Vlexx-Bahn kassiert zu Unrecht Bußgelder

Neunkirchen · Eine SZ-Leser-Reporterin, die lieber anonym bleiben möchte, aber deren Name der Redaktion bekannt ist, ist verärgert über die Privatbahn Vlexx. "Fahrgäste mit Migrationshintergrund sind für die Schaffner wohl eine leichte Beute", sagt sie. Bereits zwei Mal habe sie beobachtet, wie diese Mitreisenden vor allen Leuten als Schwarzfahrer denunziert worden wären und 60 Euro Strafe bezahlen mussten - obwohl sie eine gültige Fahrkarte vorweisen konnten. Doch die Vlexx-Schaffner hätten dies nicht anerkannt. Vlexx bedient die Zugstrecke Saarbrücken-Frankfurt.

Die SZ-Leserin, die hauptamtlich mit Flüchtlingen arbeitet, hat erfahren, dass sich Vlexx später bei den Kunden entschuldigt und ihnen das Geld zurückerstattet habe. Doch einer von ihnen habe nach den Vorfällen nun Angst, mit dem Zug zu fahren. Zudem sei es für die Betroffenen eine mühsame Schreiberei, die 60 Euro zurückzufordern - vor allem, wenn sie kaum Deutsch könnten. Vlexx könne in dieser Angelegenheit nur schriftlich kontaktiert werden.

Auf ihre Nachfragen hin hätten ihr der Saarländische Verkehrsverbund (SaarVV) und das Unternehmen Saarbahn bestätigt, dass ihre Beobachtungen wohl keine Einzelfälle seien, so die SZ-Leser-Reporterin. Deshalb habe sie sich auch beim Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, das den Zug-Anbieter Vlexx vertraglich bestellt, beschwert.

Dessen Sprecherin Kathrin Fries erklärt, dass man Vlexx um eine Aufklärung in dieser Angelegenheit gebeten habe. Als Aufgabenträger fordere das Ministerium, dass das Prüfpersonal über eine ausreichende Ausbildung verfüge und die Tarife im Saarland kennen müsse. Dass der geschildete Fall gehäuft aufgetreten ist, konnte die Sprecherin nicht bestätigen.

Vlexx-Sprecherin Svenja Reuther gesteht ein, dass den beiden Fahrgastbetreuern ein Fehler unterlaufen sei. Dafür habe sich das Unternehmen bei den Kunden entschuldigt und ihnen das fälschlicherweise erhobene Bußgeld zurückerstattet. "Wir sind in fünf Verkehrsverbünden unterwegs - da gibt es sehr viele verschiedene Tickets", sagt sie. Das Personal werde jetzt nachgeschult. Zudem werde man alle anderen Fahrgastbetreuer diesbezüglich informieren. Einwendungen seien auch bei der Telefon-Hotline möglich.

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