Niedrigzins und Bürokratie sind belastend

Kreis Saarlouis · Bilanz 2014 und Ausblick auf 2015: Mit dem Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Saarlouis sprach SZ-Redakteur Mathias Winters über die Lage beim Branchenprimus unter den Geldinstituten im Landkreis.

 Horst Herrmann, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Saarlouis. Foto: M. Schönberger

Horst Herrmann, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Saarlouis. Foto: M. Schönberger

Foto: M. Schönberger

Wenn Sie drei Schlagzeilen zum Jahr 2014 formulieren sollten, wie würden die lauten?

Herrmann: "Die andauernde Niedrigzinsphase - Anleger müssen neue Wege gehen": Um in absehbarer Zeit Renditen oberhalb der Inflationsrate zu erreichen, sollte je nach Risikoprofil verstärkt in Aktien, Unternehmensanleihen oder Immobilien investiert werden. "Geänderte Vertriebsstruktur - Ausbau der Beratungszeiten": Die Anforderungen an die Beratungsqualität sind massiv gestiegen, die alltäglichen Bankgeschäfte werden verstärkt via Homebanking und SB-Geräte abgewickelt, und es herrscht ein enormer Wettbewerbs- und Kostendruck. Die Sparkasse hat darauf mit dem weiteren Ausbau einer bedarfsgerechten, auf die persönlichen Verhältnisse zugeschnittenen Beratung reagiert. "Wachsende Bürokratisierung und Regulierung": Die zunehmende regulatorische und gesetzliche Gleichsetzung kleiner Sparkassen und Volksbanken mit den großen Privatbanken wird mittelfristig zu einer wachsenden Zahl von Fusionen führen, um diese Anforderungen stemmen zu können.

Inwiefern beeinflussen große Themen wie Ukraine oder Griechenland das Geschäft hier im Kreis Saarlouis oder sind wir weit ab vom Schuss?

Herrmann: Bisher sind für mich keine konkreten Auswirkungen für die Sparkasse erkennbar. Allerdings sind einige unserer Firmen- und Gewerbekunden unmittelbar tangiert. Wenn keine Lösungen gefunden werden, schließe ich auch Belastungen für die Finanz- und Kapitalmärkte nicht aus.

Es wurden Zweigstellen geschlossen oder zu Selbstbedienungs-Filialen umgebaut; am 1. April dieses Jahres endet der 100-Prozent-Rabatt für alle Vereine. Wie sind die Reaktionen bei den Kunden?

Herrmann: Die Umstrukturierung des Vertriebsnetzes hat zu keinen nennenswerten Kundenreaktionen geführt. Zu den Vereinen: Bisher hat die Sparkasse die Kosten im Bereich der Vereine selbst getragen und nicht weitergegeben. Auch künftig will die Sparkasse einen Teil dieser Fremdkosten selbst tragen. So erhalten alle gemeinnützigen Vereine einen Rabatt in Höhe von 50 Prozent. Die bisherigen Reaktionen reichen von Verärgerung bis hin zu Verständnis für die Maßnahme. Positiv aufgenommen wird, dass wir nach wie vor allen Vereinen eine komfortable Zahlungsverkehrssoftware kostenlos zur Verfügung stellen. Um generell Transaktionskosten zu sparen, empfehlen wir den Vereinen, die beleghafte Kontoführung auf ein Online-Banking-Verfahren umzustellen und den Rhythmus beim Einzug der Mitgliedsbeiträge auf halbjährlich zu verlängern.

Was erwarten Sie sich von 2015?

Herrmann: Für das laufende Jahr erwarte ich, dass die Niedrigzinsphase auch weiter anhält. Die Euro-Staatsschuldenkrise zwingt die Europäische Zentralbank , die Zinsen auf längere Sicht auf diesem niedrigen Niveau zu belassen. Ebenso gehe ich davon aus, dass die Bürokratisierung und Regulierung der Finanzwirtschaft weiter zunehmen wird. Für 2015 bin ich dennoch optimistisch, da die Stimmung in der Wirtschaft und in den heimischen Unternehmen überwiegend positiv ist. Ich gehe davon aus, dass wir die gute geschäftliche Entwicklung der Sparkasse auf weiterhin hohem Niveau fortsetzen werden. Ordentlich sind die Wachstumsraten der Kreissparkasse Saarlouis im Kreditgeschäft. Insbesondere beim privaten Wohnungsbau steigen Zahl der Kreditverträge und damit das Gesamtvolumen. Das so genannte Betongold, also die Investition in die eigene Immobilie, steht hoch im Kurs. Das liegt auch an den niedrigen Zinsen: Sparen bringt wenig, und Kredite sind sehr günstig.

> Mehr zu den Zahlen der KSK 2014 auf .

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