130 Sorgen weniger

Fremersdorf · Wenn es schon so losgeht: Zuerst verschludert die Fluggesellschaft das Gepäck, und dann stellt man fest, dass der Anschlussflug nicht dort startet, wo man seit 20 Minuten darauf wartet, sondern am anderen Ende des Flughafens. Genau so hat die Reise von Jeannine Huffer Ende Juni zu den Lofoten begonnen, was aber keineswegs die Stimmung der 44-Jährigen trübte. Denn nachdem sie den Flug doch noch erwischt hatte, machte sie sich nur wenige Stunden später samt Rucksack auf den Weg zu einem Ort mit dem wunderschönen Namen "Å", schlug irgendwann gegen Mitternacht ihr Zelt auf und wusste nicht so recht, zu welcher Seite der Ausblick gigantischer war: zum Bergsee hin, hinauf aufs Meer oder zu den verschneiten Gipfeln. "Es war einfach unglaublich schön", sagt die Fremersdorferin, die deshalb auch zu später Stunde noch gute Sicht hatte, weil es zu dieser Jahreszeit nie wirklich dunkel wird auf der norwegischen Inselgruppe, nahe dem Polarkreis.

 Zehn Püppchen für zehn Familienmitglieder eines Spenders. Was man nicht sieht: Um diese Sorgenpüppchen in das Moosbett zu setzen, musste Jeannine Huffer ganz schön kraxeln. Fotos: Jeannine Huffer

Zehn Püppchen für zehn Familienmitglieder eines Spenders. Was man nicht sieht: Um diese Sorgenpüppchen in das Moosbett zu setzen, musste Jeannine Huffer ganz schön kraxeln. Fotos: Jeannine Huffer

"Ich wollte ein Abenteuer erleben, und das war es auch. Eines, das bereits am Flughafen losging", sagt Jeannine Huffer voller Begeisterung. Zehn Tage wanderte sie alleine über die Lofoten. Nur das Notwendigste hatte sie in ihren Rucksack gepackt. Das Notwendigste und etliche kleine Reisebegleiter , die auf den Namen Sorgenpüppchen hören. Wer wollte, konnte vorab ein solches Püppchen für mindestens zehn Euro kaufen, in dem Wissen, dass der gesamte Erlös der DKMS und dem Kinderhospizdienst zukommen würde. 50 Püppchen hatte die Steuerfachangestellte bereits im Freundeskreis an den Mann gebracht, bis die Saarbrücker Zeitung Mitte Juni von ihrer Idee berichtete. "Die Resonanz war riesengroß. Das Telefon stand nicht mehr still", erzählt Huffer, die schließlich 3500 Euro Spendengelder sammelte und 130 Sorgenpüppchen mit auf die Reise nahm.

Und die, so versprach sie es den Spendern, wurden an besonders schönen Orten platziert, fotografiert und auf den Lofoten zurückgelassen. Und zwar mit einer Sorge, die der jeweilige Spender nun weniger hat. Die Idee zu dieser Art Spendensammlung stammt von der Spendenplattform Go-Ride aus Körprich, auf der schon zuvor auf diese Weise Geld für den guten Zweck gesammelt wurde.

"Ich bin zum Teil ganz schön gekraxelt, um die Püppchen an einen schönen Fleck zu setzen", sagt Huffer. Sorgfältig wurde dann notiert, wo, wann und vor allem für wen das Foto entstand, denn jeder Spender bekommt ein Bild von seinem Püppchen. "Ich wusste ja, wenn ich jemandem sein Foto schicke, wird derjenige sich darüber freuen. Deshalb sollten es auch besonders schöne Aufnahmen werden."

Zu sehen ist auf denen natürlich die atemberaubende Landschaft der Lofoten, von der Jeannine Huffer auch Wochen nach der Reise noch schwärmt. "Ich hatte hohe Erwartungen, die sogar übertroffen wurden", sagt die vierfache Mutter und erzählt von der Entspanntheit und Hilfsbereitschaft der Menschen, die auf den Lofoten leben, vom Baden in Bergseen, vom Duschen unter Wasserfällen und von der Mitternachtssonne, die wie ein Feuerball erscheint. Von jeder Menge Schafen, von netten Reisebekanntschaften, von der Ruhe und der Stille und vom Spaß am Wandern. Ob sie nie gedacht hat, diese Reise sei eine blöde Idee gewesen? "Nicht eine Sekunde", sagt sie. Im Gegenteil: "Ich war sicherlich nicht zum letzten Mal auf den Lofoten."

Noch mehr Fotos sowie das Reisetagebuch von Jeannine Huffer gibt's online auf der Facebook-Seite von Go-Ride.

facebook.com/

 Top-Aussicht auf Kilan genießen diese Püppchen, die auf einer Anhöhe auf dem Weg nach Musfjord sitzen.

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 Ist das in Neuseeland? Nein, das ist ein Blick auf einen der schönsten Strände der Lofoten: Kvalvika.

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 Kurzer Ortsname: Å

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