Ein Kreuz, das viel zu Tage brachte

Thalexweiler · Nach langer Forschungsarbeit gelang es Walter Lesch aus Thalexweiler, den historischen Wert eines 1813 in seinem Heimatort errichteten Wegekreuzes zu ergründen. Bei seinen Nachforschungen stieß Lesch auch auf interessante heimatgeschichtliche Fakten.

 Bildhauermeister Karsten Fuchs (links), das Thalexweiler Napoleonkreuz und Malermeister Walter Lesch mit der früheren Inschrift.

Bildhauermeister Karsten Fuchs (links), das Thalexweiler Napoleonkreuz und Malermeister Walter Lesch mit der früheren Inschrift.

Foto: Fred Kiefer

So mancher Passant wird achtlos an dem unscheinbaren Wegekreuz auf der Banngrenze zwischen Thalexweiler und dem Ortsteil Schellenbach vorübergegangen sein. Der pensionierte Malermeister Walter Lesch hatte jedoch schon vor Jahren ein Augenmerk auf das Kleindenkmal gerichtet, zumal es ganz in der Nähe seines Wohnhauses in die Stützmauer eines Anwesens eingelassen ist. Die Inschrift war nicht mehr lesbar, die Leute im Ort nannten es "Bachmanns Kreuz", weil, so fand Lesch in den Kirchenbüchern heraus, mehrere Eheschließungen zwischen den Sippen "Bachmann" und "Linnenbach" stattgefunden hatten.

Selbst entwickelte Fototechnik

Dank einer selbst entwickelten Fototechnik konnte der Malermeister auch die Inschrift wieder lesbar machen. Er fotografierte das Kreuz über mehrere Jahre hinweg in den verschiedenen Jahreszeiten, bis die Buchstaben und Ziffern erkennbar waren. Es stand geschrieben: "1813 - Zur Erinnerung - gefallen - für Linnenbach Johannes". Die Inschrift bedeutet, dass das Kreuz zum Gedenken an den 1813 im napoleonischen Krieg gefallenen Thalexweiler Bürger Johannes Linnenbach errichtet wurde.

Lesch konnte auch den Verfasser der Schrift ermittelt. Es war die Handschrift des Steinmetzmeisters und Steingraveurs Adam Caryot aus Schreckling/Lothringen. Der 1773 geborene Stammvater aller heutigen in Thalexweiler und Umgebung lebenden Caryots hatte 1804 Ursula Linnenbach, verwitwete Bachmann, geheiratet. Lesch vermutet, dass er auch der Erbauer des Napoleonkreuzes war, dessen Standort im vorigen Jahrhundert zweimal verändert wurde. Bei den Versetzungen wurden zwei Quadersteine des Sockels und die Altarplatte vermutlich bei den Umbauarbeiten am Haus gebraucht. Der übriggebliebene Quader bildet heute den Sockel, auf dem das eigentliche Kreuz mit einem Kranz aus Beton befestigt wurde.

Nachdem Mitarbeiter des Bauhofes Lebach das Kleindenkmal geborgen und in ihre Werkstatt transportiert hatten, säuberte Lesch auf Empfehlung von Rupert Schreiber vom Landesdenkmalamt den Stein mit einem Pinsel. Danach wurde es nach Steinbach zur Bildhauerei Fuchs gebracht, wo der angemauerte Sockel fachgerecht entfernt wird, ehe es an seinem angestammten Platz wieder aufgestellt wird.

Forschung ohne Computer

Anstelle der ursprünglichen Inschrift hat Lesch eine Tafel aus Edelstahl mit allen Daten angefertigt, die unterhalb des Kreuzes befestigt werden soll.

Die langwierigen und viel Geduld erforderlichen Forschungsarbeiten hat der Malermeister mit einer analogen Sucherkamera und, für die heutige Zeit erstaunlich, ohne die Hilfe eines Computers durchgeführt.

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