„Die Niedrigstzinspolitik hinterlässt Spuren“

Saarlouis · Auswirkungen der großen Politik stellen auch regionale Geldinstitute wie die Kreissparkasse Saarlouis vor große Herausforderungen.

Die Kreissparkasse Saarlouis (KSK) hat gestern ihre Bilanz 2016 vorgelegt. Einige wichtige Zahlen sind in der Grafik dargestellt (siehe auch ). Und der Vorstandsvorsitzende der KSK, Horst Herrmann, hat im Vorfeld Fragen zur aktuellen Situation in der Sparkassen-Landschaft beantwortet.

Was war 2016 der wichtigste Trend für Sparkassen allgemein und für die KSK Saarlouis im Besonderen?

Horst Herrmann: 2016 war geprägt von weltwirtschaftlichen Unruhen und Strukturproblemen. Die Brexit-Entscheidung, das Ergebnis des Referendums in Italien und das Vordringen populistischer Gruppierungen, die Präsidentschaftswahl in den USA sind nur einige Beispiele dafür. Gerade die anhaltende Niedrigst- und Negativzinspolitik hinterlässt auch bei den Sparkassen in Deutschland erkennbar ihre Spuren. Davon ist auch die KSK Saarlouis betroffen. Allerdings haben wir diesen betriebswirtschaftlichen Druck bisher gut kompensieren können.

Welches waren die größten Erfolge im Vorjahr?

Herrmann: Im Jahr 2016 konnte unsere Sparkasse quer durch alle Branchen 39 Existenzgründer mit einem Finanzierungsvolumen von über 6,5 Millionen Euro bei ihren Vorhaben begleiten. Damit liegen wir über dem Bundesdurchschnitt. Mit diesen Neugründungen wurden 175 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert, davon alleine über 50 Plätze bei der Nachfolgegesellschaft der SHG. Daneben haben wir es geschafft, trotz verschärfter rechtlicher Rahmenbedingungen unseren Kreditbestand nochmals auszubauen. Insgesamt haben wir über 460 Millionen Euro an Darlehensmitteln bereitgestellt, davon rund 300 Millionen Euro an Unternehmen, Selbstständige und Kommunen.

Alle Welt spricht von den Entwicklungen in den USA seit Beginn der Präsidentschaft von Donald Trump. Inwiefern ist Ihre Geschäftstätigkeit davon beeinflusst?

Herrmann: Irgendwie fühlt es sich im Moment so an, dass die Welt, in der wir in den vergangenen Jahrzehnten in Europa gelebt haben, neu geordnet wird - und dies nicht nur wegen der Entwicklungen in den USA. Europa muss aufpassen, dass es nach Abschluss der Dekade nicht an Bedeutung auf dieser Welt verliert. Aber zurzeit haben diese Entwicklungen für uns als regional tätiges Institut noch keine Konsequenzen.

Landtag und Bundestag werden in diesem Jahr gewählt. Was sollte aus Ihrer Sicht für eine gute oder bessere Zukunft der Sparkassen unbedingt in den Parteiprogrammen stehen?

Herrmann: Hierzu fallen mir spontan drei Dinge ein: Ablehnung der geplanten Zentralisierung der Einlagensicherung. Die EU-Kommission will ein gemeinsames europäisches Einlagensicherungssystem einführen, bei dem angesparte Sicherungsmittel deutscher Institute für Bankenpleiten anderer EU-Staaten herangezogen werden könnten. In Deutschland besteht bereits seit mehreren Jahren ein Einlagensicherungssystem, das zusätzlich durch Institutssicherungssysteme der Sparkassen und Genossenschaftsbanken ergänzt wird. Zweitens: Unterstützung des Einsatzes der Bundesbank für eine solide und ausgewogene europäische Geldpolitik. Zwar haben die niedrigen Zinsen und die ultralockere Geldpolitik der letzten Jahre sicherlich die Staatshaushalte deutlich entlastet, aber die Unsicherheiten an den nationalen wie internationalen Kapital- und Finanzmärkten haben deutlich zugenommen. Drittens: Einsatz für eine stärkere Differenzierung im Aufsichtsrecht. Dabei geht es darum, Institute in Abhängigkeit ihrer Größe und Komplexität ihres Geschäftsmodells zu regulieren. Gerade kleinere Institute werden immer weiter mit Regeln überzogen, die eigentlich für international tätige Banken gedacht sind.

Zum Abschluss ein Blick nach vorn. Welches werden die drei größten Herausforderungen für das Geschäftsjahr 2017?

Herrmann: Die größte Herausforderung sehe ich nach wie vor in der Bewältigung der anhaltenden Niedrigzinsphase und dem damit verbundenen Kosten- und Ertragsdruck. Ein zweites sehr herausforderndes Thema ist das Fortschreiten der Digitalisierung. Daneben liegt unser Fokus nach wie vor in dem weiteren Ausbau unserer Beratungsqualität und Serviceleistungen.

 Horst Herrmann, Vorstandsvorsitzender der KSK Foto: M. Schönberger

Horst Herrmann, Vorstandsvorsitzender der KSK Foto: M. Schönberger

Foto: M. Schönberger

Das Gespräch führte Mathias Winters

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