Sie wollen auf den Chefsessel im Saarlouiser Rathaus

Saarlouis · Drei Frauen und ein Mann stellen sich der Wahl zum OB von Saarlouis. Ein Besuch bei Kirsten Cortez (FDP).

 Kirsten Cortez kandidiert für das Oberbürgermeister-Amt von Saarlouis.

Kirsten Cortez kandidiert für das Oberbürgermeister-Amt von Saarlouis.

Tonia begrüßt als erste an der Haustür auf dem Steinrausch. Tonia ist eine Hündin, ein Rauhaardackel mit Kleinmädchen-Charme, acht Jahre alt, aus dem Tierheim. Sie fühlt sich sichtlich wohl in dem Haus und trottet schon mal vor ins große Wohnzimmer von Familie Cortez de Lobao.

Kirsten Cortez kandidiert als Oberbürgermeisterin von Saarlouis, die Wahl ist am 26. März. Ihre Wahlplakate spielen mit Überraschung: "Geben wir der Stadt ein neues Gesicht - Kirsten Cortez" steht dort. Und daneben ihr Gesicht, ein neues, unverbrauchtes, das die Stadt verkörpern soll: Die 53-jährige Kirsten Cortez geht für die FDP ins Rennen. So schön also soll das Gesicht von Saarlouis werden, lautet unausgesprochen die Botschaft.

Cortez meint das, rückübertragen in die Politik, auch so. Der erste Eindruck einer Stadt präge, und der von Saarlouis könne durchaus noch besser werden, sagt sie. Die Stadteingänge hält sie an einigen Ecken für unglücklich gestaltet. Die Französische Straße "finde ich zu wuselig", da könnte mehr einheitliche Gestaltung rein: Beispiele. Schließlich, sagt Cortez, solle Saarlouis ja auch attraktiv bleiben für Jüngere.

"Warum nicht eine Talentsuche? Wo 15- bis 19-jährige Schüler gezielt ihre Talente kennenlernen können?" An den Schulen komme das zu kurz, junge Leute verlören oft die Orientierung, weil sie die vielen Angebote an sie "nicht erleben können". Einer ihrer Töchter hat sie vor Jahren einen Tag mit einem Coach geschenkt. Der habe ihr Profil richtig erkannt, die Tochter sei bis heute glücklich mit Studien- und Berufswahl. Vier Kinder, drei Mädchen und einen Jungen zwischen 20 und 30 Jahren, hat sie. Klar, dass man so viel Platz braucht, wie das 80er-Jahre-Haus auf dem Steinrausch im Wohnzimmer vorhält.

Cortez lebt hier mit ihrem Mann, einem Arzt mit portugiesischen Wurzeln. Er fällt ihr sofort auf die Frage nach einem prägenden Ereignis ein. Sie, Studentin, drei Kinder, alleinerziehend, lernte ihn in einem Kultur-Keller in Fulda kennen. Den geflüsterten Hinweis einer Freundin, "die hat drei Kinder", habe er bloß quittiert mit "ja und?". Das habe für sie alles verändert.

"Ich konnte mich dann leicht auf sein Leben einlassen. Wir gingen ins Saarland, ich war allein mit den bald vier Kindern, denn mein Mann war als Arzt mit der Bundeswehr ständig unterwegs. Aber dieser eine Satz, das war die Erfahrung von bedingungslos."

Beide traten vor zwei Jahren in die FDP ein. Kirsten Cortez war viele Jahren zuvor aus Partei und Stadtratsfraktion der Grünen in Saarlouis ausgetreten.

Kirsten Cortez stammt aus Norddeutschland, von der dänischen Grenze, und kam nach Jahren in Fulda 1995 nach Saarlouis in das Haus auf dem Steinrausch. Sie ist diplomierte Sozialpädagogin, Ernährungspsychologin und Ernährungscoach.

Ihr vier Kinder haben Instrumente spielen gelernt. Mit 50, sagt Cortez, habe sie das endlich auch selbst lernen wollen. Cello, "ich mag diesen tiefen, warmen Ton, der auch mal Fehler verzeiht." Nicht einmal Noten habe sie bis dahin lesen können.

Dieses Jahr zu Weihnachten aber habe sie zu Hause schon vorspielen können. "Man muss es wollen. Dann geht es."

 Auch das ist Saarlouis: Mit der Unterführung an der Ecke Zeughausstraße/Choisy-Ring muss rasch was geschehen, sagt Kirsten Cortez. Fotos: Thomas Seeber

Auch das ist Saarlouis: Mit der Unterführung an der Ecke Zeughausstraße/Choisy-Ring muss rasch was geschehen, sagt Kirsten Cortez. Fotos: Thomas Seeber

Die drei Kandidatinnen und der Kandidat treffen am Mittwoch, 8. März, 19 Uhr, in einer Podiumsdiskussion aufeinander. Sie wird moderiert von Mathias Winters (SZ) und Thomas Gerber (SR). Im Vereinshaus in Fraulautern treten außer Kirsten Cortez an: Claudia Beck (Die Grünen), Peter Demmer (SPD) und Marion Jost (CDU).

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