Nicht nur der Abi-Schnitt zählt

Kreis Saarlouis · Wie lässt sich die Lücke bei Fachkräften und Akademikern schließen? „Indem junge Leute gefördert werden, die sonst eher nicht höhere Abschlüsse anstreben“, lautet die Antwort der Studien-Stiftung Saar.

"Da brauchst du ja mindestens eine Eins vorm Komma." Das ist oft der erste Gedanke zum Thema Stipendium. Weitere Tatsache: Drei Viertel aller Kinder aus Akademiker-Familien studieren, aber nicht einmal ein Viertel der Töchter und Söhne aus Nicht-Akademiker-Elternhaus. Dazu kommt der Fachkräftemangel im Land. Viel Anlass für die Studien-Stiftung Saar, die 2009 gegründet wurde, nach Kräften gegenzusteuern.

"Inzwischen haben wir über 1000 Stipendien zu vergeben und rund zwei Millionen Euro dafür ausgegeben", nennt Stiftungs-Geschäftsführer Christian Thomaser Zahlen. Er und Till Speicher, Stipendiat sowie inzwischen ehrenamtlicher Berater, machen als Gäste der SZ Werbung für die Stiftung.

Professor gibt den Tipp

Speicher, gerade 25 Jahre alt geworden, ist das ideale Beispiel: Die Eltern Krankenschwester und -pfleger, zwar sehr gutes Abitur, aber danach, wie er selbst sagt, "keine Ahnung, was kommt". Prompt ist die erste Studienentscheidung nicht die richtige, und er wechselt nach Saarbrücken, um Lehramt an Gymnasien für Physik und Geschichte zu studieren. Deutsch nimmt er später dazu. 2014 bewirbt er sich bei der Stiftung an der Saar. Ein Physik-Professor hat den Schwarzenholzer darauf gebracht.

"Wir sind darauf angewiesen, dass wir weiterempfohlen werden", sagt Thomaser. Die Stiftung muss werben, dass sie helfen darf. Dabei ist die Hilfe nicht zu verachten, bestätigt Speicher. Ein Jahr oder auch zwei Jahre (was zukünftig häufiger der Fall sein soll) monatlich 150 Euro, die sich durch parallele Mittel der Deutschland-Stiftung verdoppeln lassen, entlasten Studenten und Eltern durchaus merklich.

Studienpioniere im Blick

Was wiederum für Haushalte besonders interessant ist, die weniger Einkommen zur Verfügung haben. Studienpioniere, also erste Universitätsabsolventen ihrer Familie, wie es Speicher ist, hat die Stiftung deshalb besonders im Blick. Und dabei nicht nur die Einser-Abiturienten. "Wir suchen die Talente aus allen Bereichen", sagt Thomaser. So war es auch auf der ersten Fördi-Messe des Landes, die im Mai mit guter Resonanz in Dillingen stattgefunden hat (wir berichteten).

Die Programme studienpioniere.saarland und Junior-Stipendium standen dort im Mittelpunkt. Dafür hat die saarländische Stiftung Mittel des Europäischen Sozialfonds eingeworben, die noch nicht ausgeschöpft sind. "Bewerbt euch", raten Speicher und Thomaser Schülern ab Klasse 9. Die werden bis zum möglichen Beginn eines Studiums an einer saarländischen Hochschule oder der Uni ideell und dann mit einem Stipendium gefördert.

"Das ist längst nicht so kompliziert, wie man sich das vorstellt", sagt Speicher. Im Internet findet man sich schnell zurecht, sagt er, und gegebenenfalls hilft eine Beratung bei der Studien-Stiftung Saar. Nur anpacken müssen es die jungen Leute einigermaßen zügig: Bis 2. August läuft die Bewerbungsfrist für das erste Jahr Junior-Stipendium im kommenden Schuljahr 2015/16.

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Auf einen BlickDie Studien-Stiftung Saar wurde 2009 mit einem Startkapital von sechs Millionen Euro gegründet. Kooperationspartner sind Unternehmen, Hochschulen, Uni, IHK und Landesjugendring. Kontakt: Studien-Stiftung Saar, Schubertstraße 4, 66111 Saarbrücken, Telefon (06 81) 93 83 76 20, E-Mail: info@studienstiftungsaar.de. redstudienstiftungsaar.de, studienpioniere.saarland oder facebook.com/StudienStiftungSaar

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