Bilder ohne Effekthascherei

Saarbrücken. Fotografie, wie er sie verstehe, erfülle keine Klischees. Vielmehr funktioniere sie über eine Meta-Ebene, auf der die inneren Bilder, die bereits im Kopf existieren, mitschwingen. "Es geht mir nicht darum, besondere oder verzerrte Perspektiven zu bemühen oder Effekthascherei zu betreiben", erklärt André Mailänder

Saarbrücken. Fotografie, wie er sie verstehe, erfülle keine Klischees. Vielmehr funktioniere sie über eine Meta-Ebene, auf der die inneren Bilder, die bereits im Kopf existieren, mitschwingen. "Es geht mir nicht darum, besondere oder verzerrte Perspektiven zu bemühen oder Effekthascherei zu betreiben", erklärt André Mailänder. Wie nackt wirken viele seiner Bilder, die zurzeit in seinem Projektraum "Stadtbild Kammerspiel - Das Fotografische" in der Nauwieserstraße zu sehen sind: Großformatige Aufnahme riesiger Asphaltwüsten hängen an der einen, kleinere, fast verträumt wirkende Impressionen großstädtischer Grünreste an der anderen. Betrachtet man die Fotografien, versteht man André Mailänders Erklärung von seinen zwei verschiedenen Arten, ein Foto zu machen: "Zum einen kann man eigene Gefühle übertragen auf das, was man sieht. Die andere Möglichkeit besteht darin, eine Situation auf sich wirken zu lassen und ihr mit größtmöglicher Objektivität und mit Abstand zu begegnen." "Foto-Foto" nennt Mailänder diese wirklichkeitsbeschreibende Fotografie, der er sich im Laufe der vergangenen Jahre immer stärker gewidmet hat. Während sich das "Kunst-Foto" bemühe, alle "innerapparatlichen Möglichkeiten des Mediums zu sprengen", akzeptiere das "Foto-Foto" die Grenzen der Fotografie und reibe sich stattdessen an den Themen, mit der sie sich auseinandersetzt. Ein Thema, das André Mailänder - ganz passend zur gegenwärtigen Turbokapitalismusdebatte - zurzeit beschäftigt, ist das äußere Erscheinungsbild von Supermärkten. "Ich finde es spannend mich mit dem auseinanderzusetzen, was mich visuell umgibt", erklärt Mailänder, der in den letzten Jahren nicht nur seiner Heimatstadt Saarbrücken fotografisch auf den Zahn fühlte, sondern auch regelmäßige Arbeitsaufenthalte in New York einlegte. André Mailänder versteht sich als "künstlerisch-konzeptioneller Fotograf", der eigene Projekte entwickelt und umsetzt. So begleitete er zusammen mit zwei weiteren Fotografen für ein Jahr die Bauarbeiten auf dem Luxemburger Plateau Kirchberg. Die Ergebnisse wurden vor wenigen Jahren unter dem Titel "État des lieux - une documentation photographique" in Luxemburg ausgestellt. Dass er mit Mitte vierzig nun von der Landeshauptstadt Saarbrücken ein Förderstipendium für "Nachwuchskünstler" bekommt, findet André Mailänder durchaus nicht unpassend. Schließlich fühle er sich "immer noch in der Entwicklung".

Zur PersonAndré Mailänder wurde 1964 in Heusweiler geboren. Er studierte Fotografie im Fachbereich Visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Dortmund und besuchte parallel dazu Lehrveranstaltungen an anderen Hochschulen wie der Folkwangschule Essen und der Fachhochschule Bielefeld. Seit 1993 arbeitet André Mailänder als freier Fotograf in Saarbrücken. Hier hatte er unter anderem einen Lehrauftrag für Fotografie an der Hochschule der Bildenden Künste Saar und realisierte mehrere eigene Projekte. André Mailänder fotografiert für das Saarbrücker Magazin "Viertel vor", aber auch für bundesweite Medien wie "Neon", den "Stern", das Zeit-Magazin "Leben", "Chrismon" und das Fußballmagazin "11 Freunde" sowie für Werbeagenturen. raeAuf einen BlickNauwieser aufgepasst: Diese Woche unbedingt im Stadtbild Kammerspiel in der Nauwieser Straße 50 vorbeischauen. Fürs "Viertel vor"-Heft fotografiert André Mailänder euch am Montag, 15. Juni, 14-19 Uhr, Dienstag, 16. Juni, 17-20 Uhr, Mittwoch, 17. Juni, 13-18 Uhr, Freitag, 19. Juni, 13-18 Uhr. red

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