Pfarrer mit lachendem und weinendem Auge

Beaumarais · Simon Huynh, derzeit einziger aktiver Geistlicher der Pfarreiengemeinschaft „Saarlouis links der Saar“, ist gestern verabschiedet worden. Er wechselt nach Köllerbach. Ein Nachfolger steht schon fest.

 Bei ihm hatten die Katholiken immer auch was zu lachen: Pfarrer Simon Huynh bei seinem Abschied in der Sonntagsmesse in Beaumarais. Fotos: Thomas Seeber

Bei ihm hatten die Katholiken immer auch was zu lachen: Pfarrer Simon Huynh bei seinem Abschied in der Sonntagsmesse in Beaumarais. Fotos: Thomas Seeber

 Herzlicher Abschied: Oberbürgermeister Roland Henz.

Herzlicher Abschied: Oberbürgermeister Roland Henz.

Simon Huynh ist jetzt 65, katholische Pfarrer arbeiten oft bis 70, er wohl auch. Seine nächsten Dienstjahre wird er in Riegelsberg/Köllerbach verbringen: als Kooperator, als Seelsorger ohne Verwaltungspflicht. Die nämlich, sagt er, habe ihn irgendwann zu ersticken gedroht. Der Mensch, der er ist, litt darunter, "und die Seelsorge auch". Das fällt jetzt weg, darum verlässt er Saarlouis mit einem Schuss Freude in der Wehmut. Und wo bliebe der Mensch, wo der Priester Simon Huynh, wenn der an Heiligabend weiter vier Gottesdienste hielte?

Als Seelsorger sieht sich Huynh vor allem. "Präsent sein", das war seine Linie. Die Menschen heute interessierten sich sehr wohl für Glaubensfragen, sie hätten großen Bedarf am Gespräch, "am Miteinander, am Gemeinsamen". Das gelte, "obwohl ich oft keine Antworten hatte auf Fragen" nach Schicksalsschlägen, "ratlos war" in kniffligen Situationen "nur die Fragen der leidenden Menschen zu meiner Frage machen konnte".

Simon Huynh verhehlt nicht, dass die Aktenarbeit, die vielen Gottesdienste, die "Ohnmacht" angesichts drängender Fragen seiner Gemeindemitglieder ihn auch "einsam machen kann in so einem Pfarrhaus". Es fiel ihm auch nicht leicht zu erleben, "dass ich oft wenig Erfolg hatte, dass es oft sinnlos, überflüssig schien, was ich tat, weil ich nur wenig bewegen, viel weniger verändern konnte." Und, ganz schlicht: "Viele Kirchenbänke blieben leer."

Simon Huynh gehört zu den "Boat People", den Vietnamesen, die Ende der 70er mit kleinen Booten vor den Kommunisten aus Vietnam flüchteten.

Simon ist der Taufname Huynhs. Seine Eltern, katholische Reisbauern im vietnamesischen Con-Dau, nannten ihn Qùy, was so viel heißt wie "wertvoll". Als er zwölf war, gab ihn seine Mutter in ein Konvikt in Qui-Nhon, damit er Abitur mache und Priester werde. Als er 13 war, starb die Mutter. "Ich durfte aus diesem Seminar nicht zum Begräbnis nach Hause." Dann begann er das Theologiestudium in Hue. 1978 floh er.

Das Boot landete in Dschibuti. Von da kam er, über einen alten Kontakt zum Malteser-Hilfsdienst, nach Deutschland, nach Trier. Studierte dort weiter Theologie, wurde 1983 zum Priester geweiht. Die ersten Kaplansjahre, 1983 bis 1986, verbrachte er in St. Ludwig in Saarlouis. War 1989 bis 1996 Vietnamesenseelsorger des Bistums Trier. Vor 20 Jahren, im Januar 1996, wurde er Pfarrer von Beaumarais und Picard, 2000 auch von Neuforweiler, im Februar 2015 Moderator (faktisch: einziger aktiver Pfarrer ) der Pfarreiengemeinschaft "Saarlouis links der Saar".

Simon Huynh machte sich als Pfarrer einen Spaß daraus, dass andere was zu lachen hatten, wenn er "präsent war". Die eine Seite. Die andere: Er nahm seinen "gemeinsamen Weg mit Jesus, mit der Gemeinde, auf den ich dankbar zurückblicke", durchaus schwer. "Geholfen haben mir das Gebet und die Feier der Eucharistie, die Gemeinschaft." Es war auf seinen Wunsch gestern auch die gewöhnliche Sonntagsmesse in Beaumarais , in der er sich von seiner Gemeinde verabschiedete. Da allerdings blieben die Bänke nicht leer.



Ein neuer Pfarrer wird bereits zum 1. Mai erwartet: Frank Kleinjohann, Domvikar, Bischofskaplan beim damaligen Bischof Reinhard Marx und beim heutigen Bischof Stephan Ackermann . Bis dahin übernimmt der Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft rechts der Saar, Hans-Kurt Trapp, kommissarisch die Verwaltung von "Links der Saar". Derzeit ist diese Pfarreiengemeinschaft ganz ohne Geistliche, weil auch die Ruheständler ihren Dienst altersbedingt aufgegeben haben. Die Messordnung soll soweit als möglich bleiben. Beerdigungen im ganzen Dekanat Saarlouis aber übernehmen Gemeinde- und Pastoralreferenten. Trauerfeiern zur Beisetzung bleiben wie üblich. Neu: Es gibt nur noch ein - dann gemeinsames - Sterbeamt in der Woche, freitags in St. Ludwig.

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