Frauentag: "Gleiches Geld für gleiche Arbeit"Frauenpolitik auch Thema bei der SaarlandwahlLesung anlässlich des Weltfrauentags im Erlebnisbad

St. Wendel · St. Wendel. "Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit" - diese Forderung hat die Frauenbeauftragte des Landkreises St. Wendel in diesem Jahr in den Mittelpunkt gestellt. Im März hat Ursula Weiland gleich zwei Gelegenheiten, auf das Thema aufmerksam zu machen: den heutigen Weltfrauentag und den Equal Pay Day (deutsch: Tag für gleiche Bezahlung) am Freitag, 23. März

 In Deutschland verdienen Frauen im Schnitt immer noch viel weniger als Männer in gleicher Position. Foto: Andreas Gebert/Bildfunk

In Deutschland verdienen Frauen im Schnitt immer noch viel weniger als Männer in gleicher Position. Foto: Andreas Gebert/Bildfunk

St. Wendel. "Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit" - diese Forderung hat die Frauenbeauftragte des Landkreises St. Wendel in diesem Jahr in den Mittelpunkt gestellt. Im März hat Ursula Weiland gleich zwei Gelegenheiten, auf das Thema aufmerksam zu machen: den heutigen Weltfrauentag und den Equal Pay Day (deutsch: Tag für gleiche Bezahlung) am Freitag, 23. März. Bis zu diesem Tag im neuen Jahr müssen Frauen durchschnittlich arbeiten, um den Jahreslohn eines Mannes im gleichen Beruf zu verdienen. Munition liefert Weiland auch eine am Montag veröffentlichte Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), wonach der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern in keinem anderen europäischen Land so ausgeprägt ist wie in Deutschland. Demnach verdienen Frauen in Deutschland 21,6 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Der europäische Durchschnitt liegt bei 16 Prozent, Spitzenreiter sind Norwegen (8,4) und Belgien (8,6). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Saar meldete gestern, die Entgeltlücke im Saarland liege sogar bei 27 Prozent.Nach Ansicht von Ursula Weiland hat das zwei Gründe. Zum einen arbeiten Frauen häufiger in Berufen, die schlechter bezahlt werden, etwa als Arzthelferin, Friseurin oder Erzieherin. Zum anderen verdienen sie auch im gleichen Beruf weniger als ihre männlichen Kollegen. "Männer bewerten die Arbeit von Männern regelmäßig höher", meint Weiland dazu, um gleich eine Frage hinterzuschieben: "Warum soll derjenige, der meine Waschmaschine repariert, mehr verdienen, als diejenige, die meine Kinder erzieht?" Um gerechtere Gehälter zu erreichen, sollten Männer und Frauen gleichermaßen in allen Berufsgruppen arbeiten. Deshalb spricht sich Ursula Weiland auch für eine Frauenquote für Führungspositionen in Politik und Wirtschaft aus.

Doch das Problem der ungleichen Bezahlung reiche noch viel tiefer. So seien Frauen besonders von prekären Beschäftigungen betroffen. "Minijobs werden zu 70 Prozent von Frauen übernommen. Im erwerbsfähigen Alter sind das fast nur Frauen mit Kindern, bei denen das Geld hinten und vorn nicht reicht. Das ist modernes Tagelöhnertum", kritisiert Weiland. Da müsse zu oft der Staat in Form von Aufstockungen oder Rentenzahlungen aushelfen. Denn: "Wer 20 Jahre lang nur im Minijob arbeitet, erwirbt noch nicht mal den Mindest-Rentenanspruch." Frauen mit Kindern, egal ob mit Minijob oder als Hausfrau jahrelang daheim, sind die größte Risikogruppe für Altersarmut.

Die Frauenbeauftragte kritisiert zudem, dass es kaum gewerkschaftliche Vertretungen für Minijobber gibt, "da kümmert sich keiner drum". Auch Minijobber hätten Rechte, etwa auf Weihnachtsgeld. "Die paar Rechte, die Frauen in Minijobs haben, nehmen sie nicht wahr, weil sie nichts davon wissen", meint Ursula Weiland.

Immer mehr Frauen müssten den Unterhalt für sich und ihre Kinder allein erarbeiten. "Wir müssen uns von dem alten Modell, dass der Mann der Ernährer der Familie ist, verabschieden", sagt die Frauenbeauftragte. Dazu gehöre auch, Männern eine bessere Teilhabe am Familienleben zu ermöglichen. "Männer können zwar auch die lange Elternzeit nehmen, aber die meisten tun es nicht, weil sie negative berufliche Konsequenzen fürchten", sagt Weiland. Generell fordert sie, dass die Gesellschaft familienfreundlicher werden müsse. Tholey. Martina Merks-Krahforst und Frauen der Gedicht-Werkstatt-Gruppe des Etaina-Verlags lesen anlässlich des 101. Weltfrauentags heute, 19 Uhr, im Tablinium im Erlebnisbad Schaumberg. Die in den Gedichten beleuchteten Aspekte reichen von Freiheitsstreben, Wünschen, Hoffnungen, über aufgezwungenes oder gewähltes Hausfrauen-Leben, bis hin zu starken, selbstbewussten Frauen. Dabei zeigen die Dichterinnen, dass sich ernste Themen durchaus auch in freche, heitere und ungewohnte Gedichte fassen lassen. Es lesen: Martina Merks-Krahforst aus Tholey, Ursula Straß aus Hasborn, Monika Müller aus Namborn-Gehweiler, Irmgard Emanuel aus Schmelz und Regina Kowollik aus Konz. Tanja Endres-Klemm musiziert, Veranstalter ist die Frauenbeauftragte der Gemeinde Tholey. red

Foto: B & B

Foto: B & K

"Männer bewerten die Arbeit von Männern regelmäßig höher."

Ursula Weiland, Frauenbeauftragte

Landkreis St. Wendel

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