Chaos ordnen, die Ordnung öffnen

Saarbrücken. Beate Mangrig setzt auf einen ganz besonderen Menschenschlag. Auf "Leute, die die Couch ihrer Oma zum Polsterer bringen, anstatt sich von dem Geld, das das kostet, drei neue zu kaufen", zum Beispiel. Menschen, "die Dinge wertschätzen" - und die bereit sind, dafür auch zu bezahlen

Saarbrücken. Beate Mangrig setzt auf einen ganz besonderen Menschenschlag. Auf "Leute, die die Couch ihrer Oma zum Polsterer bringen, anstatt sich von dem Geld, das das kostet, drei neue zu kaufen", zum Beispiel. Menschen, "die Dinge wertschätzen" - und die bereit sind, dafür auch zu bezahlen. Mit rund 2000 von diesen Menschen kommt Beate Mangrig jedes Jahr in Kontakt - mit den meisten nicht persönlich, sondern übers Internet. Menschen, die sich entschieden haben, ihr Leben, oder zumindest einen Teil davon, mit einem von Beate Mangrigs "Taschenbegleiter" zu organisieren.Taschenbegleiter nennt Mangrig ihre Terminkalender. Erfunden hat sie diese Dinger 2006. Damals hat sie ihr Designstudium mit einer Diplomarbeit beendet. Die Aufgabenstellung lautete: einen Terminkalender gestalten.

Die Studentin hat sich kundig gemacht und schnell festgestellt: Terminkalender gibt es viele - mit oder ohne System, wie ein Buch gebunden, als Heftchen, als Sammlung loser Blätter in einem mehr oder weniger edel gestalteten Ringbuch. Überzeugt hat sie das alles nicht. Und so hat sie eine Antwort gesucht auf die Frage, wie man Notizhefte, ein Kalendarium, einzelne Blätter, ja sogar Geldscheine zwischen zwei Deckel bringen kann, ohne, dass das Ganze gebunden oder gelocht werden muss.

Das Ergebnis: Mangrig hat zwischen zwei Deckeln, die mit einem Rücken aus elastischem Stoff verbunden sind, Metallklammern angebracht. Mit diesen Klammern kann man Hefte und lose Papiere in Sekundenschnelle fixieren.

Auf die Klammern hat Beate Mangrig ein Patent angemeldet. Ein Jahr nach der Diplomarbeit hat sie die Firma Roterfaden gegründet. Inzwischen beschäftigt sie zwei Mitarbeiter im Verkauf und zwei Näherinnen. Die Bestellungen kommen aus ganz Deutschland, aus Östereich und der Schweiz. Die ersten Taschenbegleiter wurden aber auch schon in die Niederlande ausgeliefert.

Wie der Taschenbegleiter aussieht, bestimmen die Kunden im Wesentlichen selbst. Sie können zwischen drei Formaten, Farben und Material für den Einband und das Innenfutter wählen. Der Preis hängt unter anderem davon ab, ob der Taschenbegleiter aus Leder oder aus einer "Tanzboden" genannten dicken Plane ist.

Dass man mit etwa 100 Euro aufwärts für einen Taschenbegleiter rechnen muss, liegt unter anderem daran, dass sich Beate Mangrig für ein Produkt "made in Germany" entschieden hat. Die Klammern werden in einem kleinen Betrieb in Bayern hergestellt, genäht wird nicht in Fernost, sondern in Dudweiler. Das Leder wird nach ökologischen Gesichtspunkten gegerbt.

"Roterfaden will helfen, das Chaos zu ordnen und die Ordnung zu öffnen", sagt Beate Mangrig. Ihr eigenes Leben hat der Taschenbegleiter längst verändert. Nicht nur durch mehr Ordnung. "Das Unternehmertum hat mich zu einem besseren Designer gemacht", sagt sie. Und sie hat viele Menschen kennengelernt, solche Menschen eben, die Dinge wertschätzen - und sie nicht einfach nur kaufen.

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