Geht der Museumsbahn der Dampf aus?

Losheim/Saarbrücken · Die Landeseisenbahnaufsicht sperrt die Schienenstrecke der historischen Züge zwischen Merzig und Losheim.

 Ob die zischende Dampflok jemals wieder durch das Nordsaarland fährt, ist unklar. Die Bahnstrecke ist marode, Geld für die Sanierung fehlt.Foto: Gemeinde

Ob die zischende Dampflok jemals wieder durch das Nordsaarland fährt, ist unklar. Die Bahnstrecke ist marode, Geld für die Sanierung fehlt.Foto: Gemeinde

Foto: Gemeinde

Es könnte das Todesurteil sein für einen Besucher-Magneten im Saarland. Die Museumseisenbahn, die zwischen Merzig und Losheim verkehrt, ist zu ihrem 35-jährigen Jubiläum in ihrer Existenz bedroht. Der Grund dafür: Die Eisenbahnaufsicht des Landes hat die Schienenstrecke mit sofortiger Wirkung gesperrt. Tausende Schwellen müssten erneuert werden. Es bestehe eine Gefahr für die Allgemeinheit, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium.

Eine Woche vor Saisonbeginn wird der Museumsbahn jetzt also erstmal der Dampf abgestellt. Rund 15 000 Besucher im Jahr fahren mit der alten Dampflok. Fast 20 000 Euro hat der Museums-Eisenbahn-Club Losheim in das Jubiläumsjahr gesteckt - etwa in Werbung und Fahrpläne. Dann kam die Hiobsbotschaft. "Für uns ist das eine Katastrophe", sagt Günther Leistenschneider, Vorsitzender des Clubs. Einnahmen blieben aus. Investitionen seien umsonst gewesen. Enttäuschte Vereinsmitglieder steigen aus, befürchtet er. "Das bedeutet einen großen Imageverlust für uns", sagt er. Vielleicht sogar das Ende.

Einen Brief an Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) und an Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat er schon verschickt. An Unterstützung glaubt er nicht wirklich. Wie lange die 15 Kilometer lange Strecke gesperrt bleibt, ist unklar. "Vorläufig" nennt es die Eisenbahnaufsicht.

Bei einer Begehung vor einigen Tagen wurden die Schäden entdeckt. Alle zwei Jahre kontrolliere die Landeseisenbahnaufsicht die Strecke, sagt Leistenschneider. Ausgerechnet so knapp vor Saisonbeginn. Das ärgere ihn sehr. Die Leidtragenden sind der Museumseisenbahn-Club und die Gemeinde Losheim am See. Denn diese betreibt und finanziert die Strecke. Der Verein nutzt sie.

Die Trasse der einstigen Merzig-Büschfelder Eisenbahn (MBE) ist aus dem Jahr 1903. Sie steht unter Denkmalschutz. Auch dem Bauamtsleiter bei der Gemeinde Losheim, Ralf Schuhmacher, sind die Schäden an den Schwellen bekannt. Viele stammen aus den 50er und 60er Jahren. Diese tragen und fixieren die aufliegenden Schienen. "Im Wald zwischen Losheim und Bachem hat die Witterung den Holzschwellen besonders zugesetzt", erklärt Schuhmacher. Bis zu 2000 müssten dort ausgetauscht werden. Dafür reichten die Mittel der Gemeinde nicht aus. 400 000 Euro habe sie für einen ersten Bauabschnitt bereitgestellt. Jetzt muss aber alles in einem Schritt passieren, verlangt die Eisenbahnaufsicht.

"Auf einmal wird die Keule direkt geschwungen", sagt Lothar Christ, Bürgermeister von Losheim. Rund 900 000 Euro müsste die Gemeinde investieren. "Wir wollen uns engagieren, aber alleine schaffen wir es nicht", sagt der Bürgermeister. Er will alle an einen Tisch bringen: Rehlinger, Kramp-Karrenbauer, auch die Stadt Merzig und den Kreis Merzig-Wadern. Denn die Schienen laufen auch durch deren Gebiet.

Die Stadt Merzig fühlt sich nicht zuständig. "Die Gemeinde Losheim ist der Betreiber", sagt Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld. Die Angelegenheit betreffe eher das Land. Von der Sperrung der Strecke habe die Stadt aus der Zeitung erfahren. "Mit uns hat noch keiner Kontakt aufgenommen", so Hoffeld. Der Landkreis habe in den letzten Jahren über seine Kulturstiftung die Museumsbahn bezuschusst. "Wir fördern das Projekt im Rahmen unserer Möglichkeiten", sagt Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich. Aus dem Haushalt gebe es allerdings keine Zuschüsse.

Auch das Wirtschaftsministerium weist die Zuständigkeit von sich. Es sei lediglich für die Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs zuständig, sagt ein Sprecher. "Mittel zur Unterhaltung und Instandsetzung von Schienenstrecken von Museumseisenbahnen sind nicht vorhanden." Dass es zu der Sperrung kommen musste, liege zum Teil auch an der Organisation der Gemeinde Losheim. Bereits Anfang 2015 habe die Eisenbahnaufsicht auf die Schwellen hingewiesen. 110 habe die Gemeinde daraufhin erneuert. Weitere Sanierungsarbeiten sollten folgen. Aber sie gerieten ins Stocken, so der Sprecher des Ministeriums. Der zuständige Betriebsleiter der Bahn bei der Gemeinde sei für lange Zeit erkrankt.

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