Akkorde und Ausrufezeichen gegen Rechts

Pachten · Partylaune und Informationen gegen Rechtsextremismus. Damit setzten am Sonntagabend Verdi-Jugend, Jusos und Falken einen kritischen Rahmen für ein Punkkonzert. Etwa 600 Musikfans fanden trotz Glatteis den Weg in die Römerhalle Pachten.

 Mit dabei in Pachten war auch die Punkband Feine Sahne Fischfilet mit Sänger „Monchi“. Foto: Johannes A. Bodwing

Mit dabei in Pachten war auch die Punkband Feine Sahne Fischfilet mit Sänger „Monchi“. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

"Keine Fotos und keine Tonaufnahmen", baten die beiden Referenten des Antifa-Arbeitskreises "Analyse und Kritik" am Sonntag der Römerhalle Pachten . Im Vorfeld des Konzerts der Band Feine Sahne Fischfilet fanden dort Workshops zum Thema Rechtsextremismus im Saarland statt. Die Referenten selbst wollten nicht mit Namen genannt werden. Eine Vorsichtsmaßnahme, um nicht ins Visier der rechten Szene zu gelangen.

Deren "militante und terroristische Strukturen im Saarland werden vom Verfassungsschutz geleugnet", hieß es. Dass es im Land enormes rechtes Potenzial gebe, hätte die Landtagswahl 2004 gezeigt. Vier Prozent erzielte die NPD , "erstaunlich für ein westliches Bundesland". Inzwischen gebe es unter anderem auch die SaGeSa und das "Bündnis Saar", so genannte Bürgerwehren seien im Entstehen. "Von denen erwarten wir nicht mehr Sicherheit", sagte ein Referent, "eher mehr Übergriffe".

Übergriff auf Flüchtlinge

Die Polizei verharmlose vieles, hieß es weiter. So wie einen rechtsextremen Übergriff auf Flüchtlinge in Weiskirchen im April 2015. Zudem fielen auch demokratische Parteien auf Floskeln der Rechten herein. Dazu wurde Riegelsberg als Beispiel gebracht. Dort will eine Initiativgruppe "Hindenburgturm" den Turm als Denkmal für Gefallene des Ortes nutzen. Aber damit würden auch Täter zu Opfern gemacht und wirkliche Opfer vom Rechtsextremismus instrumentalisiert. Denn der Turm entstand 1934, vor der Einbindung des Saargebiets in Hitlers Deutschland. Vorbild sei das Tannenberg-Denkmal gewesen, das die Nazis ab 1934 ideologisch vereinnahmt hätten. Erstaunlich fanden es die Antifa-Vertreter, dass manche demokratische Parteien in Riegelsberg den NS-Hintergrund nicht bemerkten. Denn "das ist Nazijargon, wenn der Initiator von Umvolkung spricht".

Der Rechtsextremismus im Saarland habe sich gewandelt, stellten die Referenten dar. "Das sind heute nicht mehr Springerstiefel und Glatzen. Die geben sich sehr gern bürgerlich." In den 1990er Jahren sei Saarlouis noch eine Hochburg des Rechtsextremismus gewesen. Inzwischen bestehe eine starke Achse Völklingen-Saarbrücken. Die Antifa sieht insgesamt "eine gesellschaftlich sehr bedenkliche Situation".

Auf Rechtes zeigen

"Wir wollen", sagte Julia Pranke von Verdi-Jugend, "mit dieser Veranstaltung und dem Konzert aufmerksam machen auf Rechtsextremismus und Rassismus". Dies hielt auch Juso-Vertreter Johannes Hiry für notwendig, "in Zeiten, in denen in Deutschland wieder Flüchtlingsheime angegriffen werden".

Als Party zwischen Infoständen gestaltete sich das Konzert. Das Punk-Duo Akktenzeichen aus Rostock legte mit Akkordeon und Akustikgitarre los. Hauptakt war die Band Feine Sahne Fischfilet aus Mecklenburg-Vorpommern. Die Musiker mit Frontmann "Monchi" (Jan Gorkow) packten vor rund 600 Mitmachern den akustischen Prügel gegen Rechts aus. Kurzzeitig entrollten in der lautstarken Partylaune schwarz vermummte Antifa-Aktivisten auf der Bühne ein Transparent "Keine Zukunft für Deutschland und seine Nazis!". Ihre Abneigung gegen Rechts erklärten die "Sahnefilets" der SZ mit persönlichen Erfahrungen aus ihrer Heimat. In Dörfern würden etablierte Parteien aus Angst nicht mehr zur Wahl antreten, Nazis hielten wöchentlich Demos ab, und immer wieder würden anders Gesinnte, Politiker und Antifaschisten "auf die Fresse kriegen". "Das sind nicht bloß Rechtsextreme", sagte Monchi. "Das sind gestandene Nationalsozialisten ."

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