Exoten überwuchern heimische Pflanzen

St. Ingbert. Wachsame Spaziergänger beobachten eine langsame, aber unaufhaltsame Veränderung in den St. Ingberter Wäldern

 Riesenbärenklau muss von den Forstarbeitern mühsam ausgegraben werden. Foto: Jutta Richter

Riesenbärenklau muss von den Forstarbeitern mühsam ausgegraben werden. Foto: Jutta Richter

St. Ingbert. Wachsame Spaziergänger beobachten eine langsame, aber unaufhaltsame Veränderung in den St. Ingberter Wäldern. Waren es vor einigen Jahren noch wenige, vereinzelte Pflanzen, eingeführt aus allen Kontinenten, die innerhalb kürzester Zeit unsere heimischen krautigen Pflanzen überwachsen und ersticken, findet man von Sommer zu Sommer größere und zunehmende Felder dieser konkurrierenden Pflanzen. Wo soll das hinführen? Wehret den Anfängen? Dazu ist es zu spät. Denn diese Pflanzen auszurotten ist mit einem immensen Aufwand verbunden, den die Mitarbeiter des Saarforstes mit ihren Mitteln nicht stemmen können. Der vor einigen Tagen nach Kirkel abgewanderte Förster Martin Eberle und sein Team entwickelten jedoch eine Strategie, um den Wald vor dem Schlimmsten zu bewahren: "Wir arbeiten gegen die für Pflanzen, Tier und Mensch gefährlichen Pflanzen, halten Naturschutzgebiete frei und schützen junge Neuanpflanzungen." Mit einem Riesenaufwand.Als für Pflanzen oder Menschen gesundheitlich nicht ungefährlich bezeichnet Eberle den aus dem Kaukasus stammenden Riesenbärenklau, der gehäuft im Spieser Tal vorkommt, und die an der Autobahn A6 bei Rohrbach sich ausbreitende Spätblühende Traubenkirsche. Beide Pflanzen seien sehr aggressiv und bedrängten massiv heimische Flora. Beide werden deshalb vom Saarforst an Stellen, an denen neu gepflanzte Bäume bedrängt werden, aktiv bekämpft, bei der Traubenkirsche zum Beispiel durch Ringeln, eine besondere Art der Vertrocknung. Der Riesenbärenklau hingegen muss sehr aufwendig mit Wurzeln ausgegraben werden.

Harmlos für Mensch und Tier, aber alles was im Weg steht überwachsend, findet man außereuropäische Pflanzen an zahlreichen Wegrändern unserer Wälder. Dazu gehören der japanische Knöterich, vor allem verbreitet im Schürer Wald, indisches Springkraut im Grumbachtal sowie die Kanadische Goldrute. Hier teilt Eberle die Sorgen der Spaziergänger nicht: "Diese Pflanzen brauchen zum Überleben Sonnenlicht. Sie stehen also nicht in den Wäldern sondern ausschließlich an den Wegrändern. Sobald der Schatten der Bäume auf sie fällt, können sie nicht überleben." Kleine Naturschutzgebiete wie im Grumbachtal, in denen man die seltenen Riesen- und Winterschachtelhame findet, hält der Saarforst frei von den wuchernden Pflanzen. Und auch auf den Wegen, die regelmäßig, nach Absprache mit dem Naturschutzbund frei geräumt würden, könne eine unkontrollierte Ausbreitung nicht stattfinden. Diese Arbeit erinnere aber an das Unkraut im eigenen Garten: es wachse immer wieder nach.

Wie kommen diese einnehmenden Pflanzen nach Europa? Garten- und Landschaftsbauer importierten sie aus dem Ausland. Den Bärenklau bauten Imker wegen ihrer Blütentracht an, Indisches Springkraut komme vielfach über Vogelfutter oder auch Exotenfutter für Papageien auf unseren Kontinent, so der Saarforstmitarbeiter. Man findet sie mittlerweile überall, auch auf der Insel Borkum, 55 Kilometer vom Festland entfernt, mitten in der Nordsee. Eberle dazu: "Der rapide Wuchs führt zum schnellen, grünen Abdecken von Mauern oder ähnlichem. Die gewollten Vorteile führen jedoch zu einer Veränderung der Ökologie. Auf Dauer können wir dem mit zwei Waldarbeitern nicht standhalten." Doch die Förster planen langfristig: Sie setzen aktiv Eichen, Buchen und Ahornbäume ein, die es nach Jahren durch ihre Lichteinstrahlung schaffen, die konkurrierenden Pflanzen zurückzudrängen. Das dauert aber. Wie es dann aussehen könnte, sieht der Beobachter im Wald zwischen den beiden Autobahnauffahrten St. Ingbert-Mitte und -West. Heimische Sträucher in Verbindung mit hohen Laubbäumen und einem ganz besonderen Licht. Ein schöner Anblick. "Auf Dauer können wir dem mit zwei Waldarbei-

tern nicht standhalten."

Martin Eberle, Förster

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