Im Kahn zur KircheFranz-Peter Rech will ein Wir-Gefühl schaffen

Ensdorf. Dass die Ensdorfer eine eigene Kirche haben, verdanken sie dem Lisdorfer Pastor Godehard Prinz. Der Seelsorger wies am 4. Januar 1863 vor dem Kirchenrat im Lisdorfer Pfarrhaus auf die Notwendigkeit des Kirchbaues und die Abtrennung der Filiale Ensdorf von der Pfarrei Lisdorf hin. Die Seelsorge in Ensdorf war vor allem durch die Saar erschwert, die beide Dörfer voneinander trennte

Ensdorf. Dass die Ensdorfer eine eigene Kirche haben, verdanken sie dem Lisdorfer Pastor Godehard Prinz. Der Seelsorger wies am 4. Januar 1863 vor dem Kirchenrat im Lisdorfer Pfarrhaus auf die Notwendigkeit des Kirchbaues und die Abtrennung der Filiale Ensdorf von der Pfarrei Lisdorf hin. Die Seelsorge in Ensdorf war vor allem durch die Saar erschwert, die beide Dörfer voneinander trennte. Führte der Fluss Hochwasser, mussten die Kinder zur Taufe in andere Kirchen gebracht werden. 700 bis 800 Ensdorfer kamen an Sonn- und Festtagen per Pontefähre über die Saar nach Lisdorf zum Gottesdienst. Alte und ängstliche Leute blieben zu Hause. Im Winter war Ensdorf durch Hochwasser oder Eisgang oft wochenlang ganz abgeschnitten, so dass die Seelsorge nicht möglich war. Gefährlich waren Versehgänge bei Nacht und Sturm. Im Sommer mussten die Ensdorf Katholiken mit dem Kahn übergesetzt werden, da die Ponte wegen des niedrigen Wasserstandes nicht fahren konnte.Auch durch die Zunahme der Seelenzahl in Lisdorf und Ensdorf auf insgesamt 3364 war die Lisdorfer Kirche zu klein geworden. Nachdem man am 19. Juli 1863 den Bauplatz für die Kirche in Ensdorf erworben hatte, wurden am 25. August des gleichen Jahres die ersten Bausteine angefahren. Laut Chronik herrschte bei den Ensdorfern großer Jubel, "strömten alle herbei, um die Steine nur berühren zu können, als wollte man sich überzeugen, dass es nicht etwa ein Traumbild, sondern freudige Wirklichkeit sei". Im September 1863 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Am 5. Mai 1864 war die Benediktion (Segnung) des Grundsteins, und am 19. Januar 1868 erfolgte die Benediktion der Kirche durch Dechant Hecking aus Saarlouis. Noch im gleichen Jahr, am 5. Juli, nahm Bischof Matthias Eberhard die Konsekration (Weihe) des Gotteshauses vor. Am 23. Oktober 1868 wurde die bisherige Filiale Ensdorf zur Pfarrei, die neue Kirche zur Pfarrkirche erhoben. Erster Seelsorger war Pastor Karl Ernst Schrod. Das starke Anwachsen der Zahl der Katholiken auf über 4000 im Jahr 1912 ließ Pastor Kreckler um 1915 an eine Erweiterung des Gotteshauses denken, die aber erst 1935 unter Pastor Hoffmann möglich wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche stark beschädigt. Der Wiederaufbau begann 1948 unter Pastor Dr. Josef Goergen. Im Jahr 1953 bekam die Kirche einen neuen Kreuzweg, im gleichen Jahr konnten auch neue Glocken angeschafft werden. Ihr 100-jähriges Bestehen beging die Pfarrei am 2./3. Juli 1968. Der ehemalige Kaplan von Ensdorf, Gerd Bichler, wurde am 2. Februar 1969 als neuer Pfarrer eingeführt. Dem bisherigen Pastor Dr. Josef Goergen wurde am 28. Januar 1971 die Leitung des katholischen Büros in Saarbrücken übertragen. Sein diamantenes Priesterjubiläum feierte er am 17. März 1991 in einem Dankgottesdienst in Ensdorf.Tiefe Trauer herrschte am 23. März 1995 in der Pfarrei: Prälat Professor Dr. Josef Goergen wurde auf dem Ensdorfer Friedhof zu Grabe getragen. Neun Jahre später trauerte die Pfarrei um Pastor Gerd Bichler, der am 10. Juni 2004 nach 35-jährigem segensreichem Wirken in Ensdorf starb. Sein Nachfolge wurde Pastor Friedhelm Müller, der nach fünfjähriger seelsorgerischer Tätigkeit in Ensdorf am 27. September 2009 in den Ruhestand verabschiedet wurde. Ensdorf. Eine Baustelle ist der Turm von St. Marien in Ensdorf. Erneuert werden auch die Strukturen im Bistum Trier. Als Folge davon sind die Pfarreien Ensdorf und Bous auf dem Weg zu einer gemeinsamen Pfarrgemeinschaft. Ihr einziger Seelsorger war bislang Dechant Heinz Haser. Nun kommt Unterstützung durch den ehemaligen Pastor von Theley-Sotzweiler, Franz-Peter Rech. Rech ist seit 1. März zusätzlicher Seelsorger und Kooperator in Ensdorf und Bous. "Aber meine Wohnung hier ist noch nicht fertig", sagt der fast 60-Jährige. Der erste Stock im Ensdorfer Pfarrhaus werde dafür umgebaut. Untergebracht ist er derzeit im Haus Bergfriede in Bous. Den Gläubigen vorgestellt hatte sich Rech in Gottesdiensten Anfang März. Welche konkreten Aufgaben er in der neu entstehenden Pfarrgemeinschaft übernimmt, werden Gespräche mit Haser, Diakon und Gemeindereferenten klären. "Die Nähe zu den Menschen ist ganz wichtig", sagt Rech. Dazu gehöre auch ein Wir-Gefühl, das aufzubauen sei und über die klare Abgrenzung der beiden Kommunen hinausgehe. "Das wird eine harte Sache", vermutet Rech aufgrund seiner Erfahrungen aus der Eifel. In den 80er Jahren erlebte er dort als Pastor in Oberkail, etwa 30 Kilometer nördlich von Trier, die Zusammenlegungen kleiner Pfarreien. Um kleine Dörfer ging es dort, jetzt geht es um zwei industriell geprägte Gemeinden mit etwa 11 000 Katholiken. "Das hängt mit der Umstrukturierung des Bistums zusammen", erklärt Dechant Heinz Haser. Diese Umstrukturierung soll ab September 2011 flächendeckend im Bistum erfolgen. "Ich muss mir etwas Zeit lassen", sagt Franz-Peter Rech, "um die möglichen Strukturen hier zu erfassen." Wie das sei mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen, Nationalitäten und den Besonderheiten der beiden Orte. "Ich lasse mich dabei einfach auf die Menschen ein."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort