Beten auf dem Autoscooter

SAARLOUIS · Die Schausteller-Familie Roos lädt beim Ostermarkt zu einem Gottesdienst auf ihrem Fahrgeschäft ein.

 Das gewohnte Bild eines Autoscooters: Die Besucher flitzen in buntem und grellem Licht über die Fläche des Fahrgeschäfts. Deutlich besinnlicher soll es am Morgen des 2. April beim Gottesdienst werden. SymbolFoto: Frank Rumpenhorst/dpa

Das gewohnte Bild eines Autoscooters: Die Besucher flitzen in buntem und grellem Licht über die Fläche des Fahrgeschäfts. Deutlich besinnlicher soll es am Morgen des 2. April beim Gottesdienst werden. SymbolFoto: Frank Rumpenhorst/dpa

Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Wenn man an einem Sonntagmorgen einen Kirmesplatz betritt, erwartet man eigentlich nicht viel Trubel. Anders könnte das aber am 2. April aussehen. Da veranstaltet die Schaustellerfamilie Roos nämlich auf dem Saarlouiser Ostermarkt ab 10 Uhr einen Autoscooter-Gottesdienst. Leiten wird ihn Schaustellerpfarrer Johannes Bräuchle von der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Es mag auf den ersten Blick ungewöhnlich klingen, aber mitten auf dem Autoscooter-Fahrgeschäft werden die Besucher sitzen. Die Schausteller schieben dazu die Scooter zur Seite und stellen, wie in der Kirche, Bänke als Sitzgelegenheit auf die Fahrbahn. Es wird Blumenschmuck geben und sogar einen Altar, der extra dafür aufgebaut wird. Im Anschluss gibt's für alle noch Kaffee und Kuchen. Ob die Messe auch von Kirmesmusik begleitet wird, steht noch nicht ganz fest. Am besten, man lässt sich einfach überraschen. Pfarrer Bräuchle hätte auch nichts gegen ein bisschen Kirmesmusik. "Die hab ich am Liebsten", betont er.

Aber wie kommt man überhaupt auf die Idee, Autoscooter und Gottesdienst zu kombinieren. Manuela Roos erklärt: "Vor fünf Jahren haben wir unsere Tochter auf unserem Autoscooter auf dem Ostermarkt getauft. Plötzlich wollten auch private Leute, die das gesehen haben, daran teilnehmen." Da haben sie gemerkt, dass wirklich Nachfrage an so einer doch eher unkonventionellen Veranstaltung besteht. Familie Roos hofft, eine bunte Mischung an Altersgruppen und Kulturen mit ihrem Gottesdienst anzusprechen. "Neben Jung und Alt sind auch alle Kulturen und Nationalitäten herzlich eingeladen, am Gottesdienst teilzunehmen." Dies ist zwar nicht der erste Autoscooter-Gottesdienst überhaupt, dafür aber der erste im Saarland. Normalerweise finden solche exotischen Gottesdienste eher auf sehr großen Festen oder Kirmesplätzen statt - zum Beispiel in München oder Kaiserslautern. Und dort dann auch eher in großen Bierzelten, erläutert Roos. "Dass der Gottesdienst auf dem Saarlouiser Ostermarkt stattfindet, ist schon was ganz besonderes", fügt sie hinzu.

Für Johannes Bräuchle ist es nicht die erste Veranstaltung dieser Art. Als Schaustellerpfarrer ist er für die Südregion Deutschlands zuständig und bemüht sich unter anderem um die eigenen Gottesdienste, Taufen, Trauungen und auch Beerdigungen von Schausteller- und Zirkusleuten. So sind beispielsweise Taufen in der Zirkusmanege oder Konfirmationen auf großen Volksfesten in seinem Leben an der Tagesordnung. Nachdem er im Wirtschaftsausschuss des Stuttgarter Stadtrates für Märkte und Schausteller zuständig gewesen war und eine lange und vielseitige Pfarrerkarriere beendet hatte, wurde er vor zehn Jahren gefragt, ob er als Schaustellerpfarrer weitermachen möchte. "Es gehört eine gewisse Affinität zum Schaustellergewerbe dazu", betont Bräuchle, "und die war bei mir vorhanden".

Bräuchle erzählt weiter, dass die Schaustellerleute die Kombination aus Ernst und Frohsinn lieben. Genau das gebe es auch beim Gottesdienst auf dem Autoscooter. Bräuchle: "Die Besucher haben die Möglichkeit haben, sich an Leib und Seele gleichermaßen zu ernähren".

 Pfarrer Johannes Bräuchle leitet den Gottesdienst. Foto: Bernd Weiabrod/dpa

Pfarrer Johannes Bräuchle leitet den Gottesdienst. Foto: Bernd Weiabrod/dpa

Foto: Bernd Weiabrod/dpa

Der Autoscooter-Gottesdienst findet am Sonntag, 2. April, um 10.30 Uhr auf dem Ostermarkt Saarlouis auf dem Goßen Markt statt.

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