Generalleutnant Zorn hält nichts von einer Rückkehr zur Wehrpflicht

Saarlouis · Die Bundeswehr bekommt zusätzliche Milliarden für Personal und Ausrüstung. Davon wird auch die Saarland-Brigade profitieren, kündigt Generalleutnant Eberhard Zorn, ein gebürtiger Saarländer, an. Von der Wiedereinführung der Wehrpflicht hält er nichts.

7000 zusätzliche Soldaten , eine bessere Ausrüstung und mehr Geld aus dem Bundeshaushalt: Einen "Trend nach oben in allen Bereichen" macht Generalleutnant Eberhard Zorn (56), ein gebürtiger Saarbrücker, bei der Bundeswehr aus. "Es geht tatsächlich aufwärts", sagte der Drei-Sterne-General bei einem Vortrag vor rund 200 Soldaten und zivilen Gästen in Saarlouis . Zorn ist Leiter der Abteilung "Führung Streitkräfte" im Verteidigungsministerium und damit einer der wichtigsten Berater von Ministerin Ursula von der Leyen (CDU ) und Generalinspekteur Volker Wieker. Zorn sagte, in der Leitung des Verteidigungsministeriums gebe es eine Entscheidungsfreude, "wie ich sie in meinem ganzen Dienstleben bisher selten erlebt habe".

Die im Frühjahr beschlossene Aufstockung der Bundeswehr um 7000 Soldaten kommt nach Zorns Worten auch der Saarland-Brigade zugute, deren Kommandeur er von 2010 bis 2012 war. Konkret geht es um die Luftlandepioniere und Luftlandeaufklärer. Derzeit werde geprüft, an welcher Stelle es zusätzlichen Bedarf gebe.

Schon jetzt profitiert die Brigade: Die im Jahr 2015 beschlossene Auflösung der Luftlandepionierkompanie in Saarlouis mit rund 200 Dienstposten ist gestoppt. Zudem wurden zusätzliche Stellen für die Luftlandeaufklärungskompanie in Lebach freigegeben, die auf dem Papier 260 Soldaten hat, tatsächlich bislang aber nur 160 bis 180.

Um zusätzliches Personal zu rekrutieren, will die Bundeswehr nach Zorns Worten mehr junge Soldaten einstellen, mehr Zeitsoldaten als Berufssoldaten übernehmen und zudem verstärkt Seiteneinsteiger gewinnen. Die Bundeswehr hatte bis zur "Trendwende" eine starre Obergrenze von 185 000 Soldaten , die zuletzt aber deutlich unterschritten wurde.

Handlungsbedarf sieht Zorn noch beim Ziel, die Abbrecherquote bei den Freiwilligen zu senken. Diese liege beim Heer im Schnitt bei 30 Prozent, bei der Luftwaffe bei 15 Prozent. "Da müssen wir alle besser werden", sagte Zorn. Eine klare Absage erteilte der General einer Wiedereinführung der Wehrpflicht. Diese sei "in der heutigen Zeit nutzlos". Jeder Mannschaftssoldat sei heute "top ausgebildet", sagte Zorn: "Bis der fit ist, ist er drei Jahre in der Ausbildung."

 Auch die Saarland-Brigade soll mehr Personal erhalten. Wie viel, ist noch unklar. Symbolfoto: Bundeswehr/Schmidt

Auch die Saarland-Brigade soll mehr Personal erhalten. Wie viel, ist noch unklar. Symbolfoto: Bundeswehr/Schmidt

Foto: Symbolfoto: Bundeswehr/Schmidt

Als Grund für die "Trendwende" nannte Zorn neue sicherheitspolitische Herausforderungen, etwa aus dem Cyber-Raum, und einen neuen Stellenwert der Landes- und Bündnisverteidigung. Letztere soll nach Jahren der Stabilisierungseinsätze auf dem Balkan und in Afghanistan wieder gleichberechtigte Aufgabe der Streitkräfte sein. Die internationale Ordnung sei im Umbruch, sagte Zorn. Und Deutschland sei bereit, international mehr Verantwortung zu übernehmen, nicht nur militärisch.

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