Eurodistrict SaarMoselle fordert mautfreie Zone

Völklingen · Auf Bundesebene wird darüber diskutiert, von Fahrern ausländischer Personenwagen Mautgebühr zu kassieren. Der Grenzraum müsse davon befreit sein, lautet die Forderung im Saarland. Dem schließt sich der grenzüberschreitende Eurodistrict SaarMoselle an.

 Kreativ ohne Grenze, ohne Maut: „Colors of Velsen“ beim Warndt-Weekend 2016 (vorn Ute Wons). Archivfoto: Jenal

Kreativ ohne Grenze, ohne Maut: „Colors of Velsen“ beim Warndt-Weekend 2016 (vorn Ute Wons). Archivfoto: Jenal

Einzelhändler in saarländischen Grenz-Gemeinden haben viele französische Kunden. Sie fürchten, dass die ausbleiben könnten, wenn sie künftig Maut zahlen müssten für die Benutzung deutscher Straßen: Das wurde deutlich bei einer SZ-Umfrage unter Geschäftsleuten im Warndt (wir berichteten). Deshalb plädieren die Händler dafür, den Grenzraum zur mautfreien Zone zu machen.

Dabei erhalten sie jetzt energische Unterstützung. Der Eurodistrict SaarMoselle - grenzüberschreitender Zusammenschluss von Kommunen und Kommunalverbänden in unserer Region - fordert, wie bereits kurz gemeldet, in grenzüberschreitenden Gebieten mautfreie Zonen mit einer Tiefe von mindestens 40 Kilometern zu schaffen.

Der Eurodistrict begründet das zunächst politisch. Seit vielen Jahren arbeite er mit seinen Mitgliedern daran, die mosellanische und saarländische Seite zu einer deutsch-französischen Modellregion zusammenzuführen. Die Einführung der Pkw-Maut wäre daher eine Gefahr für die weitere Entwicklung der Region, sagt Roland Roth, Chef des Kommunalverbandes Saargemünd und Präsident des Eurodistricts, ein "Rückschritt".

Ein Hindernis wäre die Maut zudem für den grenzüberschreitenden Alltag. In Saarbrücken kommen 30 Prozent der Handels-Kunden aus Frankreich, im Warndt stellen französische Kunden für manche Geschäfte sogar die Mehrheit. Peter Gillo , Regionalverbandsdirektor und Vizepräsident des Eurodistricts, sieht in der "Vignetten-Pflicht als Eintrittsgebühr" erstens ein Hemmnis für Tausende von Einkaufstouristen. Zweitens eine finanzielle Barriere für die gemeinsame Vermarktung von Freizeitangeboten - wie sie exemplarisch etwa beim Warndt-Weekend seit Jahren praktiziert wird - und drittens für den gemeinsamen Wirtschaftsstandort Saar-Moselle. Damit ist auch der Arbeitsmarkt gemeint. Aktuell pendeln nach Angaben des Eurodistricts täglich 20 000 Arbeitnehmer zwischen Département Moselle und Saarland. 90 Prozent davon wohnen in Frankreich und arbeiten in Deutschland. Die Pkw-Maut, so Gillo, stehe auch im Widerspruch zur grenzüberschreitenden Arbeitsvermittlung und Ausbildung, die die Région Grand Est und das Saarland gerade erst begonnen haben.

Hinzu kommen organisatorische Änderungen in Lothringen, erklärt Gilbert Schuh, Beauftragter für grenzüberschreitende Fragen beim Département Moselle: Im Januar übergebe das Département Moselle die Zuständigkeit für Verkehr an die Région Grand Est. Dann übernehme es nicht mehr wie bisher 25 Prozent der Mautgebühr für die, die sich aus Berufs-Gründen zwischen Saint-Avold und Metz bewegen.

Der Eurodistrict drängt in der Maut-Frage auf einen Kompromiss. Er möchte den Verkehrsfluss auf seinem Gebiet gewahrt wissen.

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