Auf der Insel tief ins Glas geschaut

Saarlouis · Leider immer nur zeitlich begrenzt: die Attraktionen, die die Vaubaninsel im Saaraltarm in Saarlouis zu einem Premiumort machen. Zurzeit lassen sich eine erholsame Erfrischung und Blicke in sehr ungewöhnliche Glasobjekte kombinieren.

 Glasskulptur von Yan Zoritchak im Gewölbe auf der Vaubaninsel in Saarlouis.

Glasskulptur von Yan Zoritchak im Gewölbe auf der Vaubaninsel in Saarlouis.

Na und? Man steht vor Glasobjekten mit, zugegeben, interessanten Einschlüssen, aber wieso schreiben viele Besucher Sätze wie diese ins Gästebuch: "Ausgesprochen faszinierende Einblicke durch Glas."? Erst im Weggehen fällt der Blick von der Seite ins selbe Objekt und durch das Glas - in ungeahnte Tiefen. Ungeahnte Welten gar. "Nur schön", schwärmt der Organisator dieser Ausstellung auf der Vauban-Insel in Saarlouis , Claus Zöllner. "Beim Blick in diese Glasskulpturen erhole ich mich. Jedes Mal." Zu sehen sind die Objekte auf der Vauban-Insel im Saaraltarm. Die Insel ist Teil der Überschwemmungsfestung aus dem 17. Jahrhundert.

Die Glasobjekte stammen von Yan Zoritchak, der aus der Slowakei kommt und schon lange in Frankreich lebt. Zoritchaks Glas-Skulpturen stehen in 250 Museen aller Kontinente dieser Erde, versichert Zöllner. Zoritchak erhitzt Quarzsand auf 800 Grad und versenkt ins werdende Glas Teilchen aus Metall. Aus Eisen, aus Gold, aus Silber, Platin , Nickel. Seine Erfahrung sagt ihm, wie die Teilchen in der Hitze reagieren könnten. Später schneidet er das Werkstück wie zu großen Kristallen zu. Der Blick hinein offenbart dann die plötzliche Tiefe wie durch Prismen.

Ständig sind Besucher in der Ausstellung im Gewölbe des alten Gebäudes auf der Vauban-Insel. Es kommen viele Auswärtige, wie auch Sascha Gimler beobachtet, der die wohl am schönsten situierte Gastronomie in Saarlouis betreibt. Aus dem Gewölbe heraus schaut man auf die Gastro-Terrasse mit Liegestühlen und passend einfacher Bestuhlung. Der Blick geht über den Altarm bis zur Schleusenbrücke, zusammen mit der Vaubaninsel die militärtechnische Keimzelle für den Bau von Saarlouis . Links sieht man das Stadtgartengymnasium, rechts das für sieben Millionen Euro freigelegte und neu modellierte Ravelin V mit dem Hauptgraben der Festung.

Leider gilt hier wie bei der Glas-Austellung: nur zeitlich begrenzt. Die einfache Gastronomie unter der mächtigen Eiche gibt es nur von Freitag bis Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 22 Uhr. Rechtliche Gründe verhindern zudem, dass das alte Gewölbe nicht nur, wie jetzt, für Ausstellungen oder Trauungen genutzt wird, sondern auch für Gastronomie.

Den Ort indes haben die Saarlouiser längst für sich entdeckt: Zu manchen Insel-Konzerten der Festungstage, die jetzt wieder beginnen, kommen hunderte Besucher.

Eine öffentliche Matinee der Glaskunstausstellung findet am Sonntag, 19. Juni, 11 Uhr, statt. Als Gast hat sich unter anderem Kanzleramtsminister Peter Altmaier angekündigt. Ausstellung noch bis 22. Juni

Meinung:

Premiumort für die Bürger

Von SZ-Redakteur Johannes Werres

 Ausruhen unter mächtiger Eiche und Michel Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis: Der „Inselgarten“. Fotos: Hartmann Jenal

Ausruhen unter mächtiger Eiche und Michel Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis: Der „Inselgarten“. Fotos: Hartmann Jenal

Der Saarlouiser Inselgarten ist genau die Art einfacher Gastronomie, auf die die Saarlouiser selbst ein Recht haben. Ein Premium-Ort nicht nur für Touristen, sondern vor allem für die Bürger. Und eben nicht voll ausgereizt, nicht gewinnmaximiert. So soll es bleiben, auch wenn man sicher was Edles draus machen könnte. Bitte dieser Versuchung widerstehen! Viel besser wäre, die Stadt räumte dem Inselgärtner die Möglichkeit ein, den Biergarten täglich zu öffnen. Und vielleicht ein Hinweisschild irgendwo erlauben.

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