Förster stolpert über wilden Müll

Oberwürzbach. Michael Weber ist entsetzt. Der St. Ingberter Förster findet eine Menge Dinge im Wald, die dort absolut nicht hingehören. Jüngster Fund im Rehtalwald nahe Oberwürzbach: Geschälte und gekochte Kartoffeln, Tomaten, tiefgefrorenes Brot, in Scheiben geschnittener tiefgefrorener Lachs

Oberwürzbach. Michael Weber ist entsetzt. Der St. Ingberter Förster findet eine Menge Dinge im Wald, die dort absolut nicht hingehören. Jüngster Fund im Rehtalwald nahe Oberwürzbach: Geschälte und gekochte Kartoffeln, Tomaten, tiefgefrorenes Brot, in Scheiben geschnittener tiefgefrorener Lachs. Gleich zwei Mal ist er binnen kurzer Zeit an die Stelle gerufen worden, wo die L 235 auf der einen Seite kurz vor Reichenbrunn und auf der anderen Seite an der Biosphären-Kernzone vorbeiführt. Beim ersten Mal war der Nahrungsmittelfund rund 300 Meter von der Straße entfernt deponiert, beim zweiten Mal lagerten die Essensreste nahe der Landstraße.Die Abfälle könnten von einem gastronomischen Betrieb stammen, da es sich um Mengen handelt, die nicht in einem Privathaushalt anfallen. Für den Förster ist der Fund in verschiedener Hinsicht ein Ärgernis. Wildschweine könnten an dem Tiefkühl-Brot verenden, erläutert er. Das Nahrungsangebot nahe der Landstraße mache zudem einen stärkeren Wildwechsel wahrscheinlich und sei somit auch für Autofahrer eine Gefahr. Abgesehen davon hält er den Anblick des Essensmülls für eine Zumutung für erholungssuchende Wanderer und Spaziergänger .

Müll gehört nicht in den Wald. Jedem Bürger sollte das eigentlich klar sein, aber die Realität sieht offensichtlich anders aus. Weber: "Ich bin enttäuscht über die Ignoranz mancher Menschen." Seit 1. September ist der Förster im St. Ingberter Wald unterwegs. Was er dort in dieser Zeit gefunden hat, würde reichen, eine Wohnung für eine Großfamilie einzurichten. Eine Mikrowelle, einen Fernseher, Betten mit Matratzen, CD und DVD, einen Spielautomaten, Lacke, Farben und manches mehr kommen ihm und seinen Mitarbeitern in der freien Natur unter. "Nach dem Waldgesetz ist es verboten, Müll jeglicher Art im Wald zu entsorgen", macht Weber deutlich, dass es sich nicht um ein Kavaliersdelikt handelt, wenn er solche Hinterlassenschaften in der Natur findet. Wer erwischt werde, müsse mit einem Bußgeld rechnen, das in schwerwiegenden Fällen die 1000-Euro-Grenze überschreiten kann. Unverständlich findet Weber den Mülltourismus im St. Ingberter Wald besonders deshalb, weil mit dem neuen Wertstoffzentrum in der Mittelstadt und den verschiedenen Mülltonnen vor den Haustüren der Bürger gute Möglichkeiten bestehen, Abfälle sinnvoll getrennt zu entsorgen. Das Wertstoffzentrum nehme dabei viele Abfallarten kostenlos entgegen. Weber: "Es wäre wahrscheinlich für den ein oder anderen ein kürzerer Weg, zum Wertstoffhof zu fahren statt illegal einen Platz im Wald zu suchen."

An ein Mehr an wildem Müll im Wald seit Einführung des Verwiegesystems glaubt Weber nicht. Auch zuvor habe der Forst mit dem Problem kämpfen müssen. Eine weitere Schwierigkeit spricht der Förster an: Gerade Waldanlieger entsorgten ihre Gartenabfälle hinter dem eigenen Grundstück. Weber: "Der Grünschnitt gehört in die Kompostieranlage". Fremdländische Pflanzen, die sich im Wald vermehrten, stellten ein ernstes Problem dar für den heimischen Wald. "Ich bin enttäuscht über die Ignoranz mancher Menschen."

Förster

 Der St. Ingberter Förster Michael Weber findet so manches im Wald, was dort nicht hingehört: Etwa eine Mikrowelle (oben) oder jüngst Essensreste nahe Oberwürzbach. Fotos: Bergmann/Weber

Der St. Ingberter Förster Michael Weber findet so manches im Wald, was dort nicht hingehört: Etwa eine Mikrowelle (oben) oder jüngst Essensreste nahe Oberwürzbach. Fotos: Bergmann/Weber

Michael Weber

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