Bunte Welt aus Stoffen und Farben

Stennweiler · In ihrer körperlichen Beweglichkeit ist Klothilde Bogisch aus Stennweiler eingeschränkt, was sie aber nicht daran hindert, ungeheuer produktiv zu sein. Ihr Thema ist die künstlerische Beschäftigung und die Verwertung von Stoffresten mit ihrer Nähmaschine.

. Als die Autorin dieser Zeilen das gemütliche Heim von Klothilde und Peter Bogisch in Stennweiler verlässt, ist sie um eine hübsche Tasche reicher. Denn Klothilde Bogisch näht nicht nur für ihr Leben gerne, sondern sie macht auch gerne anderen Menschen eine Freude, indem sie die Produkte ihrer fleißigen Hände verschenkt. Bei Farben, Formen und Mustern ihrer Erzeugnisse schöpft die 79-Jährige aus dem Vollen: Da ist als Erstes ihre Fantasie, mit der sie von der Puppe über das Fabeltier bis zur großen Decke alle Teile individuell gestaltet, und zum zweiten geben die Muster und Qualitäten der verarbeiteten Materialien den Sachen den ganz besonderen Schliff. "Ich betreibe hier mit der Patchwork-Näherei nämlich eine Form der Abfall-Verwertung", lässt die alte Dame wissen. Denn kein Stückchen Stoff wird eingekauft, sondern nur Spenden einer Polsterei, einer Stofffabrik oder von Privatleuten ("derzeit habe ich mein Lager allerdings voll") geraten unter die Nadel. Zu Kindern hat Klothilde Bogisch ein ganz besonders intensives Verhältnis: Sie hat 38 Jahre als Erzieherin gearbeitet und erinnert sich noch immer mit großer Leidenschaft an diese Zeit. Jetzt bekommt sie von ihren beiden kleinen Enkeln die Ideen für neue Kreationen geliefert. Die schnuckeligen Wesen wie die Eule, die nach Beratung durch die Enkel zu einer Katze wurde, der Hase, dessen Fell-Basis aus einer Hausschuh-Fabrik stammt, oder Puppe Peterchen bevölkern den Tisch, an dem die Unermüdliche fast jeden Tag werkelt. Und dabei vergisst sie auch die Kinder nicht, denen es weniger gut geht. So hat sie jetzt über die Illinger Rumänienhilfe ein großes Paket voller warmer Patchwork-Decken und bunter Taschen an Waisenkinder geschickt, die sich sicher gefreut haben über die liebevoll hergestellten Unikate.

Das Gestalten von Gebrauchs- und Dekorationsgegenständen ist aber nicht die alleinige Beschäftigung der Stennweilerin, die mit ihrem Mann in ihrem Elternhaus in der Straße "Zur Kipp" lebt. Sie hat auf Seide gemalt, bergeweise Strümpfe gestrickt und dabei als ehemalige Fachfrau auch immer die aktuelle Diskussion um die Kinderbetreuung im Auge gehabt. So ärgert es sie, dass in vielen Einrichtungen bereits um 17 Uhr letzte Abholzeit ist ("das kann doch kein Vollzeit-Beschäftigter schaffen") und viel zu viel verwaltungstechnischer Aufwand getrieben wird, statt einfach für die Kinder da zu sein. Sie selbst erinnert sich immer wieder gerne an die 23 Freizeiten, die sie mit "ihren Kindern" (sie arbeitete zuletzt in einer Kindertagesstätte auf dem Saarbrücker Rastpfuhl) auf einem Schiff in Wilhelmshafen verbrachte. Und im Herbst ging es zum Wandern in die Vogesen.

Heute kann Klothilde Bogisch keine solchen Touren mehr machen. Sie freut sich an den Produkten ihrer Näharbeit und ist ihrem Ehemann dankbar, dass er das dabei entstehende Stoffgewusel in der Wohnstube klaglos erträgt.

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