Naturschutz für 650 Hektar an der Nied

Rehlingen-Siersburg · Der Bereich entlang der Nied steht schon unter Schutz. Jetzt will Rehlingen-Siersburg diesen erweitern und hat ein Naturschutzgebiet ausgewiesen.

 Die Wackenmühle an der Nied zwischen Niedaltdorf und Hemmersdorf. Foto: Rolf Ruppenthal

Die Wackenmühle an der Nied zwischen Niedaltdorf und Hemmersdorf. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

In Rehlingen-Siersburg soll es ein neues Naturschutzgebiet geben. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung eine 650 Hektar große Fläche an der Nied einstimmig als solches ausgewiesen. "Damit wird ein beachtlicher Beitrag zum Erhalt eines natürlichen Lebensumfeldes für Menschen, Tiere und Pflanzen bewirkt", sagte Bürgermeister Martin Silvanus.

Der Bürgermeister ist überzeugt, dass sich das Schutzgebiet auch positiv auf die Wohn- und Lebensqualität in der Gemeinde auswirkt. Der betroffene Bereich erstreckt sich durch acht der zehn Ortsteile. Er ist bereits heute als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) ausgewiesen und unterliegt damit einem so genannten Verschlechterungsgebot. Das heißt: Die Bedingungen für die dort vorhandenen Arten müssen mindestens erhalten bleiben.

Aber warum weist die Gemeinde die Fläche dann überhaupt noch als Naturschutzgebiet aus? Das habe unter anderem mit einer EU-Richtlinie zu tun, erklärte Iris Mechenbier-Münz, zuständig für den Bereich Natur und Umwelt in der Gemeinde. Die Vorgabe besagt, dass Natura-2000-Flächen - dazu zählen FFH- und Vogelschutzgebiete - sechs Jahre nach ihrer Anerkennung national geschützt werden müssen. "Es gibt zwei Möglichkeiten, dies zu tun. Entweder man weist sie als Landschafts- oder Naturschutzgebiet aus", erläuterte Mechenbier-Münz. Rehlingen-Siersburg sei damit schon zwei Jahre im Verzug. Jetzt heißt es Gas geben. Erfolgt die Ausweisung nicht, drohen der Gemeinde Strafen. In den vergangenen drei Jahren hat Rehlingen-Siersburg schon mehrere Natura-2000-Flächen in Landschaftsschutzgebiete umgewandelt; etwa den Bereich am Altarm an der Saar, das Vogelrastgebiet Mittleres Saartal und eine Fläche bei Gisingen. Nun soll der Bereich an der Nied folgen und sogar zum Naturschutzgebiet werden. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Die Zustimmung des Gemeinderates alleine reicht nicht aus.

Die Umwandlung sei ein komplexer Prozess. "Zunächst haben sich die betroffenen Ortsräte mit der Thematik auseinandergesetzt." Nachdem diese zugestimmt hatten, kamen die Pläne zur Ausweisung in den Ausschuss. Anschließend in den Gemeinderat. "Jetzt ist die Sache von unserer Seite aus durch", sagte Mechenbier-Münz. Das Planwerk liege noch bis Freitag, 7. April, im Rathaus aus. Die Grundstückbesitzer könnten anhand der Karten kontrollieren, ob ihre Parzelle von dem Naturschutzgebiet betroffen ist und Einwände einbringen. Erst wenn das Umweltministerium auf diese Anregungen reagiert, den Betroffenen Rückmeldung gegeben und das Gebiet eventuell noch einmal angepasst habe, sei es rechtskräftig - und somit auch offiziell ein Naturschutzgebiet. Momentan gebe es die meisten Einwände beim Grünland. Wenn das Gebiet zum Naturschutzgebiet wird, dürfen die Landwirte erst ab dem 15. Juni ihre Wiesen mähen. "Das ist vielen zu spät", sagte Mechenbier-Münz. Welche Konsequenzen sonst noch auf die Grundstückbesitzer zukommen, hängt von der Kategorie ihrer Parzelle ab. In einigen sei es zum Beispiel erlaubt, Obstbäume zu pflanzen und zu jagen. "In den eingefärbten Parzellen gibt es mehr Einschränkungen." Dort sei etwa die Beweidung zeitlich begrenzt und der Einsatz von organischem Flüssigdünger verboten.

Doch Bürgermeister Silvanus verspricht: Die Belange der Nutzungsberechtigten sollen insbesondere in begründeten Einzelfällen berücksichtigt werden. "Ziel ist ausdrücklich nicht die Aufgabe der Nutzung, sondern der Erhalt artenreicher, naturnah bewirtschafteter Kulturlandschaft mit hoher Artenvielfalt", erklärte Silvanus. Es solle die Gemeinde nicht bekümmern, dass ihr eine Naturschutz-Verordnung auferlegt werde. "Wir sollten stolz sein, dass ökologische Raritäten und Kostbarkeiten bei uns zukünftig gut behütet sein werden."

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 Dieser Biber lebt an der Nied in Rehlingen-Siersburg. Foto: Reimund Lux

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Das Natura 2000 Netz im Saarland Die Europäische Union baut seit 1992 ein Schutzgebietsnetz namens Natura 2000 auf. Es soll Pflanzen-, Tierarten und deren Lebensräume erhalten. Das Netz besteht aus Fauna-Flora-Habitat-Gebieten (FFH) und aus Vogelschutzgebieten. Im Saarland sind 118 FFH-Gebiete mit einer Fläche von 26 319 Hektar und 41 Vogelschutzgebiete mit 23 680 Hektar ausgewiesen. Da diese Gebiete sich teilweise überschneiden, besteht das Netz Natura 2000 im Saarland aus 126 Gebieten mit einer Fläche von 29 940 Hektar.

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