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Saarlouis · Es sind Gebrauchsgegenstände, über die man sich meist nicht viele Gedanken macht: Messer, Gabel und Löffel. Das Saarlouiser Museum Haus Ludwig hat kostbarem Besteck nun eine Ausstellung gewidmet.

 Besteck mit Korallengriff. Foto: Studio Helge Mundt, Hamburg

Besteck mit Korallengriff. Foto: Studio Helge Mundt, Hamburg

Foto: Studio Helge Mundt, Hamburg

Das Saarlouiser Museum Haus Ludwig beherbergt zurzeit auf zwei Etagen eine außergewöhnliche Ausstellung. Unter dem Titel "Augenschmaus" werden Bestecke und Porzellan aus der Sammlung des Aachener Suermondt-Ludwig-Museums gezeigt. Der Schwerpunkt der in 38 Vitrinen ausgestellten Bestecke liegt auf der faszinierenden Vielfalt an Formen und Materialien, aus denen die Besteckgriffe gemacht sind: Bernstein, Perlmutt, Koralle, Bergkristall, Achat, Porzellan , Fayence und Holz sowie figürlich geschnitztem Elfenbein. Zu sehen ist beispielsweise ein vollständig erhaltenes zwölfteiliges französisches Besteck aus der Mitte des 19. Jahrhunderts in einem mit Samt und Leder ausgeschlagenen Holzkasten. Die Griffe sind aus Silber, vergoldetem Silber und Jaspis gefertigt. Ebenso verdienen ein osmanischer Löffel und zwei südosteuropäische Messer sowie ein venezianisches Messer aus dem 16./17. Jahrhundert Beachtung.

Besteck als einheitlich gestalteten Satz von Messer, Gabel, Löffel gab es jedoch nicht vor 1600. Er bürgerte sich in unserem Kulturkreis erst um 1700 allmählich ein, wobei dem Werkzeug zum Essen noch nicht die Bedeutung zukam, wie es seit 1900 der Fall ist. Im Mittelalter war die Gabel nur Tranchierbesteck. Man nahm sich das Essen stückchenweise mit einem spitzen Messer, von dem man es mit drei Fingern abnahm und in den Mund steckte. Das älteste, ausschließlich zur Nahrungsaufnahme bestimmte Gerät ist der Löffel. Im späten Mittelalter und in der Renaissance hatte er einen sehr kurzen Griff und eine runde Laffe, die Mulde, aus der man Brei und Suppe schlürfte. Besteck galt lange Zeit als Statussymbol. Jeder besaß eines, das seinen Bedürfnissen angepasst war und sich nach Möglichkeiten richtete. Man vererbte es der nächsten Generation. Man trug es stets bei sich und nahm es mit auf Reisen und zu Essenseinladungen, da die Angst vor einer Vergiftung groß war.

Die Sammlungen des Aachener Suermondt-Ludwig-Museums, nach Solingen die bedeutendste, besteht aus der von Franz Bock und wertvollen Objekten, die im Besitz von Irene und Peter Ludwig waren. Bock, Rheinländer, katholischer Priester, Kunstgelehrter und -archäologe sowie Sammler, vornehmlich mittelalterlicher Kunst, legte den Grundstock. 1881 hatte er seine Kostbarkeiten an die Stadt Aachen verkauft. Die Ausstellung in Saarlouis veranschaulicht die Entwicklung der Tischkultur und den Wandel des Bestecks vom späten Mittelalter bis zum Historismus in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

museum-haus-ludwig. Saarlouis .de

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