Die Hoffnung verdampft zuletzt

Losheim · Der Losheimer Museums-Eisenbahn-Club gibt seine Dampfloks noch nicht auf. Eine Gesprächsrunde könnte Lösungen bringen.

Hinter dem grauen Eisentor sind die beiden Giganten eingesperrt. Bereit loszudampfen. Wenn sie nur dürften. Die Eisenbahnaufsicht hat eine Woche vor Saisonstart die Schienenstrecke für die Museumseisenbahn zwischen Losheim und Merzig gesperrt - auf unbestimmte Zeit. Für rund 900 000 Euro muss die Gemeinde Losheim als Betreiber die Strecke sanieren lassen.

Ostermontag, er sollte ein besonderer Tag werden. Die erste Fahrt in diesem Jubiläumsjahr. 35 Jahre zischen die Dampfloks des Museums-Eisenbahn-Clubs Losheim schon. Lange hatten die Mitglieder dem Saisonstart entgegengefiebert, viel vorbereitet. Dann standen sie am Feiertag da - arbeitslos. Nur eine Aufgabe hatten sie: die traurige Nachricht zu überbringen, die Bahn darf nicht fahren. Nicht an diesem Tag. Nicht am nächsten. Vielleicht das ganze Jahr nicht mehr. 100 Leute waren am Ostermontag gekommen, um einen Ausflug mit der alten Dampflok zu machen. "Wir mussten sie leider alle enttäuschen", erzählt Günther Leistenschneider, Vorsitzender des Clubs. 160 Fahrkarten hatten sie schon verkauft. Etliche Termine für Sonderfahrten ausgemacht. Alles gestrichen. Die 20 000 Euro, die der Club in das Jubiläumsjahr investiert hat - für die Tonne. Dabei sei das Schlimmste für die Mitglieder die Ungewissheit. "Jeder sagt jetzt, er macht etwas, um uns zu helfen, aber man kann nicht abschätzen, ob und wann wirklich etwas passiert", sagt einer der Eisenbahnfreunde. Frustration spricht aus den zehn Gesichtern, die hier an ihrem Bahnhof in Losheim stehen - vor ihren behüteten Schätzen aus Eisen. "Wir sind die Leidtragenden, aber auf uns nimmt keiner Rücksicht", sagt Leistenschneider. Wenn die Einnahmen ausblieben, laufe dem Club die Zeit davon. Aber noch ist Hoffnung da. "Noch ist das Schiff nicht untergegangen, aber schon in Schräglage", sagt ein anderer. Jetzt hofft der Club auf ein von Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) angekündigtes Gespräch mit allen Betroffenen. Wann das stattfinde, sei noch offen. In diesem Rahmen ist auch Birgit Grauvogel, Geschäftsführerin der saarländischen Tourismuszentrale bereit, auf die touristische Bedeutung der Bahn hinzuweisen und eventuell an neuen Ideen für die Vermarktung zu arbeiten, sagt sie. Reagiert hat auch Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Sie unterstützt den Club mit 4000 Euro, ein Ausgleich für die fehlenden Einnahmen. Ein Anfang, aber eine Summe, die "das Sterben nur verlängert", befürchten die Vereinsmitglieder.

Damit nicht genug Sorgen. Ein weiteres Problem könnte auf den Club zukommen. Die Schienenstrecke zwischen Merzig Süd und Ost sei der einzige Teil, der nicht der Gemeinde Losheim, sondern der Deutschen Bahn gehöre, erklärt Leistenschneider. Sie sei zum Verkauf ausgeschrieben. Die Stadt Merzig habe Interesse bekundet, aus den Schienen einen Radweg zu machen. Dies würde bedeuten, dass die Museumseisenbahn nicht mehr an das sonstige Schienennetz angeschlossen wäre. "Ein Inselbetrieb wäre sehr schwierig", sagt Leistenschneider.

 Günther Leistenschneider besucht die alte Dampflok im Schuppen. Mit Kreide stand am Ostermontag, dem eigentlichen Saisonstart, auf ihr geschrieben: „Ich darf heute leider nicht fahren.“ Foto: Rolf Ruppenthal

Günther Leistenschneider besucht die alte Dampflok im Schuppen. Mit Kreide stand am Ostermontag, dem eigentlichen Saisonstart, auf ihr geschrieben: „Ich darf heute leider nicht fahren.“ Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

"Seit 34 Jahren mache ich nach jeder Fahrt den Zug sauber", erzählt Georg Dollwet. Nicht gerade angenehm, aber er habe es gerne gemacht. Weil sein Herz an den alten Loks und Wagen hängt. Genau wie die der rund 150 anderen Mitglieder. Julian Adams war schon als kleiner Junge begeistert von der alten Eisenbahn, die hinter seinem Elternhaus in Brotdorf vorbeidampfte. Mit 23 Jahren gehört er zum Nachwuchs des Clubs. Jetzt habe er Angst, dass er nach zehn Jahren im Verein sein Hobby verliert. Denn wenn die Loks dieses Jahr nicht mehr auf die Gleise dürfen, war's das mit dem Museums-Eisenbahn-Club Losheim, befürchten seine Mitglieder. Dabei haben sie nur einen Wunsch, dass sich das Eisentor bald wieder öffnet und die Loks aus dem Schuppen befreit werden.

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