. Jenal

Die Stadt Saarlouis , 1680 vom französischen General Sebastien Le Prestre de Vauban als Überschwemmungsfestung gegründet, ist seit 2007 Teil eines "Netzwerkes der Festungsstädte", und dieses Netzwerk hat der Europarat jetzt als eine "Europäische Kulturroute" anerkannt. "Ein Meilenstein" für die grenzüberschreitende kulturtouristische Zusammenarbeit, nannte es die im Rathaus dafür zuständige Christiane Bähr. Oberbürgermeister Roland Henz unterstrich im Ausschuss für Stadtplanung und Tourismus am Mittwochabend, die Zertifizierung lasse auf Chancen hoffen, nun doch dem Weltkulturerbe der Vauban-Festungen offiziell als Anhang zugeordnet zu werden. Da lasse Saarlouis nicht nach. Die Europa-Route sei ein Puzzle-Stückneben der Erschließung des Festungsteils Ravelin V, die 2016 mit Denkmalschutz-Preisen bedacht wurde, neben touristischen Angeboten und wissenschaftlicher Arbeit und dem Geschichts-Comic "Saarlouis - Im Fluss der Zeit" ("Fluxus"), das Saarlouis vor allem jungen Leuten erschließen soll (siehe Artikel oben).

Das Netzwerk ist eine dicht gespannte, grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Kommunen mit bedeutenden Festungen , die vom 12. bis zum 20. Jahrhundert errichtet wurden. Dazu gehören außer Saarlouis auch Homburg die Stadt Luxemburg, in Lothringen Bitche, Longwy, Marsal, Montmédy, Rodemack/Cattenom, Sierck-les-Bains, Thionville und Toul. Erst vor zwei Wochen hat auch das pfälzische Landau in Saarlouis Interesse angemeldet. Longwy und Luxemburg gehören zum Weltkulturerbe.

Dank des Netzwerks konnten, als Beispiele, das französische Ensemble Carabosse in einer Nacht mehr als 20 000 Besucher zum Lichtspektakel nach Saarlouis gelockt werden, können sich Wissenschaftler aus mehreren Ländern zu Tagungen über Festungen treffen.

Die Netzwerk-Orte kann man auch zu einer Route aufreihen. Zweck der "Kulturroute" des Europarates ist im Kern, ähnlich wie beim Netzwerk kulturelle Bindungen über Grenzen hinweg auf allen Ebenen zu stärken. Ein Kulturmanager , den 2017 Luxemburg allein bezahlt, soll zum Beispiel neue touristische Angebote mit ein bis drei Übernachtungen entwickeln. Die Route setzt sich konkrete Ziele, das Ergebnis wird nach drei Jahren geprüft.

Dass der Tourismus in Saarlouis wächst, lässt sich an der Zahl der Stadtführungen ablesen. 2014 waren es laut Hauptamtsleiter Thomas Jacob noch 2234, dieses Jahr (bis Ende Oktober) schon 3201.

OB Roland Henz ist Fan von Fluxus. Das machte er deutlich bei der Vorstellung des Buchs "Saarlouis - Im Fluss der Zeit" im Städtischen Museum. Darin sind die Fluxus-Comics von Benedikt Loew (Text) und Zeichner Bernd Kissel versammelt und um historische Fakten ergänzt.

Moderiert von Christian Job vom SR zeigten Kissel und Loew Szenen der Geschichten und plauderten aus dem Kreativ-Nähkästchen. Wie Henz sagte: "Die Fluxus-Comics zeigen, wie wir Geschichte mit Herz erfüllen."

Kissel/Loew: "Saarlouis - Im Fluss der Zeit", ISBN 978-3946036-52-4, Hardcover 72 Seiten, Geistkirch Verlag, 19,80 Euro, Im Buchhandel und im Städtisches Museum oder über die SZ-Einkaufswelt, Bestell-Hotline: (06 81) 5 02 52 22.

sz-einkaufswelt.de

Meinung:

So macht Geschichte Freude

Von SZ-Redakteur Mathias Winters

Fluxus ist jetzt als Hauptperson in einem ausgewachsenen Buch. Keine schlechte Karriere für einen kommunalen Comic-Helden, bisher bekannt von der Homepage des Saarlouiser Städtischen Museums, der einheimischen Zeitung SZ und dazu noch ein bisschen als Botschafter der Stadt.

In den Comics erzählt der Wassergeist Fluxus die Geschichte (n) von Saarlouis . Seine Väter Benedikt Loew und Bernd Kissel lassen ihn das höchst unterhaltsam tun. Doch umso mehr bringt der Sohn von Flussgott Saravus historische Tatsachen viel näher, als das das staubige Lehrbuch könnte.

So macht Geschichte Freude, und viele werden sich einladen lassen, die vertiefenden Erläuterungen zu den Comics im Buch aufmerksam zu lesen. Weitere Mosaiksteine, die sich zum Gesamtbild einer lebendigen historischen Stadt fügen. So sollte Saarlouis weitermachen: Zeigen, dass Geschichte spannend ist und Spaß macht.

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