„Ich hatte immer den Impuls, mich zu kümmern“

Rehlingen-Siersburg · Am 1. September 1991 hat Martin Silvanus (SPD) seine Amtszeit angetreten. Seit 25 Jahren ist er nun schon Bürgermeister der Gemeinde Rehlingen-Siersburg. Was er dabei alles erlebt hat und welche Ziele er in seiner politischen Laufbahn noch erreichen will, hat er SZ-Redakteurin Sarah Konrad erzählt.

 Bürgermeister Martin Silvanus im Jahr 2000. FOTO: ENGEL & SEEBER

Bürgermeister Martin Silvanus im Jahr 2000. FOTO: ENGEL & SEEBER

Herr Silvanus, warum sind Sie in die Politik gegangen?

Martin Silvanus : Es hat mich schon während meiner Schulzeit schockiert, dass es in der Welt eine Menge Ungerechtigkeit gibt. Als Jugendlicher habe ich mich dafür eingesetzt, dass meine damalige Klasse die Patenschaft für ein Waisenkind übernimmt. Ich hatte schon immer diesen Impuls, nicht nebendran zu stehen, sondern mich um Dinge zu kümmern.

Wann haben Sie sich erstmals politisch engagiert?

Silvanus: Mit 17 Jahren habe ich mit aktiver Jugendarbeit begonnen. Da bin ich auch der Christlichen Arbeitnehmerjugend Siersburg beigetreten, die damals im Sinne von Recht und Gerechtigkeit doch ziemlich streitbar unterwegs war.

Wie ging's dann weiter?

Silvanus: Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert. Anschließend am kaufmännischen Berufsbildungszentrum in Saarlouis unterrichtet und war danach drei Jahre lang Mitarbeiter in zwei Ministerien. Mein beruflicher Werdegang hat mir also schon ein bisschen was für das Bürgermeisteramt mitgegeben.

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Wahl zum Bürgermeister im Jahr 1991?

Silvanus: Den Tag werde ich nicht vergessen. Das war damals eine Wahl, die der Gemeinderat ausgeübt hat. Er hat in der Niedtalhalle in Siersburg getagt. Es waren wohl etwa 300 bis 400 Personen anwesend. Meine Mutter, die übrigens vor ein paar Wochen gestorben ist, saß auch im Publikum. Und als das Wahlergebnis verkündet wurde, kam sie, hat die Arme um mich gelegt und gesagt, wenn das dein Papa erlebt hätte.

In den vergangenen 25 Jahren hat sich in Rehlingen-Siersburg viel verändert. Auf was sind Sie besonders stolz?

Silvanus: Auf die Entwicklung, die wir im Bereich Vorschule und Schule vollzogen haben. Da hat sich einiges getan: Wir haben Kindergärten gebaut, Krippen- und Ganztagsplätze geschaffen, Nachmittagsbetreuungen und freiwillige Ganztagsschulen eingeführt. Dieses Jahr kam die erste bilinguale gebundene Ganztagsschule in Siersburg dazu.

Was hätten Sie gerne erreicht, haben es aber nicht geschafft?

Silvanus: Es ist uns nicht gelungen, die Nied wieder zu einem Badegewässer zu machen. Das stimmt mich traurig.

Haben Sie in ihrer Amtszeit Fehlentscheidungen getroffen?

Silvanus: Eine echte Fehlentscheidung denke ich nicht, aber Fehleinschätzungen kamen schon vor. Es gab zum Beispiel mal die Diskussion, ob der Nordgau einen eigenen Kindergarten haben sollte. Ich war damals der Meinung, in einem großen, modernen Kinderhaus St. Willibrord in Siersburg seien die Kinder besser versorgt als in einem kleinen, konventionellen Kindergarten in Gerlfangen. Da hatte ich aber die Eltern unterschätzt.

Inwiefern?

Silvanus: Die Eltern wollten nicht, dass ihre Kinder mit dem Bus bis nach Siersburg kutschiert werden. Es gab damals denkwürdige Elternversammlungen. Dann habe ich erkannt, dass ich bisher zu kopflastig am Gefühl und an den Einstellungen der Eltern vorbei argumentiert hatte. Ich habe schließlich verstanden und dem Bau eines Kindergartens in Gerlfangen zugestimmt. Und im Nachhinein muss ich zugeben, das war die richtige Entscheidung.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Silvanus: Ich will mehr Angebote für ältere Menschen schaffen. Im Hinblick auf Vorsorge und Versorgung. Vor zwei Monaten haben wir schon einen Lieferservice für Senioren gestartet. Jetzt arbeiten wir an einer Art Hausmeisterdienst als Angebot für ältere, für kranke Menschen und für Familien in schwierigen Lebenslagen.

Treten Sie 2019 wieder zur Wahl an?

 Bürgermeister Martin Silvanus heute.

Bürgermeister Martin Silvanus heute.

Foto: Robby Lorenz

Silvanus: Wenn man mich im Gemeinderat ärgert, drohe ich denen immer und sage: Jetzt passt bloß auf, ich kandidiere sonst noch mal. Aber im Ernst, es ist ziemlich sicher, dass ich aufhöre. Man soll wissen, wann es an der Zeit ist, loszulassen.

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