Ein Lichtstrahl für Syrien

Saarlouis · Die Integration der Flüchtlinge ist eine Mammutaufgabe, die mit kleinen Schritten am besten zu lösen ist. Ein solcher Schritt war sicher die Veranstaltung im Familienhaus, bei der Syrerinnen ihre Heimat vorstellten.

 Beim Interkulturellen Frauentreff im Kinder-, Jugend- und Familienhaus in Saarlouis nahmen gestern vier junge syrische Frauen die Gäste mit auf eine Reise in ihre Heimat. Foto: Carolin Merkel

Beim Interkulturellen Frauentreff im Kinder-, Jugend- und Familienhaus in Saarlouis nahmen gestern vier junge syrische Frauen die Gäste mit auf eine Reise in ihre Heimat. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

Als am Donnerstagvormittag Bilder der einst blühenden syrischen Stadt Aleppo mit ihrer Zitadelle über die Leinwand im Kinder-, Jugend- und Familienhaus in Saarlouis flimmern, wird es der jungen Syrerin zu viel, sie muss an die Luft. Die ältere Frau neben ihr schaut sich die Aufnahmen ihrer Heimat an, Tränen steigen ihr in die Augen, als ein weiterer Film die Verwüstungen von Aleppo und Homs zeigt.

Bilder von Zerstörung erzählen davon, wie sehr der Krieg in den vergangenen Jahren zugeschlagen hat. Amina Haj Osman ist eine von vier Schwestern, die aus Aleppo geflohen ist, alle vier haben im Kreis Saarlouis eine neue Heimat gefunden. Sie hat Bilder von früher und heute in einem Video gegenübergestellt, es wird ganz still an den Tischen im Familienhaus.

Sprachbarriere überwinden

"Was brauchen Sie denn am dringendsten?", will eine Frau, die zum interkulturellen Frauentreff gekommen ist, nach den Filmaufnahmen wissen.

"Ganz wichtig ist es für uns alle, die Sprache zu lernen", erklärt Amal Haj Osman aus Bous. Für sie ist die Sprachbarriere - sie hat in Syrien als Lehrerin für Englisch gearbeitet - kein großes Problem, doch sie weiß, wie wichtig die Sprache gerade beim Suchen einer Arbeitsstelle ist.

"Haben die Frauen auch in Syrien nach der Hochzeit gearbeitet?", will eine Frau wissen, und die vier jungen syrischen Frauen lachen. "Natürlich haben wir gearbeitet", klärt May Al'Mashriki, seit einem Jahr in Dillingen zu Hause, die deutschen Frauen an den beiden Tischen auf. Sie selbst hat in Damaskus gelebt, dort ihren Master in BWL gemacht, ihre Familie, sagt sie, lebt noch dort. Auch eine weitere Schwester der Familie Haj Osman, sowie die Mutter sind in Aleppo geblieben. "Ja, man kann dort leben, auch wenn es meist keinen Strom und kein Wasser gibt und auch die Lebensmittel knapp und teuer sind. Ganz sicher ist es zwar nicht, aber es ist möglich", sagt Amal.

Motto: "Bunt tut gut"

Für die Frauen, die in Deutschland angekommen sind, heißt es "Bei null anfangen", wie Al'Mashriki sagt. Mehr als vier Stunden am Tag versuchen die Frauen, deutsch zu lernen, um so schnell wie möglich arbeiten zu können. "Und wir haben Hoffnung", ergänzt Amal.

"Es ist schwierig für die Frauen, sie haben den ganzen Tag nichts zu tun. Wir versuchen da, Angebote zu machen, wollen solche Treffen, wie heute, wo man einfach ins Gespräch kommen kann, weiter zu fördern", erklärt Corinna Bast, Kinderbeauftragte der Stadt Saarlouis und seit der Flüchtlingswelle für die Willkommenskultur im Familienhaus zuständig.

Den monatlichen Frauentreff unter dem Motto "Bunt tut gut", erklärt sie, gibt es übrigens schon seit ein paar Jahren, noch lange, bevor die Flüchtlinge in Saarlouis ankamen - das Motto passt aktuell besser denn je.

"Bunt tut gut" - der Interkulturelle Frauentreff ist ein offener Treff, der immer am ersten Donnerstag im Monat stattfindet. Nächster Termin ist am Donnerstag, 12. Mai.

Weitere Informationen bei Corinna Bast unter der Telefonnummer (0 68 31) 44 36 00.

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