Niedaltdorf hält sein Gelübde in Ehren

Niedaltdorf · 1944 legten die Niedaltdorfer ein Gelübde ab: Sollte das Dorf von den schlimmsten Folgen des Krieges verschont werden, würden sie Mariä Himmelfahrt als Feiertag begehen. So ist es noch immer.

Vor annähernd 70 Jahren, genau am 28. November 1944, besetzten Truppen der 90. US-Infanteriedivision Niedaltdorf als ersten Ortsteil der heutigen Gemeinde Rehlingen-Siersburg. Einen Tag zuvor hat-ten die Amerikaner Niedaltdorfs lothringischen Nachbarort Neunkirchen-lès-Bouzonville, damals Neunkirchen (Nungkirchen), befreit. Ein Teil der Niedaltdorfer war zuvor noch geflüchtet. Beim Ortsausgang Niedaltdorf in Richtung Siersburg stürzte dabei ein vollbesetzter Autobus in einen Straßengraben. Die Insassen kehrten wieder in ihr Dorf zurück. Wenig später wurde die Brücke über die Nied von deutschen Truppen gesprengt. Auf eine Straßenseite beschränkt wurden die zurückgebliebenen Niedaltdorfer regelrecht zusammen gepfercht. Die andere Straßenseite nahmen die Amerikaner für sich in Anspruch. Sie richteten dort auf längere Zeit auch eine Kommandantur ein.

Relativ früh wurde Peter Schaaf von den Amerikanern als Bürgermeister eingesetzt. In ihrer Not machten die Niedaltdorfer bereits im September 1944 der Gottesmutter ein besonderes Gelübde. Feierlich gelobte die Pfarrei der Gottesmutter, falls sie von den schlimmsten Folgen des Krieges (Evakuierung der Bevölkerung oder Zerstörung des größten Teiles des Ortes) verschont bleiben, den 15. August, das Fest Mariä Himmelfahrt, jedes Jahr wie einen kirchlich gebotenen Feiertag mit Arbeitsruhe zu halten. "Zu später Stunde ist feierliches Hochamt mit Opfergang, nachmittags Vesper und abends eine Bittprozession" von der Pfarrkirche "St. Rufus" aus durch Niedaltdorf .

In der Tat: Mit Ausnahme der gesprengten Niedbrücke gab es bei den Kämpfen zwischen den Amerikanern und den deutschen Verteidigern keine Kriegstote und nur wenig Sachschäden.

Niedaltdorfs Pastor, Definitor Johann Schmitt, konnte beim Ablegen des Gelübdes nicht mitwirken. Er war damals als politischer Häftling im Konzentrationslager Dachau interniert. Bei seiner Rückkehr 1945 nach Niedaltdorf war es ihm ein Herzensanliegen, dem Gelübde der Pfarrangehörigen seinen besonderen Segen zu geben. Dies setzte auch sein Nachfolger Pastor Helmut Maria Gressung, der kürzlich in Reisbach 96 Jahre alt wurde, fort. Beide Priester waren besondere Marienverehrer.

An Mariä Himmelfahrt, 15. August, findet um 10.30 Uhr in der Niedaltdorfer Kirche St. Rufus ein Festhochamt mit Kräutersegnung statt. Um 21 Uhr setzt sich die Lichterprozession in Bewegung. Dann ist eine kurze Marienandacht in der Pfarrkirche. "Für uns Niedaltdorfer", so Mechthild Hilt, "ist es auch nach annähernd 70 Jahren eine ständige Pflicht, das Gelübde aus schwerer Zeit zu erfüllen".

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