Wie nahe kommen die Windräder?

Völklingen · Ein Bouser Windkraft-Projekt rückt den Völklingern nahe. Wie nahe, hat die Stadt bisher nicht beantwortet. Sie selbst spielt beim Windpark mit.

 Symbolfoto.

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Foto: Symbolfoto: Pleul/dpa

Streit um Windkraft-Projekte, wie er im Köllertal, in Burbach und in Klarenthal tobt, ist Völklingen bisher erspart geblieben. Dennoch machen sich jetzt Völklinger Gedanken um geplante Windräder. Anwohner der Röchlinghöhe, die regelmäßig im nahen Wald spazierengehen, haben sich besorgt in der SZ-Redaktion gemeldet. Sie berichten, dass im Wald kräftig gerodet werde, als Vorbereitung für geplante Windparks in Schwalbach und Bous. "Regelrechte Schneisen" würden geschlagen unweit des Hundedressurplatzes und der Derler Kipp, hat beispielsweise SZ-Leserin Elisabeth Schild beobachtet. Tiefer im Wald türme sich bereits ein Berg gefällter Stämme. Nicht auf Völklinger Bann allerdings, fügt Schild hinzu, das betreffende Waldstück liege auf dem Gebiet des Kreises Saarlouis. Und sie fragt, wo genau die Windräder ihren Ort finden sollen: "Werden die Mindestabstände eingehalten zur Wohnbebauung auf der Röchlinghöhe - und auch zu dem Neubaugebiet, das dort entsteht?"

Der Windpark Schwalbach, über den sich derzeit die Püttlinger ärgern (die SZ berichtete), sei von Völklingen so weit entfernt, dass die Stadt davon nicht betroffen sei und dazu auch nicht angehört werden musste, heißt es auf SZ-Nachfrage aus dem Völklinger Rathaus. Anders beim Windpark Bous. Mit diesem Projekt hat sich nach Auskunft von Stadtpressesprecher Uwe Grieger im März 2015 der zuständige Ausschuss des Völklinger Stadtrats befasst. Und dem Bouser Flächennutzungsplan nur unter der Bedingung zugestimmt, dass "die Sondergebiete für Windenergieanlagen mindestens 800 Meter von den Siedlungsbereichen der Röchlinghöhe und des Kreuzberges entfernt sind". Eben diese Distanz zu geschlossener Bebauung hat im September 2015 dann auch der Regionalverband Saarbrücken festgelegt. Die Bouser haben sich darum offenbar nicht geschert - ihr Plan-Entwurf vom August 2015, so Grieger, habe ein Wind-Sondergebiet ausgewiesen, "das teilweise bis unmittelbar an die Stadtgrenzen Völklingens heranreicht" und nur einen Vorsorgeabstand von 650 Metern vorsah. Wiederum habe Völklingen nur unter der Bedingung Ja gesagt, dass die Wind-Zone mindestens 800 Meter entfernt bleibt von Röchlinghöhe und Kreuzberg.

"Die Gemeinde Bous hat die Bedenken der Stadt Völklingen jedoch ‚weggewogen' ", heißt es weiter in der Stadt-Mitteilung. Im Klartext: Rechtlich gesichert ist es nicht, dass der Windpark Bous die 800-Meter-Distanz zwischen Windrädern und Völklinger Siedlungen einhält. Jetzt, da konkrete Investoren-Baupläne vorliegen, ließe sich immerhin sagen, ob dieser Abstand faktisch gewahrt bleibt - doch das war gestern aus dem Rathaus nicht zu erfahren, trotz mehrfacher Nachfrage.

Andererseits spielt die Stadt Völklingen mit beim Bouser Windräder-Bau. Drei Flurstücke besitzt sie auf Bouser Bann; dort soll der Waldweg hinter der "Derler Kipp" ausgebaut werden als Windpark-Zuwegung. 250 Wege-Meter gehören Völklingen. Die Stadt hat mit dem Windpark-Betreiber Dunoair einen Gestattungsvertrag geschlossen, nach dem die Firma dort 13 Bäume fällen und rund 1000 Quadratmeter Waldfläche nutzen darf. Gegen Entschädigung. Und mit der Verpflichtung, dass Dunoair 30 Jahre lang den Weg intakt hält.

Im Bereich Völklingen/Großrosseln hat der Regionalverband Saarbrücken übrigens nur eine einzige Konzentrationszone für Windkraft ausgewiesen. Sie liegt am Hunerscharberg - und dort hat kein Wind-Unternehmen Pläne angemeldet. Dem Vernehmen nach aus Naturschutzgründen: Bei Velsen hat sich vor ein paar Jahren ein Uhu angesiedelt. Und dieser Vogel steht unter so strengem Schutz, dass seine Anwesenheit ein absolutes K.o.-Kriterium ist; Windräder sind in seiner Nähe nicht genehmigungsfähig.

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