Uran-Transporte ohne Meldepflicht

Saarbrücken · Uran-Transporte durch das Saarland sorgen für Wirbel. Piraten und BUND fordern lückenlose Aufklärung von der Landesregierung. Das Umweltministerium sagte, die Transporte seien „im Wesentlichen“ gefahrlos.

. Aufgeschreckt von der SZ-Berichterstattung über geheime Uran-Transporte des französischen Atom-Konzerns Areva durch das Saarland haben gestern die Piraten-Fraktion im Saar-Landtag und der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Saarland "lückenlose Aufklärung" seitens der Landesregierung verlangt. "Die Behörden im Saarland müssten über solche Transporte informiert sein", sagte Saar-BUND-Chef Christoph Hassel auf SZ-Anfrage. Schließlich gehe es darum, Gefahren für Bürger und Umwelt zu erkennen. Jasmin Maurer, umweltpolitische Sprecherin der Piraten-Fraktion, will wissen, warum die Landesregierung die Uran-Transporte, die offenbar seit Jahren fast wöchentlich durch das Saarland rollen, der Bevölkerung verschwiegen habe. Nach den Ferien müsse sich die Regierung dazu im Umweltausschuss äußern, so Maurer.

Das Umweltministerium teilte der SZ mit, dass das Land über Uran-Transporte der Firma Areva mit Uranverbindungen in natürlicher Zusammensetzung oder in Verbindungen mit abgereichertem Uran nicht informiert werde. "Eine Meldepflicht über Transporte radioaktiver Stoffe an die atomrechtlichen Behörden besteht nur für so genannte Kernbrennstoffe ," hieß es. Nach SZ-Informationen führte der jüngste Bahntransport in der vergangenen Woche, der von Trier kommend entlang der Saar über Saarbrücken nach Lothringen mit Ziel Narbonne (Areva-Atom-Fabrik) weiterfuhr, Uranerzpulver, so genannten Yellow Cake, mit sich. Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD ) sagte, sie wolle von der Landesregierung wissen, wie gefährlich die Stoffe seien und warum sie nicht über den Transport informiert wurde. Yellow Cake ist nach Angaben des Umweltministeriums ein "sonstiger radioaktiver Stoff", für den es keine Meldepflicht gebe und der wie andere Gefahrguttransporte behandelt werde.

"Von den Uran-Transporten gehen für die saarländische Bevölkerung im Wesentlichen keine Gefahren aus", teilte das Ministerium mit. Eine Ausnahme bilde jedoch Uranhexafluorid. Uranhexafluorid sei wie Chlorwasserstoff chemisch stark toxisch. An der Luft entstehe bei dieser Uranverbindung hochgiftiger Fluorwasserstoff. Ob auch Uranhexafluorid durch das Saarland transportiert wird, teilte das Ministerium nicht mit. Da es keine Meldepflicht gebe, sei das Umweltministerium auch nicht über die Zahl und die Wegstrecken der Uran-Transporte informiert, die von den Abbaustätten in Kasachstan über den Hamburger Hafen das deutsche Bahnnetz erreichen. "Von einem gravierenden Unfall im nahegelegenen Atomkraftwerk Cattenom würden deutlich höhere Gefahren ausgehen als von einem Transportunfall mit Kernbrennstoffen oder sonstigen radioaktiven Stoffen, wie Uranerze, Yellow Cake oder abgereichertes Uran ", hieß es aus dem Ministerium von Reinhold Jost (SPD ). "Radioaktive Strahlung tritt so gut wie gar nicht auf", so die Landes-Atom-Experten.

Wie Markus Pflüger vom Anti-Atom-Netzwerk Trier sagte, gebe es im Saarland zurzeit keine Aktivisten, die Uran-Transporte an den Bahnstrecken beobachteten. Der Bexbacher Bundespolizeisprecher Dieter Schwan erklärte, die Uran-Transporte liefen großteils von Trier über Perl nach Apach/Lothringen. "Die Durchfahrt wird an der Strecke von Bundespolizisten überwacht", so Schwan. Die seien "normal ausgestattet" und hätten keine Atemschutzmasken dabei.

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