Mit Englisch allein kommt man nicht weit

Saarlouis · Flüchtlinge haben ohne Aufenthaltsstatus keinen Anspruch, einen Deutschkurs zu besuchen. Doch sie wollen die Sprache unbedingt lernen. Ein Kurs von Ehrenamtlichen bei der Caritas in Saarlouis macht das möglich.

 Marwa und ihr Sohn Bisher kamen vor einem Jahr aus Syrien. Inzwischen kann Marwa selbst anderen Flüchtlingen helfen.

Marwa und ihr Sohn Bisher kamen vor einem Jahr aus Syrien. Inzwischen kann Marwa selbst anderen Flüchtlingen helfen.

Solomon ist 44 Jahre alt und drückt wieder die Schulbank. Der Flüchtling aus Eritrea lebt seit fünf Monaten in Ensdorf, bei der Gemeinde darf er inzwischen einer gemeinnützigen Arbeit nachgehen, erzählt er stolz. Eigentlich ist er Koch, und er möchte auch gerne in seinem Beruf arbeiten. Aber vorher muss er Deutsch lernen; einen Anspruch auf einen Sprachkurs hat er wiederum erst, wenn er als Asylbewerber einen Aufenthaltsstatus bekommt. Je nach Herkunftsland dauert das zur Zeit zwei bis sechs Monate.

Lange Wartelisten

Doch auch für Flüchtlinge , die noch keinen Aufenthaltsstatus haben, kann die Caritas in Saarlouis dank ehrenamtlicher Helfer einen Deutschkurs anbieten. Drei mal wöchentlich unterrichtet ein Ehepaar rund 20 Männer und Frauen. Die Warteliste ist lang: "Wir könnten problemlos vier weitere Kurse füllen", sagt Annemarie Rau von der Flüchtlingsberatung der Caritas . "Deutsch zu lernen ist ganz wichtig für alle Flüchtlinge , sie wollen ja hier zurechtkommen, einkaufen gehen, Bus fahren, mit den Nachbarn reden." Nie fehlt jemand im Kurs, berichtet Rau, alle lernen eifrig. "Viele kommen mit dem Fahrrad, sogar aus St. Barbara oder aus Schmelz, weil der Bus teuer ist." Alle Flüchtlinge haben Dramatisches erlebt, berichtet Rau; ihren Namen wollen die meisten nicht in der Zeitung sehen.

Marwa aus Syrien lebt schon seit einem Jahr in Deutschland und besucht inzwischen den Deutsch-Kurs für Fortgeschrittene. Zuvor saß sie im Kurs "Mama lernt Deutsch". Mit ihrem Mann und den drei Kindern ist sie in Wallerfangen heimisch geworden, ihre Tochter geht dort in die Grundschule. "Sie spricht Deutsch schon sehr gut, sie hat auch Freundinnen gefunden", erzählt Hamada lächelnd. Inzwischen arbeitet sie selbst ehrenamtlich für die Caritas : Sie erklärt anderen syrischen Flüchtlingen in der Muttersprache Arabisch, wie man sich eine Fahrkarte kauft, wie die medizinische Versorgung funktioniert oder wie Weihnachten in Deutschland gefeiert wird.

Ganz allein in Deutschland

 Helen (l.) und Freweini aus Eritrea haben sich im Deutschkurs der Caritas in Saarlouis kennengelernt. Fotos: Thomas Seeber

Helen (l.) und Freweini aus Eritrea haben sich im Deutschkurs der Caritas in Saarlouis kennengelernt. Fotos: Thomas Seeber

 Johannes aus Eritrea

Johannes aus Eritrea

Denn Kontakt zu Einheimischen haben die Flüchtlinge kaum. Wenigstens im Sprachkurs treffen sie auf andere Menschen. Auch Helen, 24 Jahre, ist völlig allein in Deutschland. Im Sommer kam sie aus Eritrea nach Saarlouis , in ihrer Heimat arbeitete sie im Finanzministerium. Im Kurs hat sie schon eine Freundin gefunden, die 22-jährige Freweini hat dassselbe Heimatland. Viele Flüchtlinge kommen aus Eritrea , Englisch lernen sie schon in der Schule und die meisten sprechen es perfekt. Aber das nutzt ihnen wenig, erzählen sie; denn im Saarland spricht das im Bus, in der Bäckerei, beim Arzt kaum jemand.

Aus Eritrea flüchtete auch Johannes. Der Arzt lebt seit fünf Monaten in Saarlouis . Vor vier Wochen wurde er im Sprachkurs aufgenommen, er spricht erst ein paar Brocken Deutsch. Er hofft, in Deutschland wieder als Arzt arbeiten zu können, aber dazu muss sein Abschluss anerkannt werden. Um das zu erreichen, muss er gut Deutsch können, sagt er - und nimmt sich noch ein paar Hausaufgaben vom Stapel.

weiterer Bericht > Seite C5

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