Der Geschichte ein Gesicht geben

Lebach · Mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräber- fürsorge möchte der Lebacher Lothar Schmidt den Ehrenfriedhof umgestalten.

Jakob Kreis war 1940 der erste Kriegstote in Lebach und wurde als Erster auf dem Ehrenfriedhof in Lebach begraben. Er bekam ein Staatsbegräbnis. Seine Tochter Inge war damals acht Jahre alt. Auf einem Bild ist sie im Leichenzug zu sehen. Familie Kreis wohnte damals bei Familie Löw in der Jabacher Straße. Von dort stammt Mutter Regine Kreis, geborene Hahn. In der Jabacher Straße war auch Inges Vater aufgebahrt worden. Der Sarg wurde von Soldaten von dort bis zum Lebacher Friedhof getragen. Jakob Kreis, geboren am 6. März 1902 in Sotzweiler, war Kradmelder. Am 8. Mai 1940 sollte er zusammen mit einem Kameraden eine Meldung nach Eiweiler überbringen. In Landsweiler geschah das Unglück. In einer Rechtskurve in Höhe der heutigen Bäckerei Bost kam den beiden Soldaten ein Lkw mit Arbeitern des Reichsarbeitsdienstes entgegen und erfasste sie. Kreis verstarb ein paar Stunden später, sein Kamerad ein paar Tage danach. Das war zwei Tage vor dem Frankreichfeldzug, der am 10. Mai ausbrach. Lothar Schmidt, ein Nachbar von Inge Scherer geborene Kreis, vermutet, dass er eine entsprechende Meldung überbringen sollte. Schmidt ist nicht nur geschichtsinteressiert, er will auch zusammen mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) den Ehrenfriedhof umgestalten und ihm einen würdigen Rahmen geben.

Die Einheit von Jakob Kreis war in Eiweiler stationiert. Als Kradmelder hielt er die Verbindung zu Kompanie und Bataillon. Nach dem Unglück wurde der damals 38-Jährige noch nach Hasborn ins Feldlazarett gebracht.

Der Tote wurde bei Familie Löw aufgebahrt. Inge Scherer erinnert sich noch, dass Nachbarn Lorbeerstöcke gebracht haben, die um den Sarg gestellt wurden. Zwei Soldaten hätten Wache gehalten. Eine Militärkapelle begleitete den Trauerzug zum Friedhof.

Ob es nachher noch ein Immes gab, daran kann sich die heute 85-Jährige nicht mehr erinnern. Aber bestimmt hätte man sich irgendwo getroffen, zumal auch Verwandtschaft gekommen war. Über finanzielle Dinge habe ihre Mutter nie geredet. Sie bekam ihre Kriegswitwenrente und vielleicht auch noch Rente von ihrem Mann, der bei der Post beschäftigt war. Aber das weiß sie nicht mehr genau. Regine Kreis und ihre beiden Töchter Inge und Amanda blieben bei Familie Löw, bis am 6. Oktober 1944 das Haus einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Die Familie wollte noch in den nahe gelegenen Bunker (Nähe Fatimakapelle) fliehen, aber sie kamen nur bis in den Keller des Nachbarhauses. "Ich hatte damals eine wunderschöne Puppe, die ich überall mitnahm", erzählt Inge Scherer. "Doch an diesem Tag habe ich sie vergessen." In den Trümmern fanden sich tags darauf noch Einzelteile. Der Hausherr starb bei dem Angriff, er habe Nachtschicht gehabt und sei nicht mehr rechtzeitig aus dem Bett gekommen.

Die Familien fanden Unterkunft im so genannten Braunen Haus, dort wo heute die Agentur für Arbeit ist. Danach wurden sie nach Göppingen ins Badische evakuiert. Nach einem halben Jahr ging's wieder zurück nach Lebach ins Braune Haus bis Inge und ihr Mann Alois Scherer aus Niedersaubach 1955 an den Schützenberg ihr Haus bauten, wo die 85-Jährige heute noch mit der Familie ihres Sohnes lebt.

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