Prims-Gondeln und Maschinorants

Dillingen · Auf „lokales Funkeln“ setzt das neue Tourismuskonzept des Kreises Saarlouis. Der Begriff ließ viele bei der Präsentation im Lokschuppen stutzen. Die Beispiele aber ließen die Orte des Kreises tatsächlich funkeln.

 Landrat Patrik Lauer

Landrat Patrik Lauer

 Moderator Mathias Winters befragt die Hotelleiterinnen Agnès Buschendorff (links) und Anette Maurer.

Moderator Mathias Winters befragt die Hotelleiterinnen Agnès Buschendorff (links) und Anette Maurer.

 Manchmal staunte das Publikum über die Ideen. Fotos: Thomas Seeber

Manchmal staunte das Publikum über die Ideen. Fotos: Thomas Seeber

Das künftige Tourismuskonzept für den Landkreis Saarlouis und seine 13 Kommunen soll unter dem Slogan "Rendezvous Saarlouis" keine "Inszenierung von außen" werden, sondern Stärken, die da sind, stärken. Authentisch solle es bleiben, unterstrich Heike Glatzel vom Münchner Beratungsbüro Futour. Sie hat den Diskussionsprozess begleitet, der sich in Arbeitsgruppen und einer Lenkungsgruppe vollzog. Der Kreis verfüge grundsätzlich über "sehr gute Voraussetzungen in der Infrastruktur, besonders bei Rad- und Wanderwegen". "Gute" Voraussetzungen böten Hotellerie und Gastronomie, "hier kann aber noch manches besser werden".

Die Auslastung der Gästebetten im Kreis liege mit 25 Prozent unter dem Landesschnitt (31,6 Prozent) und unter dem Bundesschnitt (34,4 Prozent). Auf 1000 Einwohner kämen nur 1,16 Übernachtungen, im Bundesschnitt seien es 5,06 Prozent.

Der touristische Reiz des Kreises ergibt sich nach dem Konzept aus dem Dreiklang von Landschaft, Industrie und Frankreich. Teile des Kreises seien französisch geprägt, aber mehr noch zähle die schlichte Tatsache der Grenznähe. Wasser ist aus Sicht der Touristiker im Kreis allgegenwärtig. Und mit heimischer Küche, aber auch kulinarisch verfeinerten regionalen Produkten lasse sich punkten. Was der Kreis zum Verzehr so hergibt, ließen einige Stände mit Kostproben fürs Publikum im Lokschuppen ahnen: vom Wild über Viez und Schnaps und Bärlauch bis Ludwig-Schokolade.

In diesem Rahmen kann es nun "lokal funkeln", wie Harald Hullmann und Jörg Maria Gimmler, ein Beratungsbüro in Frankfurt, an Beispielen zeigten: für jede Gemeinde wenigstens eines. Grenzblicke können sie sich vorstellen, Stäbe mit Markierungen in Sichtrichtungen, etwa Frankreich. Über einen QR-Code kann der Besucher vor Ort Infos auf seinem Smartphone abrufen. Oder "Prims-Gondeln", um das "einzigartige" Miteinander von Natur und Industrie zu erleben - da grummelte es im Publikum vor Erstaunen. "Maschinorants", nur kurzzeitig geöffnete Gastronomie in Industrie-Immobilien; "Kuchenköniginnen": Wird zu Hause am Wanderweg gebacken, hängt man eine Fahne raus als Einladung an Wanderer.

Oder der Ausbau der Kiesgruben Nalbachs als "Nalbacher Seenplatte". In jedem Ort einen rollatorgeeigneten Rundweg bis zu zwei Kilometern, vielleicht ein Begleitangebot von "Junior scouts". In Wallerfangen die Kirche blau statt weiß anstrahlen, um an den römischen Azurit-Abbau zu erinnern. Die Grenze etwa in Leidingen "inszenieren".

Doch, es gebe wohl solche Attraktionen auch in Lebach, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen, befand Klauspeter Brill, Lebachs Bürgermeister. "Das ist Potenzial, das vermarktet werden kann." Amtskollege Hartwin Faust aus Ensdorf: "Ich bin froh, dass die Kirchturmpolitik hier mal ein Ende hat und wir im Kreis gemeinsam handeln."

Das fand auch Agnès Buschendorff, Direktorin des Victor's in Saarlouis. "Dass wir da alle an einem Strang gezogen haben, ist fantastisch.

Anette Maurer vom Hotel Maurer in Saarwellingen: "Wenn Gäste fragen, schicken wir sie nach Saarlouis. Jetzt wird mir klar, was es in den anderen Gemeinden so gibt. Da hat man bisher gar nicht so drauf geschaut." Letztlich aber, sagten die Touristiker, komme es auf die Menschen an. Maurer über ihre Hotel-Erfahrung: "Ein bisschen Herzlichkeit - da kommt so viel Feedback von den Gästen. Da kann man viel machen." Alles eben auch eine Sache des Gefühls: Wie auch Oranna Kaspers Chanson "Rendezvous Saarlouis" auf die Melodie von "Champs Elysée" nach Edith Piaf im Lokschuppen bewies.

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