Ein Hoch auf die Hilfsbereitschaft

Beleidigend ist die am Donnerstag verbreitete Behauptung, die Spendenbereitschaft der Deutschen sinke. Es ist doch absurd zu diesem Schluss zu kommen, weil 2009 "nur" 2,097 Milliarden Euro gespendet wurden, gerade einmal 65 Millionen weniger als 2008. Warum zieht man Vergleiche nur zum Rekordjahr? Es ist unverfroren zu erwarten, es gehe immer bergauf, trotz Weltfinanzkrise hätte 2009 noch draufgesattelt werden müssen. Die Negativschlagzeile ist doch nur eine Gewinnwarnung der Spendenindustrie. Sie bekommt richtig viel Geld geschenkt, nur nicht ganz so viel, wie erhofft. Dabei wurden sogar im Krisenjahr noch 17 Millionen Euro mehr als 2007 gespendet. Und nähme man statt des Kalenderjahres 2009 die letzten zwölf Monate gäbe es dank der Hilfsbereitschaft für Haiti seit Januar neue Rekorde. Außerdem geben die Deutschen insgesamt Jahr für Jahr über die Kirchensteuer rund acht Milliarden für soziale Zwecke, bringt der Solidaritätszuschlag zwölf Milliarden für den Aufbau Ost, stammt auch die Entwicklungshilfe von rund zehn Milliarden Euro aus unseren Steuern. Nicht eingerechnet ist das lokale Engagement von Vereinen, Schulen und Initiativen: das Benefiz-Konzert, die wohltätige Tombola, die Lebensmittelspende an die Tafeln für Bedürftige - dazu der ehrenamtliche Einsatz der Organisatoren. Als Zeitung freuen wir uns, dass es ständig etwas über die Hilfsbereitschaft der Menschen zu berichten gibt.

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