Familie dringend gesucht

Saarbrücken · An die Saar kam die junge Eritreerin gehandicapt, einem Bein drohte die Amputation. Heute läuft Amina wieder, hilft Saarbrücker Behinderten. Doch ob sie in Deutschland bleiben kann, steht auf der Kippe.

 Die 19-jährige Amina aus Eritrea hilft im Saarbrücker Reha-Druckcenter beim Eintüten von Geschäftspost. Foto: Iris Maria Maurer

Die 19-jährige Amina aus Eritrea hilft im Saarbrücker Reha-Druckcenter beim Eintüten von Geschäftspost. Foto: Iris Maria Maurer

Foto: Iris Maria Maurer

Amina läuft ohne Krücken. Noch vor wenigen Monaten undenkbar. Denn als das 19-jährige Mädchen aus dem Bürgerkrieg in Eritrea vor einundeinhalb Jahren nach Deutschland kam, sollte ihr rechtes Bein amputiert werden. Eine Operation im St. Ingberter Kreiskrankenhaus rettete das Gliedmaß, das seit einem Unfall in der Kindheit stark deformiert war. Seit März arbeitet die schüchterne junge Frau nun im Druck Center der Saarbrücker Reha GmbH, unterstützt dort Körperbehinderte bei der Arbeit. "Amina hilft unseren Mitarbeitern, Geschäftspost für Unternehmen zu falzen und einzutüten. Den Rollstuhlfahrern bringt sie das Essen und bewältigt mit ihnen Toilettengänge", sagt Peter Glaubitz , Leiter der Einrichtung. Ab August könne sie bei ihm ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beginnen. "Das würde ihre Chance auf einen erfolgreichen Asylantrag deutlich erhöhen."

Gesundheitlich stelle die ehrenamtliche Arbeit für Amina kein Problem mehr dar: Einmal im Monat untersuchen die St. Ingberter Ärzte Glaubitz zufolge ihr Bein noch. Probleme bereite nur noch der Treppenabstieg. Doch Amina ist nach wie vor zu still. "Ich weiß nicht, wie gut sie Deutsch spricht. Wenn sie bei uns richtig anfangen will, muss ich mich darauf verlassen können, dass das funktioniert", so der 38-jährige Pädagoge. Ziel wäre es, dass Amina in ihrem FSJ lernt, eine Arbeitsgruppe alleine zu betreuen. Glaubitz bezweifelt allerdings, dass ihr Deutschunterricht an der Volkshochschule dafür ausreicht.

Mohammed Ghodstinat hat deshalb eine Idee: "Wir würden uns freuen, wenn Amina schnell bei einer deutschen Familie unterkommt. Das würde ihr nicht nur beim Deutsch lernen helfen, sondern auch, ihre Schüchternheit zu überwinden", sagt der Vorsitzende der Dillinger "Initiative für Einzelschicksale", welche die junge Frau ins Saarland rettete. Die 19-Jährige wohnt derzeit bei ihrer Landsfrau Akberet Debessai in Saarbrücken: "Bei mir entwickelt sich Amina nicht, weil wir praktisch nur unsere Sprache Tigrinisch sprechen." Sie traue sich nicht unter Menschen, habe keinen privaten Kontakt zu Deutschen oder Eritreern. Die 50-Jährige hofft deshalb, dass Amina eine deutsche Ersatzfamilie findet: "Wenn sie hier endlich am sozialen Leben mit Gleichaltrigen teilnimmt, wird sie selbstbewusster und bekommt den Kopf frei für die Dinge, die sie wirklich will." Was das ist, hat sie Debessai verraten: "Amina hat in Eritrea in extremer Armut gelebt. Sie musste immer zusehen, wie andere zur Schule gegangen sind. Deshalb will sie jetzt nur noch lernen, lernen, lernen."

Ob sich Aminas Traum vom deutschen Schulabschluss allerdings erfüllt, ist ungewiss. Bisher duldet die Ausländerbehörde Aminas Aufenthalt an der Saar nur. Sollte ihre medizinische Behandlung im August abgeschlossen sein und kein triftiger Grund zur Bleibe bestehen, droht die Abschiebung.

Wer Amina aufnehmen möchte, kann sich bei der "Initiative für Einzelschicksale" unter Tel. (0 68 31) 70 14 20 melden. Spenden für Aminas Aufenthalt und Behandlung empfängt der Verein unter dem Stichwort Amina über das Konto 224 50 77 72 , BLZ 59 35 01 10 .

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