Auto-Ausleihe für Behinderte gestartet

Saarbrücken/Losheim am See. Heute geht für die dreijährige Evelin Ackermann aus Losheim am See ein Traum in Erfüllung. Denn ihre Mutter Nina (26) wird mit ihr den überdachten Spielplatz in Losheim besuchen. Ein Ausflug, der früher für die kleine Evelin kaum möglich war. Denn das Mädchen ist körperlich schwer behindert

 Der Landesbehindertenbeauftragte Wolfgang Gütlein testete gestern in Saarbrücken den Peugeot Boxer. Foto: bub

Der Landesbehindertenbeauftragte Wolfgang Gütlein testete gestern in Saarbrücken den Peugeot Boxer. Foto: bub

Saarbrücken/Losheim am See. Heute geht für die dreijährige Evelin Ackermann aus Losheim am See ein Traum in Erfüllung. Denn ihre Mutter Nina (26) wird mit ihr den überdachten Spielplatz in Losheim besuchen. Ein Ausflug, der früher für die kleine Evelin kaum möglich war. Denn das Mädchen ist körperlich schwer behindert. Es kann nicht selbstständig atmen oder essen - und auch nicht laufen oder sitzen. Evelin trägt immer eine Sonde, die sie künstlich ernährt, und ein Beatmungsgerät. Evelins Mutter kann sie nur liegend transportieren. Nina Ackermann ist aber Hartz-IV-Empfängerin. "Ein eigenes Auto kann ich mir nicht leisten und schon gar keines, das für mehrere tausend Euro behindertengerecht umgerüstet ist, wie es für den Transport meiner Kleinen notwendig wäre", sagt die zweifache Mutter. Dass Evelin heute nun aber doch im Bällebad des Losheimer Spielplatzes eintauchen kann, verdankt sie dem nach Regierungsangaben bundesweit einzigartigen Projekt Car-Sharing für Schwerbehinderte. Sozialministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat es gestern in Saarbrücken vorgestellt. In einer ersten Testphase bis zum Spätsommer können Behinderte und ihre Angehörigen dabei ab sofort drei Fahrzeuge bei der Gemeinnützigen Gesellschaft für Paritätische Sozialarbeit leihen. Notwendig ist der Führerschein Klasse 3. Den Transport übernehmen die Angehörigen. Zahlen müssen sie die Treibstoffkosten, aber kein Nutzungsentgelt. Der Sparverein Saarland hat den Peugeot Boxer, in den vier Rollstühle oder ein Liegend-Rollstuhl passen, und den Peugeot Partner, der einen Rollstuhlfahrer transportieren kann, zur Verfügung gestellt; die Bank 1 Saar zudem einen Peugeot 107 für Zubringer- und Abholdienste. Wie der Landesbehindertenbeauftragte Wolfgang Gütlein und der Landesgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Wolfgang Krause, erklärten, schließe das Car-Sharing "eine Lücke im Behinderten-Transport". Denn zum einen könnten soziale Dienste aus Haftungsgründen ihre Fahrzeuge nicht an Privatpersonen verleihen. Zum anderen seien Krankenkassen bei der Übernahme der Kosten von Personentransporten restriktiver geworden. Wolfgang Gütlein: "Mobilität ist aber eine Grundvoraussetzung zur Integration Behinderter."Die kleine Evelin weiß, was es heißt, isoliert zu sein. Im vergangenen Winter konnte sie zwei Monate gar nicht aus dem Haus. Denn der Akku und der Monitor ihres Beatmungsgerätes sind so empfindlich, dass sie bei extremer Kälte, Hitze oder Regen ausfallen können. Für Evelin eine lebensgefährliche Situation. "Zu Fuß habe ich mich da nicht mehr mit ihr vor die Tür getraut", erinnert sich Evelins Mutter Nina Ackermann. Mit dem nun möglichen Car-Sharing habe das ein Ende: "Wir sind bei Ausflügen nicht mehr ans Wetter gebunden und können auch mal raus aus unserem Ort."Kontakt Car-Sharing: Sabine Wollin, Tel. (0681) 9 26 60 11, Fax. (06 81) 9 26 60 40, Mobil: (01 71) 4 69 80 00; carsharing@gps-spr.de

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