Gedenkstätte in mehrfacher Dimension

Rehlingen-Siersburg · Im kommenden Jahr soll in Rehlingen-Siersburg eine Gedenkstätte für die Verbrechen der NS-Zeit eingeweiht werden: im Andenken der im französischen Lager Gurs umgekommenen Juden, und genauso auch in mahnender Erinnerung an Verbrechen vor Ort.

Die Vorbereitungen zur Errichtung einer Gedenkstätte für die von den Nationalsozialisten verfolgten Juden in Siersburg laufen weiter. Hierzu hat Bürgermeister Martin Silvanus bereits einige Bäumchen aus dem Ort Gurs im Südwesten von Frankreich mitgebracht. Im dortigen Internierungslager sind 1940 rund 6500 Juden ums Leben gekommen, davon sechs aus Siersburg. Ergänzt wird die Gedenkstätte durch Stelen aus Gurs, die Silvanus bereits vorausgewählt hat.

Doch die Gedenkstätte soll nicht nur an die Geschehnisse in Gurs erinnern. "Das Ehrenmal steht stellvertretend auch für andere Schicksale", erklärt Silvanus. Eine Informationstafel an der Gedenkstätte soll darauf hinweisen, dass der Fall von Gurs lediglich eins von vielen schrecklichen Kapiteln der Zeit des Nationalsozialismus war. "Wir denken und mahnen in alle Richtungen", sagt Silvanus und weist in diesem Zusammenhang auf eine kürzlich erschienene Broschüre hin. Unter dem Titel "Erinnere dich - vergiss nicht" hat Werner Klemm Texte über die nationalsozialistische Zeit gesammelt.

Ein Thema in dieser Broschüre ist die Zwangsarbeit in Hemmersdorf. Dort wurden von den Nazis verschleppte Menschen, vorwiegend Ukrainer, aus dem Lager Ban Saint Jean in der Nähe von Boulay in Frankreich eingesetzt - bis zum Tod durch die Folgen dieser Arbeit, der Unterernährung und der schlechten Behandlung durch die Soldaten der Wehrmacht . "Wir haben außerdem drei Fälle von Euthanasie belegt", nennt Silvanus ein weiteres Beispiel. Die Broschüre, die von der Gemeinde herausgegeben wird, ist bereits kostenlos im Rathaus erhältlich.

Die neue Gedenkstätte hingegen wird voraussichtlich erst im Sommer des kommenden Jahres fertiggestellt. Der Grund dafür ist, dass die Errichtung als Teil eines internationalen Jugendworkcamps geplant ist. So könne man, sagt Silvanus, das Thema in die Zukunft transportieren.

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