Eine kleine Revolution in der Pflege

Saarbrücken · Eine reine Krankenpflege-Ausbildung wird es künftig nicht mehr geben. Stattdessen lernen alle Pflege-Azubis zwei Jahre lang zusammen.

Eine kleine Revolution ist es schon, was sich ab 2019 in der Pflege ändern wird. Wer dann eine Ausbildung beginnt, muss sich nicht mehr zwischen Kranken-, Kinderkranken- oder Altenpflege entscheiden. Eine sogenannte generalistische Ausbildung ermöglicht es Azubis in Zukunft, in allen drei Bereichen zu arbeiten. Nach langen Diskussionen hatten sich CDU/CSU und SPD im Bundestag auf folgende Eckpunkte verständigt:

- Alle Auszubildenden der Pflegebranche werden ab 2019 zunächst eine zweijährige generalistische Ausbildung durchlaufen, in der Kenntnisse der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege vermittelt werden. Es wird möglich sein, diese zwei Jahre mit dem (neuen) Abschluss als Pflegeassistent zu beenden.

- Im dritten Ausbildungsjahr können die Azubis wählen, ob sie die generalistische Ausbildung fortsetzen (Abschluss: Pflegefachmann/-frau) oder ob sie sich auf Kinderkranken- oder Altenpflege spezialisieren und den entsprechenden Abschluss machen. Der Abschluss Krankenpfleger fällt also weg. Wer später im Krankenhaus arbeiten will, macht den generalistischen Abschluss.

Viele Details sind allerdings noch unbekannt, die Branche wartet vor allem auf die Ausgestaltung der Ausbildungsinhalte. "Der gordische Knoten ist mit diesem Kompromiss durchschlagen worden", erklärte Sozialministerin Monika Bachmann (CDU). "Insbesondere für die Auszubildenden, also die dringend benötigten Nachwuchskräfte in der Pflege, gibt es erhebliche Vorteile."

Ursprünglich war eine richtig große Revolution geplant: Alle drei Ausbildungsgänge und Abschlüsse sollten zugunsten der gemeinsamen dreijährigen Generalistik-Ausbildung verschwinden. Das Argument lautete, dass der Pflegeberuf so attraktiver wird und die Azubis besser vorbereitet werden: Denn im Krankenhaus seien immer mehr pflegebedürftige Menschen und in Heimen immer mehr Menschen mit multiplen Krankheitsbildern zu versorgen.

Doch im Bundestag gab es massiven Widerstand, der vor allem von den privaten Altenheimbetreibern ausging. Entsprechend zufrieden ist daher ihr Verband bpa im Saarland: "Die Altenpflege behält einen eigenen Ausbildungsabschluss, das ist wichtig. Wir brauchen angesichts der steigenden Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen im Saarland echte Profis, die auf den Umgang mit Alterserkrankungen gezielt vorbereitet werden." Aus Sicht der Generalistik-Befürworter sind die privaten Heimbetreiber aber vor allem deshalb gegen die Generalistik, weil eine einheitliche Pflege-Ausbildung bedeuten würde, dass sie die Gehälter an das höhere Niveau der Krankenhäuser anpassen müssten.

Die Saarländische Krankenhausgesellschaft (SKG), die alle 22 Kliniken vertritt, begrüßte grundsätzlich die Einigung. Jede Maßnahme, die geeignet sei, die Ausbildung in den Pflegeberufen zu stärken und einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel zu leisten, sei willkommen, sagte Manfred Klein, stellvertretender Vorsitzender der SKG. "Für die Krankenhäuser ist die Personalsicherung die zentrale Herausforderung. Deshalb hoffen wir sehr, dass die konkrete Ausgestaltung des Pflegeberufe-Reformgesetzes zeitnah erfolgt und diesem Ziel auch gerecht wird."

Verdi-Sekretär Michael Quetting forderte, dass die jeweiligen Spezialisierungen erhalten bleiben müssen. Er begrüße es, dass die Kinderkrankenpflege und Altenpflege erst einmal beibehalten werden. Verdi hat vor allem das Ziel, die betriebliche Mitbestimmung der Auszubildenden zu sichern und zu verhindern, dass Fachkräfte in Zukunft durch Pflege-Assistenten ersetzt werden. "Damit verbinden bestimmte Akteure das Anliegen, in der Altenpflege eine Anrechnung auf die Fachkraftquote zu erreichen. Man darf aber nicht die ökonomischen Interessen der Arbeitgeber in den Mittelpunkt stellen", so Quetting.

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