Bonjour, zweisprachige Grundschulkinder!

Siersburg · Die Grundschule Siersburg bietet einen bilingualen Ganztagszweig an. Es ist ein Pilotprojekt ohne Leistungsdruck.

 Sie haben das erste Halbjahr mit viel Spaß geschafft und sprechen schon erstaunlich gut Französisch: Die Kinder der saarlandweit ersten bilingualen gebundenen Ganztagsgrundschule in Siersburg, hier mit ihren Lehrern. Foto: Carolin Merkel

Sie haben das erste Halbjahr mit viel Spaß geschafft und sprechen schon erstaunlich gut Französisch: Die Kinder der saarlandweit ersten bilingualen gebundenen Ganztagsgrundschule in Siersburg, hier mit ihren Lehrern. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

Es ist mucksmäuschenstill in der Klasse 1b der Grundschule Siersburg. Die zwölf Jungen und vier Mädchen sind eifrig damit beschäftigt, die Rechenaufgaben zu erledigen. Wer fertig ist, darf die Aufgaben im benachbarten Differenzierungsraum selbst abgleichen und sich dann eine Stillbeschäftigung suchen. Derweil hilft Klassenlehrer Julian Drost den Schülern, bei denen es noch ein wenig hakt.

Auf den ersten Blick unterscheidet die Klasse sich nicht von der Parallelklasse, die im Saal nebenan ebenfalls am Lernen ist. Doch dann kommt Sandrine Guldner, pädagogische Leitung des gebundenen bilingualen Ganztagszweigs ins Spiel und sorgt vor der Pause für eine Extra Portion Spaß am Lernen. Eckenrasen, ein Spiel, bei dem vier Kinder gegeneinander um das schnellste Rechenergebnis antreten, ist angesagt, die erste Runde entscheidet Philipp ganz klar für sich. "Prêt?" fragt Guldner und die Schüler antworten wie aus der Pistole geschossen mit einem "Oui!" Dann geht es ans Rechnen, blitzschnell wird addiert oder subtrahiert, das Ergebnis in französischer Sprache gilt es, blitzschnell in die Klasse zu rufen.

Doch längst nicht nur die Zahlen, sagt Guldner, die bereits beim Trilingua-Projekt an der Siersburger Grundschule als Muttersprachlerin Lust auf die Sprache der Nachbarn geweckt und gefördert hat, sitzen bei den Kindern.

"Es ist absolut erstaunlich, was die Schüler schon verstehen und auch sprechen können. Sie sind im Vergleich zu der Klasse mit den zwei Stunden Sprachunterricht in der Woche deutlich weiter", erzählt Klassenlehrer Drost. Für ihn ist es nach abgeschlossenem Studium die erste Klasse, die er leitet. "Es ist schon eine Herausforderung, dass ich gleich in eine bilinguale Ganztagsklasse gekommen sind, aber es macht mir sehr viel Freude", erzählt er.

Sandrine Guldner schickt derweil die Kinder zum Frühstück und zur anschließenden langen Pause. All das geschieht in Französisch, alle verstehen sofort. "Es sind gerade die immer wiederkehrenden Redewendungen, an die sich die Kinder gewöhnen und die sie übernehmen", sagt sie. Leistungsdruck im Bereich der Fremdsprache hat in der Ganztagsklasse, die zum laufenden Schuljahr als Pilotprojekt gestartet ist, nichts zu suchen. "Die Kinder werden am Ende der Grundschulzeit das DELF prim ablegen, sind aber mit Sicherheit für die weiterführende Schule bestens gerüstet", sagt Guldner. Den Schülern, die so nah an der Grenze aufwachsen, die Nachbarsprache nahe bringen, das wollte Marie Christine Jost, Schulleiterin in Siersburg. Nach dem ersten Halbjahr der Klassenstufe eins ist sie überzeugt von der Einrichtung der bilingualen Ganztagsklasse.

"Wir haben uns ganz bewusst für den Ganztagsbetrieb entschieden. Ein Modell mit zwei Tagen zusätzlichen Nachmittagsunterrichts kam für uns nicht in Frage", sagte sie. Die Voraussetzungen waren an der Schule dank der Kooperation mit der Awo im Bereich der FGTS sehr gut. "Wir geben allen Kindern das Gefühl, zu einer Schule zu gehören, die beiden ersten Klassen sind in Sälen auf einem Flur untergebracht, Projekte am Vormittag laufen auch mal klassenübergreifend", sagt sie. Ob die Eltern sich für die Sprache oder den Ganztag entschieden haben, könne man nicht genau sagen, erklärt Margit Heinrich von der Gemeindeverwaltung. "Ich denke, oft sind es beide Aspekte, die die Eltern ansprechen", ergänzt Jost.

Während die gebundene Ganztagsklasse an vier Tagen, mittwochs ist um 12.30 Uhr Schluss, um 16 Uhr schließt, besteht die Möglichkeit der Nachbetreuung bis 17 Uhr. "Einzig die Verbindlichkeit des Unterrichts bis 16 Uhr sollten sich Eltern und Kinder vorab klarmachen", sagt Jost.

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Das Pilotprojekt auf einen Blick Ab sofort können Eltern ihre Kinder zum Schuljahr 2017/18 für die erste Klasse an der Grundschule Siersburg zum gebundenen bilingualen Ganztagszweig anmelden. Weitere Informationen gibt es bei der der Schulleitung, Tel. (0 68 35) 60 13 48 oder (0 68 35) 60 13 49, E-Mail: gssiersburg@aol.de

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