Auch der rote Rock rettet den Kardinal nicht

Saarlouis · Auch die himmlischen Mächte standen Oberbürgermeister Roland Henz am Fetten Donnerstag nicht bei. Als Kardinal musste der Saarlouiser Schlafhaus-Chef vor der Übermacht der städtischen Narren kapitulierten.

 Keine Furcht vor hohen Tieren hatte das Stadtprinzenpaar am Fetten Donnerstag und entmachtete kurzerhand den scheinheiligen Kardinal, Oberbürgermeister Roland Henz. Foto: Johannes A. Bodwing

Keine Furcht vor hohen Tieren hatte das Stadtprinzenpaar am Fetten Donnerstag und entmachtete kurzerhand den scheinheiligen Kardinal, Oberbürgermeister Roland Henz. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Mit Krönchen, Schirmen und Gardeuniformen rückten am Donnerstagnachmittag sieben Saarlouiser Vereine aufs Rathaus zu. Das bürokratische Dreigestirn zu entmachten, war ihr Ziel. Sieben Grad Celsius und Nieselregen herrschten beim Aufstellen auf dem Kleinen Markt. Ohne den gewohnten Böllerschuss aus der Kanone des Lauterner Artilleriekorps startete der Tross, jedoch mit Musik des Spiel- und Fanfarenzuges Neuforweiler. In der Französischen Straße standen diesmal merklich weniger Zuschauer Spalier, und die suchten Stehplätze unter Markisen und Arkaden.

"Die Luftschlange ist vom Vorjahr", rief Moderator Hans Werner Strauß vor dem Rathaus. "So wird hier gespart." Von einem Fenster im ersten Stock blickte das Verwaltungstrio auf die Angreifer. Als scheinheiliger Kardinal erschien Oberbürgermeister Roland Henz, Bürgermeisterin Marion Jost im Sträflingskostüm und der Beigeordnete Günter Melchior machte den Zauberer.

Zwischendurch schob der falsche Kardinal Vertreter von Bundeswehr und Polizei vor sich sowie den französischen Honorarkonsul. Doch das seien "alles Pappnasen, die do owen steh'n", urteilte Strauß. "Für euch wird's langsam Zeit zu geh'n", stellte Ramona Symannek von den Picarda Fräsch fest. "Scheen war's met euch, auf Wiedersehn." "Mir kommen jetz enns Rathaus renn", drohte die LiGeKa, "weil mir halt scheener senn".

Auf Kritik wegen Verzögerungen beim Theater am Ring fragte Kardinal Henz: "Warum konnte Gott die Welt in sieben Tagen erschaffen? Er hatte keinen Stadtrat, keine Beamte und keinen Brandschutz." "Liebe Schwestern und Brüder", säuselte der Kardinal, "Beten und Hoffen ist mein Prinzip." Er vertraue auf andere und habe sich selbst sehr lieb. "Kommt ihr Narren", forderte er zum Rathaussturm, "zieht aus dem Dreck den Karren".

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