Musterbeispiel beim französischen Nachbarn

Ensdorf · Der Entsorgungsverband Saar wirbt derzeit für das geplante Biomasse-Zentrum in Ensdorf. Neben einer umfassenden Information der Bevölkerung zum Projekt hat der Verband auch einen Besuch auf einer Anlage bei Forbach angeboten.

Der Bau des Biomasse-Zentrums in Ensdorf ist längst beschlossene Sache. Jetzt geht es dem Entsorgungsverband Saar (EVS) darum, Vorbehalte bei Bedenkenträgern zu zerstreuen. Angst vor einer Geruchsbelästigung gehört zu den Hauptargumenten, die Skeptiker anführen. Der EVS setzt auf Information. Als Beispiel für ein modernes Biomasse-Zentrum führt er gerne die Anlage des französischen Partnerverbandes Sydème in Morsbach bei Forbach an. Dorthin hatte der EVS jetzt Interessierte eingeladen. Die Begrüßung in Morsbach übernahmen EVS-Geschäftsführer Georg Jungmann und Sydème-Chef Serge Winkelmuller. Der erklärte die Funktion der Anlage und lieferte Kennzahlen.

Die Nennkapazität liegt bei 45 000 Tonnen Bioabfall jährlich. Die Anlieferung erfolgt in einer großen Halle. Es folgt eine Mischanlage, die aus Biomüll einen Brei herstellt. Dieser durchläuft in drei Wochen bei 55 Grad Celsius einen von drei so genannten Fermentern. Hier findet die Vergärung statt - es entsteht Biogas . Das wiederum wird zum Teil in zwei Blockheizkraftwerken auf der Anlage verfeuert. Strom und Wärme sind Endprodukte, die teils direkt vor Ort wiederverwendet werden. Ein Teil des Gases wird aufbereitet und ins öffentliche Erdgasnetz gespeist.

Was am Ende aus dem Fermenter herauskommt, wird zu zertifiziertem Kompost. Die Anlage produziert jährlich 5,5 Millionen Kubikmeter Biogas , 8000 Tonnen Kompost und rund 10 000 Kubikmeter Flüssigdünger, der dann entsteht, wenn das Material vorm Kompostieren gepresst wird.

Gerade einmal 200 Meter steht die Anlage von der nächsten Wohnbebauung entfernt. Beschwerden habe es allenfalls dann gegeben, wenn mehrere Türen aufgestanden hätten oder ein Tor kaputt gewesen sei, erklärt Winkelmuller. In allen Betriebsbereichen herrsche Unterdruck. Die Luft wird abgesaugt und gereinigt. Das scheint zu funktionieren. Wenn es bei der Begehung der Anlage in einzelnen Bereichen auch deutlich riecht, außerhalb der Gebäude ist höchstens der Geruch des offen gelagerten Komposts wahrnehmbar.

Georg Jungmann ist vom Konzept Biomasse-Zentrum überzeugt. Flüssigdünger solle in Ensdorf nicht gewonnen werden - es fehlten die Abnehmer. Wohl aber Kompost, für den es möglichst sortenreines Material aus der Biotonne braucht - auch hier setze man auf Aufklärung. Was an Energie (Gas oder Strom) in welchem Verhältnis ins öffentliche Netz eingespeist werden solle, sei eine Frage für die anstehende Konzeptionierung der Ensdorfer Anlage.

Zum Thema:

Auf einen Blick Sydème ist ein öffentlicher kommunaler Zweckverband wie der saarländische EVS und dessen Partner. Auf französischer Seite ist der Verband für 14 Kommunalverbände mit insgesamt 298 Gemeinden zuständig. Das Einzugsgebiet erstreckt sich über eine Fläche von rund 2500 Quadratkilometern. Sydème behandelt und entsorgt die Abfälle von 385 000 Einwohnern, dazu Material von Teilen der Gastronomie, Industrie und Landwirtschaft. Geschäftsführer des Verbandes ist Serge Winkelmuller. spe

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