Erdmassen zerstören das Wohngebiet

Körprich · Katastrophenalarm in Körprich: "Hoxberg-Ausläufer rutscht zu Tal - 70 Familien bangen um ihr Obdach". So titelte die Saarbrücker Zeitung am 24. Dezember 1965. Nach wochenlangen Regenfällen geriet ein Nordhang des Hoxberges wenige Tage vor Weihnachten ins Rutschen.

 Sechs Familien, die 1965 ihre Häuser bei dem Bergrutsch verloren hatten, bauten in der Körpricher Hoxbergstraße neue Eigenheime. Fotos: Dieter Lorig

Sechs Familien, die 1965 ihre Häuser bei dem Bergrutsch verloren hatten, bauten in der Körpricher Hoxbergstraße neue Eigenheime. Fotos: Dieter Lorig

Millionen Kubikmeter Erdmassen schoben sich unaufhaltsam auf einer Breite von mehreren Hundert Meter in Richtung des Wohngebietes in der Waldstraße. Selbst ein alter Westwallbunker rutschte talabwärts. Unter dem großen Druck der Erdmassen platzte schon bald die Asphaltdecke der Straße auf einer Länge von 100 Metern und türmte sich auf. An mehreren Stellen riss die öffentliche Wasserleitung und wenig später musste die Waldstraße gesperrt werden.

Doch es sollte noch schlimmer kommen. Am 23. Dezember 1965 wirkte sich der kontinuierliche Hangrutsch massiv auf die Wohnhäuser in der Waldstraße aus. Einzelne Gebäude drehten sich bis zu 35 Grad um ihre Achse. Fassaden und Dachfirste gerieten in Schräglage. "Unvorstellbare Kräfte sprengten Fenster, Rahmen und verkanteten Türen, armdicke Risse zertrennten dass Gemäuer von Häusern", war in einem Zeitungsbericht zu lesen.

Viele Garten- und Stützmauern gaben dem enormen Druck der rutschenden Massen nach. Vorgärten samt Blumenbeete schoben sich über den Gehweg. Schlamm und Wasser überzogen Grundstücke und die Straße. Bis an Heiligabend mussten 27 Familien aus 20 Häusern evakuiert werden. Einheiten der Bundeswehr und des Technischen Hilfswerks (THW) räumten die einsturzgefährdeten Gebäude gemeinsam mit der Polizei und freiwilligen Feuerwehr. Vorher versuchten Hausbewohner teilweise unter Lebensgefahr, noch Hab und Gut aus den stark beschädigten Gebäuden zu retten.

100 Körpricher wurden von einem Tag auf den anderen obdachlos. Sie fanden zunächst Unterkunft bei Verwandten, Freunden und in der Lebacher Landeswohnsiedlung. Währenddessen zogen heimische Baufirmen oberhalb des Ortes ein Netz an Gräben und leiteten das Oberflächenwasser in schnell angelegte Sumpfteiche. Von dort wurde das Wasser permanent abgepumpt. So sollte die Durchnässung des rutschenden Hangs und damit der Druck auf die Häuser gemindert werden. Dennoch konnten die Hilfskräfte nicht mehr verhindern, dass zwölf Häuser auf Dauer unbewohnbar wurden und wegen Baufälligkeit abgerissen werden mussten.

Der Hauptschub des Erdrutsches erfasste eine unbebaute Fläche hangaufwärts der Waldstraße auf einer Länge von zirka 100 Metern. Von dort rutschte ein mit Bäumen bewachsenes Geländestück wie von Geisterhand geschoben über die Waldstraße hinweg und machte den öffentlichen Weg unpassierbar. Erst das Anfang Januar 1966 beginnende Frostwetter brachte den wandernden Hoxberg weitestgehend zum Stillstand.

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