„Das darf niemals wieder geschehen“

Saarbrücken · Sechs Zeitzeugen aus Lettland, die als Kinder Krieg und Unterdrückung erlebten, haben als Gäste der KEB das Saarland besucht. Sie berichteten in Schulen von ihren schlimmen Erfahrungen. Zum Abschluss des Aufenthaltes im Saarland empfing Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer die Gäste in der Staatskanzlei.

 Erinnerungsfoto mit der Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in der Staatskanzlei in Saarbrücken. Foto: Gerhard Alt/KEB

Erinnerungsfoto mit der Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in der Staatskanzlei in Saarbrücken. Foto: Gerhard Alt/KEB

Foto: Gerhard Alt/KEB

Sie waren Kinder, als in ihrer Heimat Krieg herrschte und die deutschen Besatzer das Sagen hatten. Was sie erlebt haben, lässt sich kaum in Worten ausdrücken. Und wenn sie jetzt jungen Deutschen von ihren Erfahrungen berichten, versagt ihnen manchmal die Stimme. Doch sie erzählen tapfer, was ihnen widerfahren ist: Sie verstehen es als Mahnung, dass so etwas nie wieder passieren darf, und als Aufgabe, die Erinnerung wachzuhalten.

Und dies ist auch der Sinn der Versöhnungsarbeit, welche nach den Worten des Vorsitzenden Horst Ziegler die Katholische Erwachsenenbildung im Kreis Saarlouis leistet. Seit über 20 Jahren organisiert die KEB zusammen mit dem Maximilian-Kolbe-Werk (das ist eine Stiftung mit Sitz in Freiburg) Aufenthalte für Zeitzeugen aus Osteuropa, die Konzentrationslager und Ghetto überlebt haben. Jetzt waren fünf Frauen und ein Mann aus Lettland zu Gast.

Jede Lebensgeschichte ist anders; was die Kinder erlebten, prägt ihr ganzes Leben bis ins hohe Alter. Und doch gibt es auch Gemeinsamkeiten. Waren die Eltern oder ein Elternteil Juden, erlebten sie den Rassenwahn am eigenen Leibe. Sie mussten ins Ghetto; es gab willkürliche Erschießungen und sogenannte Säuberungsaktionen. Um zu überleben, musste man sich verstecken und fliehen, Hunger und Kälte durchstehen. Einige sahen mit an, wie ihre Eltern umgebracht wurden.

Die Älteste der Gäste war als Mädchen in Auschwitz. Auf dem Weg in den Verbrennungsofen kam ein Zufall zu Hilfe; ein technischer Defekt ermöglichte ihr das Überleben bis zur Befreiung durch die Rote Armee .

Eine andere Frau leidet bis heute unter den schweren Erfrierungen, die sie als Mädchen auf der ziellosen Flucht mit den beiden Geschwistern nach der Ermordung ihrer Eltern erlitten hatte.

Die Schülerinnen und Schüler des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Dillingen, des Gymnasiums am Stefansberg in Merzig, der Erweiterten Realschule in Püttlingen und der Martin-Luther-King-Schule in Fraulautern hörten sehr konzentriert zu und meldeten sich auch zu Wort. Es kam zu lebhaften Gesprächen voller gegenseitigem Respekt. Auch das war wichtig für die Zeitzeugen: Denn sie wollen wissen, was für Leute heute in dem Land leben, aus dem einst ihre Peiniger kamen. Und sie beklagten auch den Nationalismus in den baltischen Staaten.

Neben den Schulbesuchen besichtigte die Gruppe auch Trier, Luxemburg, die Saarschleife und Saarlouis, wo sie Oberbürgermeister Roland Henz willkommen hieß.

Den Abschluss des Aufenthalts bildete ein Empfang in der Staatskanzlei in Saarbrücken. Eine der Teilnehmerinnen, Gabriela Parasa, sprach sehr gut Deutsch. Sie sagte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer: "Sie haben hier so ein schönes Land, und wir sind mit großer Herzlichkeit aufgenommen worden. Danke für alles."

Und Kramp-Karrenbauer erklärte: "Was Ihnen widerfahren ist, darf niemals wieder geschehen, nicht in deutschem Namen und auch nicht im Namen eines anderen Volkes."

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