Von „raffgierigen Windkraft-Profiteuren“ und „stählernen Monstern“

Saarlouis · Eine gut besuchte Anti-Windkraft-Veranstaltung von Saar-Linken und Bürgerinitiativen in Saarlouis hat deutlich gemacht, wie hochemotional die Debatte teils geführt wird. Am Ende gab es auch noch Lob für Horst Seehofer.

Das Theater am Ring platzt aus allen Nähten. Einige der Gäste müssen stehen, andere nehmen mit der Tribüne vorlieb. Das Thema Windkraft zieht. "Naturschutz auf Kosten der Natur - Wie die ‚saubere Energie' unsere Umwelt zerstört", unter diesem Motto hat die Linke-Fraktion im Landtag mit mehreren Bürgerinitiativen zu einer Podiumsdiskussion geladen. Mehr als 300 Menschen sind gekommen. Unter den Gästen ist der eine oder andere, der sich über ein Windrad in seiner Nachbarschaft ärgert.

Nach einer kurzen Einleitung der Linken-Abgeordneten Dagmar Ensch-Engel tritt Uwe Anhäuser ans Mikrofon, Sprecher des Bündnisses Energiewende für Mensch und Natur, dem neben rheinland-pfälzischen auch acht saarländische Bürgerinitiativen gegen den Windkraft-Ausbau angehören. Anhäuser schimpft über "raffgierige Windkraft-Profiteure" und fordert, naturnahe Landschaften wie den Saargau und den Bliesgau vom Bau neuer Anlagen auszunehmen. Mit einer Mischung aus Kopf- und Bauchargumenten übernimmt der später mit stehenden Ovationen verabschiedete Enoch zu Guttenberg, Vater des Ex-CSU-Politikers Karl-Theodor zu Guttenberg . Der Dirigent und Mitgründer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte mit seiner Organisation gebrochen, weil diese im Gegensatz zu ihm die Windkraft befürwortet. Durch Windkraft würden Menschen "psychisch und physisch gefährdet", so Guttenberg. Der Bau der Anlagen sei ein "Verbrechen des Staates an der Bürgerschaft". Die "Rattenfänger der Macht" würden beim Bau "stählerner Windradmonster" die "Wahrheit korrumpieren". Nach einigen Minuten teils hochemotionaler Rede wird Guttenberg sachlich. Durch die Technologie blieben "hunderttausende Vögel und Fledermäuse auf der Strecke". Mit der Windenergie könne man die Atomkraft nicht ersetzen, allein für einen Anteil von fünf Prozent müsse man alle acht Kilometer zehn Anlagen bauen. Er plädiere dafür, auch im Saarland die in Bayern geltende 10-H-Regelung anzuwenden, wonach Windkraftanlagen zu Wohngebäuden einen Mindestabstand vom Zehnfachen ihrer Höhe einhalten müssen. Er befürworte Dampf- und Gaskraftwerke als Brückentechnologie, außerdem sollten Fabriken zum Anbringen von Solaranlagen verpflichtet werden.

Oskar Lafontaine pflichtet Guttenberg in vielen Punkten bei. Als Linken-Fraktionschef setze er sich schon länger für die 10-H-Regelung im Saarland ein. Windkraft sei teuer und könne niemals die Atomkraft ablösen, zudem schade sie dem Tourismus. Den Entscheidern im Landtag fehle die "Liebe zur Natur". Am Ende lobt Lafontaine gar Horst Seehofer (CSU ) für dessen Windkraft-Kritik und fordert: "Ich wünschte mir Seehofer hier als Ministerpräsidenten."

 Oskar Lafontaine

Oskar Lafontaine

Foto: Jensen/dpa

Der BUND Saar äußert sich derweil kritisch. Der Abend in Saarlouis sei "kein gutes Signal für den Klimaschutz" gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung. Statt Polemik brauche man eine "radikale und gerechte sozial-ökologische Transformation unseres Wirtschaftssystems".

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