Ausschuss ignoriert Hilferufe

Saarlouis · Wie vor einem halben Jahr vertagt der Saarlouiser Ausschuss Stadtplanung, Bauen und Umwelt eine Lösung in Sachen Multifunktionsfeld an der Wohnstraße Im Fischerfeld. Anwohner sind entsetzt.

 Ein Basketballkorb, ein Zaun und ein Fußballtor ergeben ein Multifunktionsfeld, das laut Schild links im Bild Kinderspielplatz sein sollte. Stattdessen: Nutzung bis tief in die Nacht mit ununterbrochenem Scheppern des Zauns und zum Himmel stinkende Verschmutzung. Foto: Hartmann Jenal

Ein Basketballkorb, ein Zaun und ein Fußballtor ergeben ein Multifunktionsfeld, das laut Schild links im Bild Kinderspielplatz sein sollte. Stattdessen: Nutzung bis tief in die Nacht mit ununterbrochenem Scheppern des Zauns und zum Himmel stinkende Verschmutzung. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Die Besucher des Ausschusses für Stadtplanung, Bauen und Umwelt (ASBU) des Saarlouiser Stadtrates schlichen wie begossene Pudel aus der Sitzung am Mittwochabend. Sie hatten sich zu Wort melden und mit Fotos dokumentieren wollen, was in ihrer direkten Nachbarschaft geschieht. Hilferufe, weil das Multifunktionsfeld - sprich Basketball- und Bolzplatz - an der Straße Im Fischerfeld zu einer massiven Belastung geworden ist. Vergeblich. "Vertagung" war gerade beschlossen worden - "unglaublich", sagt einer beim Rausgehen.

Wie im November 2014

Vor einem halben Jahr hatte der ASBU das Thema schon einmal vertagt. Die Verwaltung solle doch mal schauen, ob es eine andere Lösung als Abbau von Tor und Basketballkorb oder Einzäunung des Feldes gebe. Bürgermeisterin Marion Jost berichtete nun dem Ausschuss aus eigener Anschauung und Gesprächen mit den Anwohnern. "Das ist im negativen Sinne sehr beeindruckend, unhaltbar", sagte sie.

Fäkalien im Garten

Lärm bis weit in die Nacht hinein, Beleidigungen, Sachbeschädigungen, Dreck in Form von Scherben und menschlichen Fäkalien auf dem daneben liegenden Kinderspielplatz und in den Gärten der Anwohner stehen auf der Beschwerdeliste. Zustände, die Anwohner bestätigen - aber bitte nicht mit Namensnennung, weil schon Bedrohungen vorgekommen sind.

Kinder- und Jugendfreundlichkeit stehen hier laut Jost nicht zur Debatte. Der Platz ist zum Treff von Erwachsenen mit und ohne Familien geworden, der mit Autos angefahren wird. Kinder und Jugendliche aus der Gegend werden verjagt.

Groß nennt Alternative

Die Verwaltung hatte deshalb vorgeschlagen, den "Planungsfehler" (Jost) zu korrigieren, den Platz abzubauen und eine Alternative zu suchen. Heiner Groß, Mitglied des Beirats nannte diese sogar: ein paar hundert Meter entfernt ist ein Bolzplatz.

Raphael Schäfer , CDU , Sabina Hartnack, SPD , und Gabriel Mahren, Grüne, erklärten: Nein, wir wollen den Platz nicht abbauen. Unbedingt müsse eine Alternative her - dass Groß diese aufgezeigt hatte, nahmen die drei nicht auf -, und mit Einsatz von Jugendsozialarbeit, Ortspolizeibehörde und Polizei sollte Auswüchsen Einhalt geboten werden. Es wurde einstimmig vertagt.

Meinung:

Dies Vertagen ist Versagen

Von SZ-Redakteur Mathias Winters

Mehrfach-Skandal: So und nicht anders nenne ich das, was sich die Saarlouiser Stadtverordneten im Ausschuss für Stadtplanung, Bauen und Umwelt am Mittwochabend erlaubt haben.

Skandal 1: Bürger kommen nicht zu Wort (und rede mir keiner von Geschäftsordnung, die schreibt nicht vor, Sorgen zu missachten). Skandal 2: Bürgermeisterin Marion Josts Ausführungen werden ignoriert, wie auch - Nummer 3 - keiner, der seine offenkundig vorgefertigte Haltung blind und taub durchzieht, auf Heiner Groß hört, der einen konstruktiven Vorschlag macht.

Das führt zum Gesamtskandal: Menschenkot im Garten und Glassplitter im Sandkasten sind ja nicht so schlimm, wenn von irgendwo kritische Stimmen kommen könnten, die Damen und Herren Stadtverordnete seien kinder- und jugendfeindlich. Beschämend: Dies Vertagen ist Versagen.

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