Strahlende Gesichter im Haus Sonne

Gersheim-Walsheim · Die Behinderteneinrichtung in Walsheim startet nach Abschluss des Insolvenzverfahrens unter neuer Trägerschaft in die Zukunft. Investitionen in den Brandschutz haben Vorrang. Betriebsratschef ist sehr zufrieden.

 Der behinderte Haus-Sonne-Arbeitnehmer Martin Geis (2.v.l.) begrüßt Sozialstaatssekretär Stephan Kolling (CDU, l.) und die weiteren Retter der Behinderteneinrichtung: Vinzenz Mayer (Geschäftsführer Neue Haus Sonne gGmbH), Bernd Seiwert (Abteilungsleiter im Sozialministerium), Günter Staab (Sanierungsvorstand), Michael Hamm (Geschäftsführer Parität), Claudia Heinzelmann (Vereinschefin Lebenshilfe Obere Saar) und Wolfgang Krause (Geschäftsführer Neue Haus Sonne gGmbH). Foto: Dietmar Klostermann

Der behinderte Haus-Sonne-Arbeitnehmer Martin Geis (2.v.l.) begrüßt Sozialstaatssekretär Stephan Kolling (CDU, l.) und die weiteren Retter der Behinderteneinrichtung: Vinzenz Mayer (Geschäftsführer Neue Haus Sonne gGmbH), Bernd Seiwert (Abteilungsleiter im Sozialministerium), Günter Staab (Sanierungsvorstand), Michael Hamm (Geschäftsführer Parität), Claudia Heinzelmann (Vereinschefin Lebenshilfe Obere Saar) und Wolfgang Krause (Geschäftsführer Neue Haus Sonne gGmbH). Foto: Dietmar Klostermann

Foto: Dietmar Klostermann

Martin Geis, ein Bewohner der Behinderteneinrichtung Haus Sonne in Walsheim, hat sich gestern Mittag beim Sozialstaatssekretär Stephan Kolling (CDU) untergehakt. Kolling und weitere Teilnehmer einer Pressekonferenz waren auf dem Weg zum Fototermin vor der Werkstatt, als die behinderten Arbeitnehmer in der Mittagspause aus dem Gebäude strömten und die "großen Tiere" freundlich begrüßten. Diese strahlten ebenso: zuvor hatten sie Medienvertretern die Rettung der Behinderteneinrichtung nach 14 Monaten in der Insolvenz verkündet.

"Das ist heute kein alltäglicher Tag. Wir haben die Zukunft von Haus Sonne gesichert und eine Weiterentwicklung möglich gemacht", sagte Kolling. Anfang 2016 schien Haus Sonne für immer unterzugehen. Die damalige Geschäftsführung und der Vereinsvorstand hatten die mehr als 60 Jahre alte Einrichtung, die Schule, Kindergarten, Kinderheim, Werkstätten, Wohnheime und den Neukahlenberger Hof umfasst, derart in Schieflage gebracht, dass das endgültige Aus drohte. Vor allem das Saar-Sozialministerium musste mit dem Ende drohen, da es nicht genug Betreuer für die 130 behinderten Bewohner gab. "Es war sehr wichtig, dass der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Wolfgang Krause sich sofort engagiert und die Verantwortung für die Zukunft übernommen hat", sagte Haus-Sonne-Betriebsratschef Heinz Jungmann. Haus Sonne, von zwei Damen in den 1950er Jahren gegründet, die der anthroposophischen Lehre des Rudolf Steiner ("Waldorfschulen") verpflichtet waren, war ein Gründungsmitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes im Saarland. So ist Krause, nachdem er die Geschäftsführung der Saarland-Rheinland-Pfalz-Parität an Michael Hamm abgegeben hat, jetzt Geschäftsführer der "Neuen Haus Sonne gemeinnützige GmbH", zusammen mit Vinzenz Meyer, der vom VdK kam. Neben der Parität sind die Lebenshilfen Obere Saar und Saarpfalz Träger, die ihre Erfahrung in der Landwirtschaft (Wintringer Hof) und den Webenheimer Werkstätten einbringen.

Hamm erklärte, er sei sehr froh über die "saarländische Lösung" für das Neue Haus Sonne. "Es ist gut, dass die lange Hängepartie abgeschlossen ist", sagte Hamm. Denn die 220 Mitarbeiter hatten befürchtet, dass ein Träger von Sozialeinrichtungen aus Iserlohn, der sein Interesse an der Übernahme bekundet hatte, das Konzept der Steinerschen Anthroposophie aushebeln und schlechtere Löhne zahlen würde. "Die letzten Wochen waren für die Mitarbeiter extrem belastend", sagte Betriebsratschef Jungmann. Jetzt würden die Mitarbeiter nach dem Bundesländer-Tarif entlohnt, was gegenüber dem alten Modell von 1961 eine klare Verbesserung sei.

Ein "Glücksfall", so Jungmann, sei es in der Zwangslage der Insolvenz gewesen, dass man neue Mitarbeiter gefunden habe, um den geforderten Personalschlüssel zu erfüllen. Nach dem Ende des evangelischen Krankenhauses in Zweibrücken seien Krankenschwestern und Altenpfleger von dort nach Walsheim gekommen. "Die sind ein großes Risiko eingegangen. Dafür habe ich ihnen heute gedankt", sagte Jungmann.

Geschäftsführer Mayer berichtete von den großen Sanierungsaufgaben, die er bei seinem Amtsantritt vorgefunden habe. Allein 100 000 Euro hätten bereits in vordringliche Brandschutzmaßnahmen gesteckt werden müssen. Sein Kollege Krause bezifferte die Gesamtsanierungssumme auf 2,4 Millionen Euro, ohne die geplanten Baumaßnahmen an Schule und Kindergarten. Staatssekretär Kolling sagte, die finanzielle Stütze durch das Land betrage weit über eine Million Euro. Der Saarbrücker Rechtsanwalt Günter Staab, Sanierungsvorstand im Eigenverwaltungsverfahren, bedankte sich für den Einsatz von Krause, Mayer und allen Mitarbeitern. "Die Herzlichkeit in der Betreuung der Behinderten ist einmalig", sagte Staab. Diese Herzlichkeit war dann auch umgekehrt zu sehen, als die Behinderten die "Großkopferten" unterhakten.

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Das Neue Haus Sonne Die gemeinnützige GmbH in Gersheim-Walsheim ist eine Tochter des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Saarland/Rheinland-Pfalz und der Lebenshilfe-Vereine Obere Saar und Saarpfalz. Das Neue Haus Sonne hat 220 Mitarbeiter, was 130 Vollzeitstellen entspricht. Diese betreuen 130 behinderte Bewohner. Im Kinderheim leben 32 behinderte Kinder, die Schule besuchen 34 Kinder. Im Kindergarten gibt es vier integrative und 13 Regelplätze. In den Werkstätten arbeiten 100 behinderte Arbeitnehmer, 80 von ihnen wohnen in den Wohheimen vom Neuen Haus Sonne.

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