Was der Eisenbahn Dampf machte
Saarlouis · Schienen, Loks und Bahnhöfe sind ein attraktives Thema. Das zeigte die Buchvorstellung von Franz-Josef Weisgerber und Dieter Lorig im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes. Rund 110 Zuhörern präsentierten die Autoren zahlreiche Details und Fotos aus ihrem Bildband „Die Eisenbahnen im Landkreis Saarlouis“. Einige Besonderheiten stellte Lorig im Gespräch mit SZ-Mitarbeiter Johannes A. Bodwing dar.
Welche Rolle spielte die Industrie bei der Entwicklung der regionalen Eisenbahn?
Dieter Lorig: Die Strecke Saarbrücken-Trier wurde rechts der Saar gebaut, da in deren Nähe schon Eisenwerke und Gruben bestanden. Davon profitierten Industrie und Bahn wechselseitig. Viele Firmen verschafften sich sehr früh mit eigenen Gleisanschlüssen Zugang zur Bahn. Heute sind das im Landkreis beispielsweise noch die Dillinger Hütte und Ford-Werke mit eigenen Eisenbahnbetrieben, das Kraftwerk Ensdorf, Bouser Stahlwerk und die Firma Meiser in Limbach.
Wie wirkten sich militärische Ziele auf die Strecken aus?
Lorig: Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 entstand die Bisttalbahn als schnelle Verbindung aus dem deutschen Reichsgebiet über Bous, Wadgassen, Überherrn in Richtung Metz. Die damals zweigleisige Niedtalbahn wurde im Ersten Weltkrieg stark genutzt für Militärtransporte an die Westfront. In Saarlouis war der bis 1889 bestehende Festungscharakter auch ein Grund, dass die Staatsbahnstrecke und der Bahnhof relativ weit vor der Stadt entstanden.
Stimmt es, dass beim Bau der Eisenbahnstrecken auch Arbeiter aus Italien im Einsatz gewesen waren?
Lorig: Das war beispielsweise von etwa 1898 bis 1910 der Fall, da Arbeitskräftemangel bestand. Aber auch Arbeiter aus Osteuropa wurden zeitweise beim Streckenbau beschäftigt.
"Die Eisenbahnen im Landkreis Saarlouis" von Dieter Lorig und Franz-Josef Weisgerber mit 159 Bildern auf 128 Seiten ist für 19,99 Euro erhältlich bei den Autoren sowie im Buchhandel. az
