Zwei Bäche erschaffen Kleinvenedig

Kreis Saarlouis · Wahrscheinlich an die 1000 Männer und Frauen der Feuerwehr haben bei rund 150 Einsätzen die Folgen des sintflutartigen Regens am Dienstag bekämpft. Alle Städte und Gemeinden im Landkreis Saarlouis außer Bous und Ensdorf waren betroffen.

"Bis in die Abendstunden hatten die Einsatzleitungen kaum Gelegenheit, Bilanz zu ziehen." Das war der Stand am späten Dienstag, den wir im Bericht "Land unter" vermeldet haben. Gestern hatten die Verantwortlichen Klarheit: Das Unwetter hat den Landkreis Saarlouis besonders heftig heimgesucht. Die Zahlen zu den Einsätzen der Hilfsdienste, vor allem die der Freiwilligen Feuerwehr, sind beachtlich.

Die Bilder von Einsatzorten sprechen Bände: Überflutete Landstriche samt unpassierbaren Straßen, Schlamm und Gerölllawinen , vollgelaufene Keller - eine Einsatzlage wie glücklicherweise nicht alle Jahre folgte aus den sintflutartigen Regenfällen am Dienstag. Am Mittwoch wurde nicht nur allerorten mit den Aufräumarbeiten, der Straßenreinigung und der Beseitigung der Schäden - die Höhe ist schwerlich zu beziffern - begonnen. Die Einsatzleitstelle des Saarlandes und vor allem Michael Rech, Sachbearbeiter Brand- und Zivilschutz beim Landkreis Saarlouis , zogen auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung Bilanz.

Lebach und Nalbach waren die am meisten betroffenen Kommunen. Eine besondere Herausforderung war die Überflutung von Zelten und Gebäuden der Landesaufnahmestelle in Lebach, die die Feuerwehren aber schnell im Griff hatten, wie Rech hervorhebt. In Nalbach, wo sich Etzelbach und Zimmerbach vereint hatten, sprachen die Einsatzkräfte von "Kleinvenedig". Das Freimachen von verstopften Kanälen und Auspumpen von vollgelaufenen Kellern und auch Erdgeschossen sind die häufigsten Aufgaben gewesen. "Glücklicherweise", sagt Rech, war die Rettung von Menschen und Tieren die Ausnahme. Auf dem Campingplatz an der Prims brachte die Feuerwehr eine Gehbehinderte in Sicherheit. Und als der Hainbach im Dillinger Flachsfeld die Reithalle überflutete, kam keines der Pferde zu Schaden.

Bewährt hat sich laut Rech die Organisation der Befüllung und Verteilung von Sandsäcken. Diese Aufgabe hat für den Landkreis die Feuerwehr Schmelz übernommen, hier steht auch die Sandfüllmaschine des Kreises. Knapp 2300 Sandsäcke wurden dort Dienstag ausgegeben.

Und wie viele Männer und Frauen dürften im Einsatz gewesen sein? "Oh, das können wir nicht exakt beziffern", sagt der Katstrophenschützer vom Landratsamt. 2081 aktive Wehrleute waren es am Stichtag 31. Dezember im Landkreis. Etwa die Hälfte von ihnen, schätzt Rech, oder auch vorsichtiger "700 bis 900" dürften es gewesen sein. Eine "beeindruckende Leistung" bescheinigt er ihnen. Rech möchte aber auch die anderen Hilfsdienste - THW, DRK, Malteser Hilfsdienst, DLRG und Notfallseelsorger - anerkannt wissen und hebt die gewohnt sehr gute Zusammenarbeit mit der Polizei hervor.

Meinung:

Danke für diese große Leistung

Von SZ-Redakteur Mathias Winters

Bloß keinen "Gut-gelöscht-Kommentar" - das ist ein geflügeltes Wort in Redaktionen. Soll heißen: Schreib keinen Meinungsartikel, der banal ist, weil er sich von selbst versteht. Da ist was dran, aber Ausnahmen dürfen dazu führen, Regeln zu missachten.

Während sich noch viele grämten, dass der Umzug im Ort ins Wasser gefallen war, standen Hunderte schon knietief drin: Im Schlamm, in der Brühe, im Dreck. Die Feuerwehrmänner und -frauen, die die Unwetterfolgen bei uns im Kreis bekämpft haben, machen das freiwillig. Von manchen belächelt, nicht selten für verrückt erklärt, dass sie sich das antun. Mir doch egal, ob ich einen "Gut-gelöscht-Kommentar"-Rüffel kriege, ich sage euch allen: "Vielen Dank für diese große Leistung!"

 In Bilsdorf (linkes Foto) standen mehrere Straßen unter Wasser. Auch in Lebach (rechts) hatte die Feuerwehr alle Hände voll zu tun.

In Bilsdorf (linkes Foto) standen mehrere Straßen unter Wasser. Auch in Lebach (rechts) hatte die Feuerwehr alle Hände voll zu tun.

 Nach den starken Regenfällen trat der Hainbach über die Ufer und überflutete das Reitgelände im Flachsfeld in Pachten. Als das Wasser in die Stallungen einzudringen drohte, riefen die Pferdefreunde die Dillinger Feuerwehr zu Hilfe. Fotos: Rolf Ruppenthal

Nach den starken Regenfällen trat der Hainbach über die Ufer und überflutete das Reitgelände im Flachsfeld in Pachten. Als das Wasser in die Stallungen einzudringen drohte, riefen die Pferdefreunde die Dillinger Feuerwehr zu Hilfe. Fotos: Rolf Ruppenthal

Zum Thema:

Auf einen BlickDie überdeutliche Mehrzahl der Löschbezirke war am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch im Einsatz. Die Statistik der Einsatzleitstelle auf dem Winterberg weist nach Gemeinden einen Einsatz in Ensdorf und keinen in Bous aus. Im Folgenden sind hier die Städte und Gemeinden (in Klammern mit Zahl der Einsätze) und den Löschbezirken, die ausgerückt sind, aufgeführt.Dillingen (9): Diefflen und Innenstadt.Lebach (38): Aschbach, Dörsdorf, Eidenborn, Falscheid, Gresaubach, Knorscheid,, Landsweiler, Lebach, Niedersaubach, Steinbach und Thalexweiler.Nalbach (30): Bilsdorf, Körprich, Nalbach und Piesbach.Rehlingen-Siersburg (7): Eimersdorf, Fremersdorf, Hemmersdorf, Rehlingen und Siersburg.Saarlouis (10): Innenstadt, Lisdorf, Ost und West.Saarwellingen (7): Reisbach, Saarwellingen und Schwarzenholz.Schmelz (13): Dorf i.B., Hüttersdorf, Limbach, Michelbach, Primsweiler und Schmelz.Schwalbach (6): Elm, Hülzweiler und Schwalbach.Überherrn (3): Altforweiler, Berus und Süd.Wadgassen (6): Differten, Schaffhausen und Wadgassen.Wallerfangen (14): Ittersdorf, Mitte, Wallerfangen und West.Bei drei der 147 Einsätze ist die Gebietszuordnung, etwa weil der Ort an einer Gemeindegrenze liegt, nicht vorgenommen worden. pum

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