Land führt Friedenserziehung ein

Saarbrücken · Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) will mit der Friedenserziehung an Schulen ein Unterrichtsangebot schaffen, das den gleichen Stellenwert wie entsprechende Angebote der Bundeswehr haben soll.

 Völklinger Jugendliche protestierten in 2003 gegen den Irak-Krieg. Foto: Hartmann Jenal

Völklinger Jugendliche protestierten in 2003 gegen den Irak-Krieg. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Die schwarz-rote Landesregierung stärkt im nächsten Schuljahr deutlich die Friedenserziehung an saarländischen Schulen. Mit diesem Vorhaben ist das im Mai am Landesinstitut für Pädagogik und Medien" (LPM) eingerichtete Sachgebiet "Friedenspädagogik" betraut (wir berichteten). Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) kam damit dem Wunsch der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Landeselterninitiative für Bildung, des Evangelischen Kirchenrats des Saarlandes, Frank Matthias Hofmann, der katholischen Friedensbewegung Pax Christi und des Friedensnetzes Saar nach. Den hiesigen Friedensinitiativen gehe es nicht nur darum, dass die Schulen die Gewaltprävention in den Mittelpunkt stellen, sondern auch darum, dass ein nahezu "gleichwertiges Angebot zur Bundeswehr an Schulen" ermöglicht wird, erklärte Anna Haßdenteufel, die kommissarisch mit der Aufgabe betraut worden ist.

Ziel der neuen Stelle ist es nicht nur, Unterrichtsmaterialien zur Friedenserziehung vorzuhalten, sondern auch einen Beitrag zur Werteerziehung zu leisten. Wichtig sei auch, den Schülern einen "konstruktiven Umgang mit Konflikten" näherzubringen. "Kinder und Jugendliche sollen Gewaltprävention als ein Thema erfahren, das ihrer Lebenswelt entspringt", sagte die Lehrerin. Dies lasse sich beispielsweise anlässlich eines Projekttages altersangemessen und interaktiv über einen theaterpädagogischen Ansatz umsetzen. Eine weitere Aufgabe der Fachstelle wird sein, schulformübergreifende Fortbildungen für Lehrer, Eltern und Schoolworker zu entwickeln. Derzeit werde ein entsprechendes Programm für das Schuljahr 2014/2015 erarbeitet, sagte Ministeriumssprecher Jürgen Renner. Im Rahmen von pädagogischen Tagen könnten sich auch Lehrer zu Themen wie "Gewaltfreie Kommunikation in der Schule", "Umgang mit Eltern herausfordernder Kinder" und "Jugendliche in Krisensituationen" weiterbilden.

Haßdenteufel hofft, dass künftig das Thema Friedenserziehung eine größere Beachtung erfährt. Friedenserziehung komme zwar schon in vielen Unterrichtsfächern vor, stelle aber auch einen "wichtigen Baustein für die Friedensentwicklung und Friedenssicherung in unserer Gesellschaft" dar.

Ein Runder Tisch will künftig den Bereich "Friedenspädagogik" thematisch begleiten. "Als eine Art Beirat kann er helfen, Ideen zu entwickeln und einzubringen", erläuterte Haßdenteufel. Ihm gehören derzeit die GEW, die Landeselterninitiative für Bildung, die Gesamtlandesschülervertretung, der Kinderschutzbund Saarbrücken, der Evangelische Kirchenrat des Saarlandes, Pax Christi und das Friedensnetz Saar an.

Der Saarländische Lehrerinnen und Lehrerverband (SLLV) beteiligt sich nach eigenen Angaben nicht am Runden Tisch, weil das Projekt seitens des Bildungsministeriums nicht an ihn herangetragen wurde. SLLV-Chefin Lisa Brausch hält das Vorhaben dennoch für sinnvoll. Ihrer Auffassung nach darf man allerdings Friedenserziehung nicht in einem eigenen Fach unterrichten, sondern muss den Schülern entsprechend ihres Alters über einen "fächerübergreifenden ganzheitlichen Ansatz ein friedvolles Miteinander vermitteln und Konfliktlösungsstrategien trainieren".

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