Vereine & Verbände Was bedeutet der LSVS-Skandal für das Ehrenamt?

Saarbrücken · Pro-Ehrenamt-Präsident Hans Joachim Müller hält das Engagement hunderttausender Saarländer auch zukünftig für unersetzlich.

 Hans Joachim Müller, Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft „Pro Ehrenamt“.

Hans Joachim Müller, Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft „Pro Ehrenamt“.

Foto: Oliver Dietze

Im Fußballverein die Trikots waschen, in der Gemeinde ein Straßenfest organisieren, die Jugendgarde für eine Aufführung auf einer Kappensitzung trainieren oder in der Nachbarschaft aushelfen: Das alles – und noch vieles mehr – gehört zum Ehrenamt. Im Saarland sind insgesamt 461 000 Menschen ehrenamtlich in den verschiedensten Vereinen und Verbänden tätig – und das aus Leidenschaft, sagt Hans Joachim Müller, Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt.

Der Verein ist die Dachorganisation für Ehrenamt und Bürgerengagement im Saarland und versucht, Ehrenamtliche in jeglicher Hinsicht zu unterstützen. „Unser Auftrag ist es, Rahmenbedingungen für Ehrenamtliche so günstig zu gestalten, dass sie weiterhin motiviert bleiben“, erklärt Müller. Das kann in Form von Anerkennungs- und Informationsveranstaltungen, Rechtsbeistand oder ähnlichem sein. Menschen, die ehrenamtlich tätig sind, sind für Müller schlichtweg unersetzbar. „Wir können uns ein Leben ohne Ehrenamtliche gar nicht vorstellen. Unsere Gesellschaft würde dann ganz große Schwierigkeiten bekommen“, sagt er und weist auch auf Ehrenämter hin, die oft nicht als solche anerkannt werden, wie zum Beispiel Menschen, die in der Nachbarschaftshilfe aktiv sind, oder die Elternsprecher in der Schule.

Ehrenamt bedeutet für den Präsidenten freies und unentgeltliches Engagement. Sobald man allerdings einen Pauschalbetrag für eine Tätigkeit erhält, sei dies kein Ehrenamt mehr, so Müller. Eine Aufwandsentschädigung sei in vielen Fällen aber angemessen. Ein Ehrenamtlicher kann zum Beispiel Fahrtkosten in Rechnung stellen und darf dann eine angemessene Entschädigung entgegennehmen.

Doch wann ist ein bestimmter Betrag gerechtfertigt und wann ist es zu viel? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, veranstaltet der Verein Pro Ehrenamt den Vortrag „Ethik und Moral im Ehrenamt“ mit der Rechtsanwältin und Korruptionsexpertin Sylvia Schenk von Transparency International. „Es ist wichtig, dass man im Ehrenamt gewisse gesellschaftliche Verhaltensregeln einhält. Um Teil unserer Gesellschaft zu sein, muss man gewisse Werte leben und darf diese auch nicht enttäuschen“, sagt Müller. Damit spielt er auf den im Dezember 2017 aufgedeckten LSVS-Skandal an, der für viel Furore im Ehrenamt sorgte. „Vorteilbedachtes Verhalten hat im Ehrenamt einfach nichts zu suchen. Der Imageschaden ist gewaltig. Es tut mir weh, dass jetzt so viele Ehrenamtliche unter Generalverdacht stehen“, bedauert Müller.

In diesem Zusammenhang betont der Präsident, dass Menschen ehrenamtlich tätig sind, weil es wichtig für sie ist und sie etwas Gutes tun wollen. Im Ehrenamt stünden Zusammenhalt und anständiges Miteinander im Vordergrund, so Müller. Besorgt ist er allerdings nicht. Das Ehrenamt an sich wird seiner Meinung nach nicht in Mitleidenschaft gezogen werden und sich – gerade im Saarland – weiter höchster Beliebtheit erfreuen. „Die Ehrenamtlichen in den Vereinen regen sich über den LSVS-Skandal vielleicht auf, aber sie werden trotzdem dabei bleiben. Der normale Ehrenamtliche macht sein Ehrenamt ja nicht des Geldes wegen.“

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